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Fidelity Marktkommentar Verschafft Trump US-Aktien einen kurzfristigen Aufschwung?

Mehr als bei früheren Wahlkämpfen sehen Anleger deutliche Risiken im aktuellen Rennen um das Weiße Haus. Während Hillary Clinton für Kontinuität steht – wenn auch mit etwas härterer Haltung in Handels-, Gesundheits- und Finanzfragen – sehen die meisten in Donald Trump eine echte Gefahr für die Märkte. Seine Äußerungen zur Globalisierung, die den USA mehr schade als nutze, schüren Ängste vor zunehmendem Protektionismus und Stimmungsmache gegen freie Märkte.

Viele erwarten deshalb, dass ein Sieg Trumps eine Verkaufswelle an den amerikanischen wie internationalen Märkten lostritt. Aber so paradox es auch klingt: Ein Wahlerfolg des republikanischen Kandidaten könnten den US-Aktienmärkten eine Aufwärtsphase bescheren – zumindest vorübergehend. Höhere Staatsausgaben und Steuersenkungen könnten der amerikanischen Wirtschaft neuen Schub geben und zunächst das Gewinnwachstum der Unternehmen ankurbeln. Selbst wenn sie der US-Wirtschaft auf lange Sicht wohl eher schaden.

Trumps Ausgabenpaket könnte der Wirtschaft Impulse geben

Ein Sieg Trumps würde Anleger vermutlich auf dem falschen Fuß erwischen, denn obwohl das Rennen eng ist, sehen die Umfragen Hillary Clinton vorn. Hinzu kommt, dass sich viele schlicht weigern, die Möglichkeit eines Siegs des Republikaners überhaupt in Betracht zu ziehen. Daher liegt die Vermutung nahe, dass nach einem Wahlsieg Trumps eine Verkaufswelle die Märkte überrollt. Wahrscheinlich würde sich diese Welle in den Wochen und Monaten danach jedoch umkehren. Denn Trumps Vorschläge könnten der Wirtschaft zunächst kräftige Impulse geben. Seine Vorhaben durch den Kongress zu bringen, selbst wenn der von Republikanern kontrolliert würde, dürfte ihm zwar schwerfallen.

Aber die Märkte würden den Politikwechsel zunächst einpreisen, ohne abzuwarten, wie sich die höheren Staatsausgaben konkret auswirken. Sowohl Trump als auch Clinton dürften die Konjunktur durch mehr Ausgaben für die Infrastruktur ankurbeln. Aber Trumps Ausgabenpaket hätte ein doppelt so hohes Volumen wie das seiner Widersacherin. Zudem scheint er eher gewillt, zusätzliche Ausgaben über höhere Schulden zu finanzieren. Anders als Clinton, die angekündigt hat, für Infrastrukturprojekte Unternehmen über höhere Steuern zur Kasse zu bitten.

Trump hat ferner eine Vereinfachung der Steuergesetze sowie eine Senkung der Unternehmenssteuer auf 15 Prozent und der Einkommensteuer versprochen. Wird Trump Präsident, ist daher wohl mit deutlich höherer Staatsverschuldung als für den Fall zu rechnen, dass Clinton ins Weiße Haus einzieht. Auf den neuen Kurs und Tonfall in der Politik dürften die Märkte mit einer Rally reagieren. Am Ende könnte das fiskalische Stimuluspaket zwar deutlich kleiner ausfallen als gedacht. Und ob es finanzierbar ist, bleibt abzuwarten.

Aber auf Trumps Wahlagenda stehen andere Vorschläge, die sich als umsetzbar und überaus stimulierend erweisen könnten. So dürfte die versprochene Senkung der Unternehmenssteuer auch darauf abzielen, einen Großteil der im Ausland von amerikanischen Firmen erwirtschafteten Gewinne wieder zurück ins Land zu holen. Bemühungen, die Unternehmen zur Repatriierung dieser Gelder zu bewegen, könnten parteiübergreifend auf Zustimmung stoßen und ein Bündnis für eine allgemeine Steuerreform schmieden.