LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Aktualisiert am 20.03.2020 - 17:42 UhrLesedauer: 5 Minuten
ANZEIGE

Fidelity International zum Corona-Schock Zerreißprobe für die Kapitalmärkte

Arbeiterin in einer Lkw-Fabrik im Nordwesten Chinas: Der Einkaufsmanagerindex des produzierenden Gewerbes ist im Februar auf den niedrigsten je gemessenen Stand gefallen.
Arbeiterin in einer Lkw-Fabrik im Nordwesten Chinas: Der Einkaufsmanagerindex des produzierenden Gewerbes ist im Februar auf den niedrigsten je gemessenen Stand gefallen. | Foto: imago images / Xinhua
Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity International

Auch wenn es derzeit noch verfrüht ist, die anhaltende globale Ausbreitung des Coronavirus (Covid-19) mit der großen Finanzkrise aus dem Jahr 2008 zu vergleichen, vereint beide Ereignisse schon jetzt eine Tatsache: ihre Ansteckungsgefahr. Vor etwas mehr als zehn Jahren ging es um die Ansteckung, die von wertlosen Schuldpapieren ausging und den Finanzsektor an den Rand des Abgrunds brachte. Heute sind es die Viren des Erregers Covid-19, die Angst verbreiten und den Alltag in vielen Teilen der Welt stark zu beeinflussen drohen.

Großveranstaltungen wie der Autosalon in Genf und die Internationale Touristikmesse in Berlin (ITB) sind bereits abgesagt. Geschäftsreisen werden weitgehend eingestellt und Urlauber überlegen sich genau, ob sie ihre geplante Reise antreten sollen. Das alles wird starke Auswirkungen auf die Gewinnentwicklung der Unternehmen und die weltweite Konjunktur haben. Aktuell ist zudem zu erwarten, dass sich dieser Effekt auch über das erste Quartal 2020 hinaus auswirken wird.

Märkte reagieren spät, aber deutlich auf Epidemie

Die globalen Kapitalmärkte sind zu Beginn des Jahres mit einem Risikofaktor überrascht worden, den niemand auf der Agenda hatte. Dabei hatte sich zum Jahreswechsel gerade eine gewisse Erholungstendenz für die Weltwirtschaft abgezeichnet. Die ersten offiziellen Daten, die uns nach dem Ausbruch des Erregers aus China erreicht haben, zeichnen ein dramatisches Bild der Lage: Der Einkaufsmanagerindex des produzierenden Gewerbes in China fiel auf 35,7 Punkte und somit auf den niedrigsten je gemessenen Stand. Die Service-Komponente fiel mit 29,6 Zählern noch drastischer und zeigt, dass der chinesische Dienstleistungssektor praktisch zum Erliegen gekommen ist.

Die Kapitalmärkte haben überraschend spät, aber dafür umso schärfer auf die Gefahr einer globalen Ausbreitung des Virus reagiert. Der jüngste Kursverfall war einer der gravierendsten, der je in einer Woche an den globalen Märkten beobachtet werden konnte. Die Volatilität stieg in kürzester Zeit signifikant an. Vieles spricht dafür, dass wir uns bereits auf dem Weg in eine Rezession befinden.

Zentralbanken stützen, aber Mittel sind begrenzt

Jetzt werden die Rufe nach weiteren geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen laut. In China und anderen Ländern wurden bereits Zinssenkungen und weitere Stützungsmaßnahmen für die Liquidität der Finanzmärkte eingeleitet. In Hongkong wurde gerade das erste Helikoptergeld an die Bürger ausbezahlt. Weitere Aktivitäten werden folgen. Auch die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB) werden nicht umhinkommen, die Märkte weiter zu unterstützen.

Aber genau hier stellen sich die entscheidenden Fragen für die kurz- und mittelfristige Zukunft der Finanzmärkte: Lassen sich die Zentralbanken und Regierungen darauf ein, die letzten Pfeile aus dem Köcher zu verwenden, um die vermeintlich vorübergehende wirtschaftliche Schwächephase zu überwinden? Reichen diese aus, um die aktuelle Situation zu überstehen? Oder überlässt man die Märkte sich selbst in der sehnlichen Hoffnung, die schlimmste Marktphase möge bereits hinter uns liegen?

Die Antworten geben jedem einzelnen Investor Aufschluss darüber, wie er sich jetzt positionieren sollte. In ihnen wird aber auch der große Entscheidungsdruck deutlich, dem sich die verschiedenen Akteure auf dem Spielfeld momentan ausgesetzt sehen. Geht man jetzt aufs Ganze, bleiben möglicherweise keine Reserven mehr für die nächste Krise. Und Garantien, dass die Maßnahmen die entsprechende Wirkung zeigen, gibt es natürlich nicht.

Jetzt besser einsteigen oder aussteigen?

Genau dieser Konflikt wird das Marktgeschehen in den kommenden Wochen und Monaten bestimmen, da Bewertungsfragen in diesen Phasen so gut wie keine Rolle spielen. Das sogenannte Sentiment, also die Marktstimmung, wird sich weiterhin zwischen Hoffen und Bangen bewegen, bis es zunehmend Gewissheit darüber gibt, welches Szenario sich durchsetzen wird. Es ist daher davon auszugehen, dass uns stärkere Schwankungen erst einmal erhalten bleiben.

Anleger, die sich in diesen Tagen zurecht die Frage stellen, ob wir uns näher an einem Einstiegs- oder Ausstiegszeitpunkt befinden, müssen sich vor allem bewusst darüber sein, welchen Anlagehorizont sie vor Augen haben. Denn der große Verkaufsdruck der letzten Tage kam primär von technischen Verkaufsprogrammen. Professionelle Anleger haben sich überwiegend zurückgehalten und nicht in deutlichem Maße von ihren Wertpapieren – insbesondere Aktien – getrennt. Für sich genommen ist das durchaus positiv, bedeutet andererseits aber auch weiteren Verkaufsdruck, wenn sich dieses Verhalten ändern sollte.

Sehr wahrscheinlich sind wir noch nicht im finalen Ausverkauf an den Märkten angelangt. Investoren, die längerfristig denken, sollten sich hingegen langsam wieder für die ersten Käufe bereithalten. Sobald negative Schlagzeilen nicht mehr zu weiterem Verkaufsdruck führen, kann sich sukzessive wieder Potenzial für eine deutliche Erholung aufbauen. Insbesondere dann, wenn nicht alle negativen Erwartungen erfüllt werden.

Das könnte Sie auch interessieren:

  • Die Ausbreitung des Coronavirus hinterlässt erste Spuren in der Wirtschaft. Erfahren Sie, wie unsere Profis die Lage einschätzen und mit welchen Strategien Sie Marktschwankungen meistern können. Mehr erfahren

Wichtige Informationen:

Diese Unterlage ist eine Marketinginformation. Eine Anlageentscheidung sollte in jedem Fall auf Diese Unterlage ist eine Marketinginformation. Eine Anlageentscheidung sollte in jedem Fall auf Grundlage des Kundeninformationsdokuments „Wesentliche Anlegerinformationen“ und des veröffentlichten Verkaufsprospekts, des letzten Geschäftsberichts und – sofern nachfolgend veröffentlicht – des jüngsten Halbjahresberichts getroffen werden. Diese Unterlagen sind die allein verbindliche Grundlage des Kaufs. Anleger in Deutschland können diese Unterlagen kostenlos bei der FIL Investment Services GmbH, Postfach 200237, 60606 Frankfurt am Main, anfordern. FIL Investment Services GmbH veröffentlicht ausschließlich produktbezogene Informationen und erteilt keine Anlageempfehlung. Die im Text genannten Unternehmen dienen nur der Illustration und sind nicht als Kaufs- oder Verkaufsempfehlung zu verstehen. Der Wert der Anteile kann schwanken und wird nicht garantiert. Informationen aus externen Quellen werden hinsichtlich ihrer Richtigkeit oder Vollständigkeit von Fidelity International nicht garantiert. Ebenso haftet Fidelity International nicht für entstandene Verluste aus der Verwendung der Informationen. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Indikatoren für zukünftige Erträge. Fidelity International, das Fidelity International Logo und das „F-Symbol“ sind eingetragene Warenzeichen von FIL Limited. FIL steht für FIL Limited (FIL) und ihre jeweiligen Tochtergesellschaften. Herausgeber für Deutschland: FIL Investment Services GmbH, Postfach 200237, 60606 Frankfurt am Main. Stand, soweit nicht anders angegeben: März 2020. MK10808

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.