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Fidelity-Mann im Interview „Da müssen wir besser werden“

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Was ist mit Südostasien? Damit haben Sie schließlich in den 90ern die ersten Achtungserfolge erzielt.

Machts: Natürlich, das ist Thema Nummer vier. Wobei der Fokus neben breiten Asienstrategien ganz klar auf China liegt. Vielen Anlegern ist immer noch nicht klar, welch eine große Bedeutung dieser Markt künftig haben wird. Als fünftes Thema dann Multi-Asset. Wobei ich allen, die anzweifeln, dass wir so etwas können, nur zurufen kann: Schaut euch unseren Fidelity Global Multi Asset Income an. Das ist unser Kernprodukt in diesem Segment, denn laufende Erträge werden im derzeitigen Zinsumfeld immer wichtiger. Und schließlich als letztes Thema passive Investments, also ETFs. Kann ich die einzigartige Research-DNA, auf die Fidelity gebaut ist, in ein passives Produkt transportieren? Natürlich. Machen wir das? Ja. Funktioniert das? Ja. Sind wir erfolgreich damit? Noch nicht.

Auch in den meisten anderen Bereichen scheint es mir heute anders als etwa vor 15 oder 20 Jahren so, dass Sie dem Feld hinterherfahren und schauen, wo man überholen kann.

Machts: Natürlich heißt es jetzt erst einmal zum Wettbewerb aufzuschließen. Das ist das, was wir im Drittvertrieb gerade tun, und da werden wir auch noch etwas Zeit brauchen. Im zweiten Schritt kommt es dann darauf an, sich nach vorne zu positionieren und all die erwähnten Stärken auf die Straße zu bringen. Eine weitere habe ich bislang noch gar nicht erwähnt: Fidelity gehört zu den ganz wenigen Asset-Managern, die beim Markteintritt vor über 50 Jahren  auf der Privatkundenseite gestartet sind und dieses Geschäftsfeld sehr genau kennen. Das ist ein großer Vorteil, denn viele Wettbewerber tun sich genau dort schwer.

Digitalisierung spielt im Markt künftig eine große Rolle, und statt einzelner Investmentprodukte stehen Strategien und Lösungen im Vordergrund. Wie ist Fidelity da aufgestellt?

Machts: In unserem Geschäftsfeld wird eines der ganz essentiellen Produkte für Vertriebe nach vorn eine Vermögensverwaltung für den digitalen Kunden sein. Da sind wir gar nicht bei Robo Advice, sondern lediglich bei der Frage, ob ich den nächsten Individualisierungsschritt von Multi-Asset gehen kann. Der sieht in etwa so aus: Malte Dreher gibt seine fünf Präferenzen, daraus entsteht ein Portfolio, und Christian Machts macht das mit seinen Vorgaben. Daraus entstehen individuelle Portfolien, die so gegebenfalls  auch kein zweites Mal bestehen. Das geht nur über Technologie, dafür brauche ich Bausteine.

Folgt dann der Endanleger dem Machts-Portfolio, dem Dreher Diversified?

Machts: Das ist sicher ein Weg, und wir sehen das ja auch bei einigen digitalen Modellen, die bereits im Vertrieb eingeführt sind. Bei uns läuft das unter der Überschrift Global Digital Wealth, und wir haben inzwischen eine ganze Menge Erfahrungswerte, wie eine digitale Berater-Kunden-Schnittstelle aussehen kann oder welche Werkzeuge funktionieren und welche nicht.

Sie setzen aber nach wie vor auf den Berater als Mittler zwischen Produzent und Investor?

Machts: Absolut, wobei wir in Großbritannien und Deutschland natürlich auch unser eigenes Direktgeschäft verfolgen. Dort sammeln wir Erfahrungen im Umgang mit Endkunden. Dieses Wissen teilen wir mit unseren Kunden aus dem Drittvertrieb. . Ich bin aber überzeugt, dass der Berater auch im Digital-Zeitalter noch eine ganz essentielle Rolle spielt. Und wenn es für die finale Bestätigung ist: Der Kunde schaut sich im Internet ein Produkt an, findet es interessant, holt sich dann aber noch die Bestätigung vom Berater – und erst dann legt er los.

Funktioniert das Geschäft weiter mit Risiko-Rendite-Profilen? Klebt also auch auf künftigen Lösungen ein Etikett à la „Erwartete Rendite 4 bis 5 Prozent pro Jahr bei einer Volatilität von 5 bis 7 Prozent?“

Machts: Auf Dauer werden Sie allein mit einem solchen Etikett nicht überleben. Sie müssen den Kunden klarmachen, wo eine Rendite von zum Beispiel4 oder 5 Prozent ganz konkret herkommt und welche Risiken er damit eingeht - gerade in einem Umfeld wo Anleihen an Attraktivität verlieren. Das ist ja unter anderem der Grund, warum globale Dividendenaktien und andere Income-Strategien als Thema so beliebt sind.

Wobei das alles nicht viel hilft, wenn die Anleiheseite völlig wegklappt.

Machts: Na klar. Das genau ist die nächste Herausforderung: Was passiert, wenn wir jetzt in ein Umfeld kommen, in dem Bonds strukturell negativ performen? Dann muss ich mir in solchen Konzepten über andere Einkunftsquellen Gedanken machen. Und es stellt sich natürlich die Frage, wie in einem solchen Umfeld ein wirklich langfristiges Konzept für die Altersvorsorge aussieht. Das ist alles nicht neu, aber ich denke, dass wir auf diese Debatte in der zu erwartenden Diskussion über Negativzinsen noch einmal massiv Druck bekommen. Und dann müssen wir als Asset-Manager einfach zeigen, was wir können.

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