Feri-Vorstand Heinz-Werner Rapp
Solidarität in Europa
Heinz-Werner Rapp ist Vorstand von Feri sowie Gründer und Leiter des Feri Cognitive Finance Institute. Foto: Feri
Das Corona-Hilfsprogramm macht aus der Europäischen Union endgültig eine fragile Transferunion, ist Feri-Vorstand Heinz-Werner Rapp überzeugt. Außerdem verschleiere es, dass schwächere Mitgliedsländer auch ohne Corona dringend neue Finanzspritzen gebraucht hätten.
Beide Erkenntnisse entlarven zentrale Aussagen des EU-Gipfels zur Corona-Hilfe als grob irreführend und lassen das wahre Motiv erkennen: den sehr kritischen Zustand der Euro-Zone.
Zahlreiche Studien belegen, dass die Euro-Zone aufgrund struktureller Rigiditäten und massiver Divergenzen im makroökonomischen Gefüge seit Jahren unter systemischen Verspannungen leidet. Die Euro-Krise der Jahre 2010-2015 brachte das erstmals klar zum Ausbruch.
Diese innere Unwucht erzeugt zunehmende Zentrifugalkräfte, und damit ein (zuletzt wieder beschleunigtes) Auseinanderdriften der gesamten Euro-Zone. Derartige Zentrifugalkräfte können in einer Währungsunion nur auf zwei Arten...
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Beide Erkenntnisse entlarven zentrale Aussagen des EU-Gipfels zur Corona-Hilfe als grob irreführend und lassen das wahre Motiv erkennen: den sehr kritischen Zustand der Euro-Zone.
Zahlreiche Studien belegen, dass die Euro-Zone aufgrund struktureller Rigiditäten und massiver Divergenzen im makroökonomischen Gefüge seit Jahren unter systemischen Verspannungen leidet. Die Euro-Krise der Jahre 2010-2015 brachte das erstmals klar zum Ausbruch.
Diese innere Unwucht erzeugt zunehmende Zentrifugalkräfte, und damit ein (zuletzt wieder beschleunigtes) Auseinanderdriften der gesamten Euro-Zone. Derartige Zentrifugalkräfte können in einer Währungsunion nur auf zwei Arten reduziert werden: entweder durch harte strukturelle Anpassungen mit dem Ziel ökonomischer Konvergenz oder falls dies - wie im Fall der EWU - über viele Jahre nicht gelingt: durch ein System dauerhafter Subventionen und Finanztransfers.
Da sich die EWU über viele Jahre als reformunwillig erwiesen hat, ist der erste Ansatz unmöglich. Folglich hat sich die EU-Politik nun dem zweiten Handlungspfad verschrieben, der auf dauerhafte Finanztransfers hinausläuft. Das ist zwar beunruhigend, scheint aber zumindest realistischer als der frühere naive Glaube vieler EU-Politiker an die Selbstheilung der EWU.
Das Corona-Hilfspaket liefert also nichts anderes als ein wohlfeiles Narrativ, um nur wenige Jahre nach der Euro-Krise ohne öffentlichen Aufschrei erneut massive Finanztransfers in die schwachen Länder der EU lenken zu können.
Was die Entwicklung der TARGET-Salden verrät
Die Tendenz der EWU zur schleichenden Transferunion ist bereits seit Jahren klar erkennbar. Verlässliches Symptom sind die sogenannten TARGET2-Salden: Deren massive Aufblähung im Zeitablauf signalisiert gravierende Ungleichgewichte und akute Verspannungen im EWU-System.
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