Feri-Vorstand über Geldpolitik
Monetäre Verwässerung als neue Normalität
Heinz-Werner Rapp, Vorstand von Feri sowie Gründer und Leiter des Feri Cognitive Finance Institute Foto: Feri
Notenbanken werden zu staatlichen „Bad Banks“ degradiert, die durch Gelddrucken ökonomische Probleme lösen sollen, meint Feri-Vorstand Heinz-Werner Rapp. Warum dies gefährlich ist und Investoren und Vermögensinhaber beunruhigen sollte.
Doch auch für Europa und die Euro-Zone lässt sich eine analoge Erwartung formulieren: Die bisherige Politik exzessiver Geldschöpfung und massiver Aufblähung von Zentralbankbilanzen hat in Europa bereits wichtige Präzedenzfälle in „monetärer Verwässerung“ geschaffen. Und nach Mario Draghis jüngster Ansprache ist zu befürchten, dass dieser Trend sich weiter verschärft.
Wie Abbildung 4 zeigt, hat die EZB im Zuge ihrer mehrjährigen Q. E.-Politik bereits rund 20 Prozent der Staatsschuldenquote aller Euro-Länder in ihre Bilanz überführt. Sollte dieser Anteil von der EZB dauerhaft revolviert, ausgebucht oder anderweitig neutralisiert werden, würde die Schuldenquote der Euro-Zone bereits...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
Da diese Artikel nur für Profis gedacht sind, bitten wir Sie, sich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Doch auch für Europa und die Euro-Zone lässt sich eine analoge Erwartung formulieren: Die bisherige Politik exzessiver Geldschöpfung und massiver Aufblähung von Zentralbankbilanzen hat in Europa bereits wichtige Präzedenzfälle in „monetärer Verwässerung“ geschaffen. Und nach Mario Draghis jüngster Ansprache ist zu befürchten, dass dieser Trend sich weiter verschärft.
Wie Abbildung 4 zeigt, hat die EZB im Zuge ihrer mehrjährigen Q. E.-Politik bereits rund 20 Prozent der Staatsschuldenquote aller Euro-Länder in ihre Bilanz überführt. Sollte dieser Anteil von der EZB dauerhaft revolviert, ausgebucht oder anderweitig neutralisiert werden, würde die Schuldenquote der Euro-Zone bereits sehr nahe am Maastricht-Zielwert von rund 60 Prozent des BIP liegen. Es scheint extrem unwahrscheinlich, dass die Politik in Europa diese (von der EZB indirekt „vorbereitete“) Chance verstreichen lassen wird. Somit ist auch für die Euro-Zone davon auszugehen, dass eine dauerhafte Monetisierung staatlicher Schulden durch die Notenbanken (die EZB) über kurz oder lang vollzogen wird. Die schon bisher bei den Notenbanken gehaltenen Staatsschulden könnten dazu ein erster Schritt sein, dem aber durchaus noch weitere folgen können.
Generell sind die Auswirkungen einer gezielten Politik monetärer Expansion und staatlich gelenkter Geldschöpfung nicht trivial: Ihre Effekte wirken über Gütermärkte, Kapitalmärkte und Arbeitsmärkte auf alle Lebensbereiche und führen zu erheblichen Verzerrungen. Besonders stark sind in der Regel die Impulse für Finanz- und Immobilienmärkte, mit der Folge starker Aufwertungen oder sogar ausgeprägter Blasenbildung. Darüber hinaus kann eine Politik monetärer Verwässerung jedoch auch zu gravierenden Verzerrungen im gesamten Sozialgefüge einer Gesellschaft führen:
- Durch monetär angeheizte „Asset Price Inflation“ werden bestehende Ungleichgewichte in der Vermögensverteilung einer Gesellschaft unmittelbar verstärkt und oftmals neue Ungleichgewichte erzeugt.
- Mittelbar können daraus über „Zweit- und Drittrunden-Effekte“ echte Inflation, soziale Verwerfungen und gesellschaftliche Verspannungen größeren Ausmaßes induziert werden.
Fazit: Schon in sehr naher Zukunft ist in nahezu allen westlichen Finanzsystemen von einer anhaltenden und zunehmend unverblümt durchgeführten Politik monetärer Verwässerung und finanzieller Repression auszugehen. Notenbanken werden so immer stärker zu „Bad Banks“ des jeweiligen Finanzsystems, mit dem klaren Auftrag, systemische Altlasten (Schulden) möglichst dauerhaft zu entsorgen. Zugleich werden Notenbanken immer stärker politisiert und instrumentalisiert; sie werden damit zu Erfüllungsgehilfen eines Kurses offener monetärer Finanzierung, der in politischen Kreisen immer stärker um sich greifen wird.
Diese Tendenzen sind gefährlich und sollten Investoren und Vermögensinhaber beunruhigen. Welche Konsequenzen im Detail drohen, analysiert das FERI Cognitive Finance Institute in seiner aktuellen Studie. „Modern Monetary Theory und OMF – Monetäre Verwässerung und Monetisierung auf dem Vormarsch“.
Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?
Über den Autor