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Fidelity Marktanalyse: Ist Japan bei Anlegern zu Recht unbeliebt?

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Eine sorgfältige Titelauswahl in einem so tiefen Markt ist nach wie vor wichtig und ein Blick vor allem auf nicht ganz so große Unternehmen lohnt sich. Kleinere Unternehmen sind in der Regel flexibler als ihre großen Wettbewerber und verfügen oft über bessere Wachstumschancen. Sei es durch Marktanteilsgewinne in etablierten Branchen oder dadurch, dass sie sich in neuen, aufstrebenden Branchen bewegen. Zudem werden ihre Aktien üblicherweise weniger genau analysiert, was nicht selten zu Unterbewertungen führt.

Auch der starke, wenn auch unlängst etwas abgewertete Yen, spielt Stockpickern in die Hände. Denn in Sachen Währung werden häufig alle Unternehmen Japans in einen Topf geworfen. Dann heißt es, ein starker Yen ist schlecht für Exporteure, ein schwacher Yen ist gut für Exporteure, aber Vorsicht bei solchen, die Rohstoffe importieren. Bei dieser Betrachtung läuft man jedoch Gefahr, alle möglichen Fehlentwicklungen in den Unternehmen selbst mit der Währung zu entschuldigen.

Sie kann aber nicht als Rechtfertigung dafür herhalten, dass eine Unternehmensstrategie oder deren Umsetzung zu wünschen übrig lässt. Prominente Beispiele hierfür liefert die Verbraucherelektronikbranche mit Sony oder Panasonic. Umgekehrt sollten die Erfolge jener japanischen Firmen nicht außer Acht gelassen werden, die trotz eines starken Yen-Kurses gegenüber dem US-Dollar weiter rentabel wirtschaften.

Alle Unternehmen über einen Kamm zu scheren birgt die Gefahr, gute Anlagechancen bei den vielen Marktführern zu verpassen, die es in Japan nach wie vor gibt. Angefangen von erstklassigen Kameraherstellern wie Canon bis hin zu den weniger beachteten Herstellern medizinischer Geräte (eine alternde Bevölkerung hat durchaus auch Vorteile).

Eher selten anzutreffen – aber doch lohnend – ist die Sichtweise, dass Japan tatsächlich eine Vielzahl von Qualitätsunternehmen zu bieten hat, die sich in den nächsten Jahren als gute Anlage erweisen könnten. Wenn man allerdings bedenkt, wie viel mehr Qualitätsunternehmen es einmal waren, fällt es schwer, eine gewisse Enttäuschung zu verbergen. Entscheidend wird sein, wie es künftig weiter geht.

Um es deutlich zu sagen: Ich bin nicht der Meinung, dass Japan keine Probleme hat. Aber die Schwächen Japans sollten Anleger nicht blind für seine Vorzüge machen. Nehmen wir als weiteres Beispiel die Ausschüttungen an die Anleger. Der allgemeinen Auffassung zufolge leidet Japan unter einer generell schwachen Corporate Governance.

In diesem Zusammenhang wird gerne auf die knausrige Dividendenpolitik verwiesen. Ein Vergleich mit anderen Märkten bringt jedoch ein differenzierteres Bild zutage. Vor allem wenn man die Dividendenrendite des japanischen Marktes mit der Rendite der Staatsanleihen vergleicht. So liegt die Dividendenrendite in Japan aktuell bei rund 2,3 Prozent – und damit genauso hoch wie in den USA –, die Rendite zehnjähriger japanischer Staatsanleihen jedoch nur bei 0,8 Prozent.
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