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Aktualisiert am 28.01.2020 - 17:33 UhrLesedauer: 7 Minuten
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Fidelity-Ausblick auf 2020 Eine Rezession droht nicht, Anleger sollten aber auf die Inflation achten

Chancen bei inflationsindexierten Anleihen

Die Renditen von Anleihen aus Kernländern werden voraussichtlich niedrig bleiben – bei zehnjährigen US-Staatsanleihen sind unter zwei Prozent zu erwarten –, dennoch rechnen wir mit zusätzlichen Kapitalzuflüssen in festverzinsliche Anlagen mit attraktiveren Renditen. Papiere aus dem defensiven Investment-Grade-Segment werfen nur noch magere Renditen ab. Folglich wird es zu einer Abwanderung von Anlegern in renditestärkere Anlageklassen wie Schwellenländeranleihen kommen. In den USA steigt derweil der Inflationsdruck. Daraus könnten sich interessante Anlagechancen bei inflationsindexierten Anleihen ergeben.

Die Rezession bleibt ein Risiko, kann 2020 aber vermieden werden

Das zentrale Risiko für 2020 besteht darin, dass die Zentralbanken mit ihrer Politik kein Wachstum generieren, die Regierungen vor Steuersenkungen und höheren Staatsausgaben zurückschrecken und die Weltwirtschaft in eine Rezession abgleitet. Dazu wird es unseres Erachtens nicht kommen, die Weltwirtschaft dürfte vielmehr weich landen. Sollten die USA jedoch einen Abschwung erleben, würden hier die Ausfallrisiken steigen. Die Qualität der Bilanzen wird damit noch wichtiger.

In einem solchen Szenario wären zwar höhere Risikoaufschläge wahrscheinlich, diese würden aber durch die nach wie vor sehr niedrigen Kernrenditen kompensiert. Auf Gesamtrenditebasis sollten sich Durations- und Zinsrisiken daher auszahlen. Ein weiteres erhebliches Risiko für die Märkte birgt der Ausgang der Präsidentschaftswahlen in den USA. Setzt sich Elizabeth Warren als Spitzenkandidatin der Demokraten durch und hat das Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump Erfolg, könnten die Aktienkurse von US-Unternehmen unter Druck geraten.

Negativzinsen zeigen Grenzen der Geldpolitik auf

Nach unserer Einschätzung werden die Zinsen in den USA niedrig bleiben und in Europa vielleicht noch weiter in den Minusbereich fallen. Sorgen bereitet uns, dass die Geldpolitik zusehends an Grenzen stößt. Mittlerweile werfen Anleihen im Wert von umgerechnet mehr als 16 Billionen US-Dollar negative Renditen ab, der Großteil davon sind europäische Staatsanleihen. Im Oktober emittierte selbst Griechenland eine dreimonatige Staatsanleihe mit einer Rendite von -0,02 Prozent, wie die „Financial Times“ berichtete. Noch vor wenigen Jahren musste das Land mit der größten Rettungsaktion aller Zeiten vor der Pleite gerettet werden.

Wenn sich die Weltwirtschaft und insbesondere Europa weiter auf eine Rezession zubewegen, könnten die Zinsen noch weiter in den Minusbereich rutschen. Der Einlagenzins der Europäischen Zentralbank liegt schon jetzt bei -0,5 Prozent. Bis Ende 2020 wird mit einem weiteren Rückgang um zehn Basispunkte gerechnet. Ob davon kurzfristig Schützenhilfe für die Konjunktur ausgeht, bleibt abzuwarten. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden die Volkswirtschaften aber kaum ohne umfassende fiskalische Impulse von der Stelle kommen.