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Fidelity-Experte Jeremy Podger Ein Plädoyer für mehr Nachhaltigkeit

Megatrend Nachhaltigkeit: Frisches Wasser kommt aus der Wüste und ist theoretisch überall vorhanden.
Megatrend Nachhaltigkeit: Frisches Wasser kommt aus der Wüste und ist theoretisch überall vorhanden. | Foto: Unsplash.com

Als Manager globaler Aktienfonds hielt ich es immer für richtig, Kundenportfolios stets nach ESG-Prinzipien zu verwalten. Doch gilt das auch im aktuellen politischen Umfeld? Schließlich hat unter US-Präsident Donald Trump die stärkste Volkswirtschaft und einer der größten Umweltverschmutzer der Welt dem Pariser Klimaabkommen den Rücken gekehrt – mit weitreichenden Folgen für die Weltwirtschaft. Zeit also, die Argumente für einen ESG-Ansatz auf den Prüfstand zu stellen, der die Berücksichtigung der Bereiche Environmental, Social und Governance – also Umweltschutz, Soziales und Führungsverhalten – beinhaltet.

Jeremy Podger

Trumps Umweltpolitik ist ein klassisches Beispiel für das Gefangenendilemma aus der Spieltheorie. Das günstigste Ergebnis für die Gemeinschaft ergibt sich, wenn alle kooperieren. Ein einzelner Akteur könnte jedoch versuchen, sich auf Kosten der anderen einen Vorteil zu verschaffen. Das tun in diesem Fall die USA. Die Problematik: Nachhaltigkeit ist ein Gemeinschaftsprojekt, und fairer Wettbewerb kann nur funktionieren, wenn für Unternehmen weltweit ähnliche Klimaziele und Regeln gelten. Wenn die Zusammenarbeit im Kampf gegen den Klimawandel weiter leidet, könnte es sich für Unternehmen und Staaten immer mehr lohnen, die Konsequenzen ihres Handelns für die Umwelt zu ignorieren. Denn dann müssten sie kaum noch fürchten, für ihr Verhalten abgestraft zu werden.

In der Vergangenheit galt ein verantwortungsloser Umgang mit der Umwelt für Anleger als Risiko. Weltweit setzten Regierungen Anreize für mehr Ehrgeiz beim Umweltschutz und bestraften Umweltsünder, etwa mit strengeren Gesetzen. Doch jetzt könnten Staaten versuchen, diese hehren Ziele gegen Kosten- und Wettbewerbsvorteile einzutauschen. Diese Möglichkeit stellt die Annahme infrage, dass die Integration von ESG-Prinzipien bei der Geldanlage mit den Risiko- und Renditezielen der Anleger vereinbar ist oder sogar zu besseren Ergebnissen führen kann. Ich glaube, dass die Staatengemeinschaft langfristig wieder stärker zusammenarbeiten wird, um die gemeinsamen Interessen zu wahren. Doch vorerst bleibt die Unsicherheit. Umso wichtiger ist es jetzt, aus Prinzip einen ESG-Ansatz zu wählen – nicht als Mittel, um Anlageziele zu erreichen, sondern losgelöst und parallel dazu.

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Regierungen, die eigentlich die langfristigen Interessen ihrer Bürger vertreten sollten, versagen in dieser Hinsicht. Wir als aktive Manager müssen in dieser Situation unter Beweis stellen, dass wir im Interesse der Kunden handeln. Was bedeutet dies im Hinblick auf ESG-konforme Anlagen? Sie sind nicht nur das Klügste und Sinnvollste, was wir tun können. Unabhängig davon, in welche Richtung das politische Pendel gerade ausschlägt, ist es sogar unsere Pflicht, ESG-Aspekte stärker in den Fokus zu rücken und sie bei unseren Entscheidungen zu berücksichtigen.

Rendite muss nicht auf der Strecke bleiben

Das heißt nicht, dass Anleger unbedingt Abstriche bei der Rendite hinnehmen müssen, denn es gibt unabhängig vom politischen Umfeld Argumente, die für einen auf Nachhaltigkeit fokussierten Ansatzsprechen. Zum einen wollen immer mehr Anleger ihr Geld auf nachhaltige und verantwortungsvolle Weise anlegen. Dadurch sinken die Kapitalkosten für Unternehmen mit einer guten ESG-Bilanz, was wiederum die Rendite stärkt. Und zum anderen dürften ESG-konforme Unternehmen weniger Gefahr laufen, von Handelspartnern abgestraft zu werden, die sicherstellen wollen, dass ihre Lieferketten den höchsten Ansprüchen entsprechen. Diese Dynamik spricht auch jetzt dafür, bei der Geldanlage einen ESG-Ansatz zu wählen.

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