Feri-Vorstand über Geldpolitik
Monetäre Verwässerung als neue Normalität
Heinz-Werner Rapp, Vorstand von Feri sowie Gründer und Leiter des Feri Cognitive Finance Institute Foto: Feri
Notenbanken werden zu staatlichen „Bad Banks“ degradiert, die durch Gelddrucken ökonomische Probleme lösen sollen, meint Feri-Vorstand Heinz-Werner Rapp. Warum dies gefährlich ist und Investoren und Vermögensinhaber beunruhigen sollte.
Nichts dazu gelernt Bislang geht das politische Establishment mit zunehmenden strukturellen Problemen genauso um, wie bereits im Zuge der Großen Finanzkrise: Systemische Fehler und strukturelle Schieflagen werden nicht korrigiert oder beseitigt, da die politischen Kosten offenbar zu hoch erscheinen. Stattdessen werden bestehende Beschränkungen der Geldpolitik gelockert, aufgeweicht oder umgangen, damit Notenbanken offene Geldschöpfung betreiben und so – stellvertretend für den Staat – als „financier of last resort“ mit unlimitierter finanzieller Feuerkraft einspringen können. Mittel- oder langfristige Risiken für die Integrität, die Stabilität oder den künftigen Bestand des zugrundliegenden Finanzsystems...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Nichts dazu gelernt
Bislang geht das politische Establishment mit zunehmenden strukturellen Problemen genauso um, wie bereits im Zuge der Großen Finanzkrise: Systemische Fehler und strukturelle Schieflagen werden nicht korrigiert oder beseitigt, da die politischen Kosten offenbar zu hoch erscheinen. Stattdessen werden bestehende Beschränkungen der Geldpolitik gelockert, aufgeweicht oder umgangen, damit Notenbanken offene Geldschöpfung betreiben und so – stellvertretend für den Staat – als „financier of last resort“ mit unlimitierter finanzieller Feuerkraft einspringen können. Mittel- oder langfristige Risiken für die Integrität, die Stabilität oder den künftigen Bestand des zugrundliegenden Finanzsystems und dessen Geldordnung werden dabei gezielt negiert oder stark verharmlost.
Folglich lautet die Prognose: Die Geldpolitik wird noch extremer, ihre Grenzen dürften schon in naher Zukunft noch mehr gedehnt werden. Damit dürfte auch das Ausloten neuer Möglichkeiten zur offenen Geldschöpfung und zur Staatsfinanzierung über die Notenpresse weiter voranschreiten.
Die ständige Progression, weg von einer „normalen“ Funktionsweise von Geldpolitik, und hin zu immer abenteuerlicheren Ausprägungen und Mutationen, verdeutlicht Abbildung 3:
Alarmierende Konsequenzen
Niemand kann heute mit Gewissheit vorhersehen, ob und wie stark sich Konzepte wie MMT und OMF zukünftig durchsetzen werden. Allerdings wird deren Attraktivität – scheinbar unbegrenzte Finanzierungsmöglichkeiten trotz leerer Kassen – für ehrgeizige Politiker extrem hoch sein.
Die Konsequenzen daraus sind klar, aber wenig beruhigend: Speziell in den USA, wo derzeit sehr ungewöhnliche politische Konstellationen herrschen und eine tief gespaltene Gesellschaft grundlegende Änderungen fordert, könnte das nächste Großexperiment in monetärer Staatsfinanzierung ablaufen. Ähnlich wie in Japan, wenngleich noch etwas schwächer, sind auch in den USA bereits klare Signale in Richtung MMT & OMF erkennbar.
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