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Fida-Verordnung vor dem Aus

Die Fida-Verordnung (Financial Data Access), die ursprünglich von der EU-Kommission vorgeschlagen wurde, steht mehreren übereinstimmenden Medienberichten zufolge vor einem möglichen Rückzug.
Ziel der Verordnung war es, den Zugang zu Finanzdaten zu standardisieren und den Weg für Open Finance in Europa zu ebnen. Sie sollte Banken und anderen Finanzdienstleistern verpflichten, Kundendaten sicher und in Echtzeit über standardisierte Schnittstellen bereitzustellen, um Innovationen und Wettbewerb im Finanzsektor zu fördern.
Verordnung zu komplex?
Die EU-Kommission wolle nun zeitnah die Verordnung zurückziehen, um Bürokratie abzubauen und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft zu stärken, heißt es in den Berichten. Denn die geplante Verordnung wurde von einigen Marktteilnehmern als zu komplex und belastend für die betroffenen Akteure angesehen.
Tatsächlich steht das Regelwerk schon seit langem in der Kritik, vor allem seitens der Versicherer und Kreditinstitute. Die Unternehmen warnten mit Blick auf die Pläne aber nicht nur vor überbordender Bürokratie, sondern auch vor möglichem mangelnden Interesse der Kunden. Aufwand und Kosten für die Umsetzung würden in keinem Verhältnis zum erkennbaren Nutzen für Verbraucher stehen, so die Haltung.
Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hatte in einem Positionspapier deutliche Kritik an dem Vorhaben formuliert. Versöhnlicher gaben sich unterdessen die Vermittlerverbände: Sie sahen durch die Datenöffnung viele Vorteile für Berater wie Kunden.
AfW: „Rückschlag für fairen Wettbewerb und Verbraucherrechte“
Die Entscheidung der EU-Kommission, die geplante Fida-Verordnung nicht weiterzuverfolgen, sei „ein Rückschlag für Open Finance, fairen Wettbewerb und Verbraucherrechte“, heißt es vom AfW Bundesverband Finanzdienstleistung. Der Interessenverein „bedauert diesen Schritt ausdrücklich, denn die unabhängigen Vermittler hätten durch Fida erstmals einen geregelten Zugang zu Finanzdaten ihrer Kunden erhalten – selbstverständlich nur mit deren Zustimmung.“
„Während Banken und große Plattformen bereits heute durch Open-Banking-Regulierungen wie die PSD2 profitieren, stehen unabhängige Finanz- und Versicherungsvermittler weiterhin vor verschlossenen Türen“, moniert AfW-Vorstand Norman Wirth. Der freie Zugang zu Finanzdaten sei jedoch essenziell, um Kunden eine umfassende und individuelle Beratung bieten zu können.
Zur Einordnung der AfW-Position muss gesagt werden, dass dieser neben freien Vermittlern auch große Maklerpools vertritt, insbesondere die Fondsfinanz. Diese Marktteilnehmer, die bereits stark datenzentriert arbeiten, haben zweifellos ein Interesse daran, mithilfe des neuen EU-Regelwerks ihre Plattformen weiter auszubauen und Vertriebspartner zu binden.
Gleiche oder ungleiche Wettbewerbsbedingungen?
Wirth weiter: „Die Entscheidung der EU-Kommission ist eine verpasste Chance, gleiche Wettbewerbsbedingungen in der Finanzbranche zu schaffen.Die geplante FIDA-Verordnung hätte nicht nur für mehr Innovation gesorgt, sondern auch Verbrauchern mehr Kontrolle über ihre eigenen Finanzdaten gegeben.“
Kritiker sprechen indes von ungleichen Wettbewerbsbedingungen durch Fida, weil große Player wie sogenannte Vergleichsportale noch leichter auf Daten hätten zugreifen können.
Gemeinsam mit der Brancheninitiative Frida – Free Insurance Data Initiative – hat sich der AfW nach eigener Aussage für eine praxisgerechte Open-Finance-Regulierung eingesetzt. Der Verband fordert daher eine Neuaufnahme des Themas auf europäischer Ebene. „Die Idee von Open Finance darf nicht an dieser Entscheidung scheitern“, sagt Wirth.