Sparen Vermögensverwalter warnt vor Festgeld-Fallen – und weiß eine Alternative
Nach fast einem Jahrzehnt ohne Zinsen zahlen spendablere Häuser für zwei- und dreijähriges Festgeld etwa zwei Prozent im Jahr. Auch wenn etliche Institute die Sparer weiterhin knapphalten, denken doch viele konservative Anleger: Warum nicht einen Teil meines Vermögens als Festgeld anlegen und mir so die Zinsen sichern? Was auf den ersten Blick vernünftig scheint, hat mehrere Haken, die Privatanleger oft nicht erkennen können. Denn der weite Blick über den Finanzmarkt zeigt: Werthaltige Staats- und Unternehmensanleihen bieten wesentliche Vorteile zum Festgeld, aber kaum Nachteile.
Rendite: Werthaltige Anleihen bringen oft mehr
Einjährige deutsche Staatsanleihen bringen aktuell eine Rendite von 3 Prozent im Jahr. Bei den gängigen Angeboten etablierter und hier ansässiger Banken dürfen Sparer meist 2 bis 2,5 Prozent Zinsen erwarten. Anleihen von marktführenden Unternehmen mit sehr guter Bonität bewegen sich bei gleicher Laufzeit sogar einen ganzen Prozentpunkt über der Rendite von Staatsanleihen.
Somit ist Festgeld im Vergleich zu den Alternativen oftmals unattraktiv. Dies gilt erst recht, wenn man bedenkt, dass Anleger diese Anleihen jederzeit veräußern können – unter Umständen sogar mit Gewinn, falls die Zinsen etwa in einer Rezession sinken sollten.
Wiederanlage: Anleihekäufer sind weitaus flexibler
Festgeld-Sparer müssen ihr Investment anders als Anleihekäufer bis zum Laufzeitende halten. Dies führt zu einem Problem, das man als Festgeld-Dilemma bezeichnen könnte: Was ist, wenn die Zinsen in zwei oder drei Jahren gesunken sind und die Banken dann nur 0,25 Prozent im Jahr zahlen? In der Zwischenzeit dürften andere Vermögenswerte wie Aktien und Anleihen wegen des Zins-Rückenwinds gestiegen sein.
Unser Festgeld-Anleger käme so zu spät, um im vollen Umfang von den höheren Kursen zu profitieren. Auch sähe er sich mit gestiegenen Bewertungen und größeren Risiken konfrontiert. Anleihe-Käufer haben dieses Problem nicht: Sie können jederzeit auf ihr Geld zugreifen, wenn sie es benötigen. Daher können sie sich frühzeitig am Aktienmarkt engagieren oder aber bei steigenden Zinsen bequem in höher verzinste Papiere wechseln.
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Absicherung: Bei Anleihen gibt es keine Grenzen
Die gesetzliche Einlagensicherung beläuft sich auf 100.000 Euro pro Anleger und Bank. Nur darauf haben Sparer, die an Festgeld denken, einen rechtlich verbrieften Anspruch. Wer 300.000 Euro, ein halbe Million oder noch mehr anlegen möchte, steht deshalb vor der Aufgabe, seine Einlage über mehrere Banken zu streuen.
Nur so ist beim etwaigen Ausfall einer Bank garantiert kein Vermögensverlust zu befürchten. Hier sei angemerkt, dass die Bundesbank derzeit zehn kleinere Banken intensiv beobachtet. Die Käufer werthaltiger Anleihen haben solche Probleme nicht, denn Wertpapiere sind rechtlich gesehen Sondervermögen und im Fall einer Insolvenz der Bank geschützt. Das gilt auch für Fonds und ETFs, die im Rahmen einer konservativ ausgerichteten Vermögensstrategie zum Einsatz kommen.
Fazit: Unter dem Aspekt der Rendite, der Flexibilität und der Absicherung ist eine konservative Vermögensstrategie mit werthaltigen Anleihen gegenüber Festgeld die bessere Wahl.
Über den Autor:
Thomas Keller ist Fondsmanager bei Spiekermann & CO in Osnabrück. Weitere Stationen in seinem Lebenslauf waren bei der DWS, KPMG und der Deutschen Bank.