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Fidelity-Stratege im Interview „Assistenzsysteme sind ein Milliardenmarkt“

Carsten Roemheld, ist Kapitalmarktstratege bei Fidelity International in Deutschland. Seit Januar 2014 betreut er als Director Fund Selection Units Vertriebspartner von Fidelity.
Carsten Roemheld, ist Kapitalmarktstratege bei Fidelity International in Deutschland. Seit Januar 2014 betreut er als Director Fund Selection Units Vertriebspartner von Fidelity.

DAS INVESTMENT: Fidelity sieht in den drei demografischen Themen alternde Bevölkerung, wachsende Mittelschicht und Bevölkerungswachstum einen Megatrend. Was bedeutet das für die Unternehmen weltweit?

Carsten Roemheld: Nehmen wir beispielsweise die alternden Industrienationen wie etwa Deutschland oder Japan. In diesen Ländern erreichen die Menschen ein höheres Alter bei besserer Gesundheit. Davon profitieren beispielsweise Anbieter aus dem Gesundheitssektor. Schon heute geben die Deutschen rund eine Milliarde Euro für Gesundheitsprodukte aus – und zwar pro Tag. Dieser Trend dürfte sich in Zukunft verstärken, denn mit zunehmendem Alter steigt auch der Bedarf in diesem Segment – etwa in Form von Gelenkimplantaten oder Hörgeräten. Aber auch Unternehmen, die sich beispielsweise mit der Entwicklung digitaler Assistenten befassen, dürften von diesem demografischen Trend profitieren. Wir sehen in solchen altersgerechten Assistenzsystemen einen Milliardenmarkt.

Wie haben sich Anleger solche digitalen Assistenten vorzustellen?

Ein gutes Beispiel für dieses zukunftsträchtige Anlagesegment bietet „Susi“, ein Technologiekonzept, das vom rheinland-pfälzischen Gebäudetechnikunternehmen Cibek in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software-Engineering entwickelt wurde. Das Kürzel „Susi“ steht für Sicherheit und Unterstützung für Senioren durch Integration von Technik und Dienstleistungen. Das System soll es älteren Menschen ermöglichen, unabhängig zu bleiben, indem es über Sensoren und Bewegungsmelder Abweichungen vom normalen Verhalten des Bewohners prüft. Kommt es beispielsweise zu einem Sturz, wird automatisch ein Notruf ausgelöst. Solche Konzepte sind nicht nur wegen der Alterung der westlichen Gesellschaften innovativ, sondern auch aufgrund der Zunahme von Single-Haushalten.

Welche Branchen profitieren außerdem davon, dass die Menschen vor allem in den westlichen Industrienationen immer älter werden?

Unternehmen aus der Reisebranche gehören definitiv dazu – sofern sie sich auf diese Kundschaft und ihre speziellen Bedürfnisse einstellen. So hat die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen ermittelt, dass schon heute zwei von drei Rentnern in Deutschland mindestens eine Urlaubsreise pro Jahr unternehmen. Zudem schauen sie weniger aufs Geld als der Rest der Bevölkerung. Zu den Profiteuren dieser Entwicklung gehören beispielsweise Unternehmen aus der Kreuzfahrtbranche. Ein Paradebeispiel hierfür ist der Weltmarktführer Carnival Corporation, zu dessen Flotte unter anderem auch die AIDA-Schiffe gehören. Hinzu kommt, dass Senioren gern und viel konsumieren: So hat das Max-Planck-Institut ermittelt, dass sich die Konsumausgaben der über 60-Jährigen in Deutschland zwischen 1993 und 2013 fast verdoppelt haben. Unternehmen aus der Kosmetikbranche etwa können sich diesen Trend zunutze machen, indem sie Cremes und Make-up für diese Altersgruppe entwickeln.

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Stichwort Konsum – Unternehmen aus diesem Sektor profitieren zusätzlich davon, dass der Wohlstand in den aufstrebenden Ländern steigt. Welche Sektoren gehören darüber hinaus zu den Nutznießern dieses Trends?

Mit steigendem Wohlstand verändern sich in vielen Ländern auch die Essgewohnheiten. So steigt beispielsweise der Fleischkonsum in Asien immer mehr an, zudem nehmen die Menschen mehr zuckerhaltige Produkte zu sich – etwa in Form von Schokolade. Dies bringt allerdings auch mit sich, dass Zivilisationskrankheiten wie etwa Übergewicht, Herzkrankheiten und Diabetes Typ 2 dort immer häufiger auftreten. Dies eröffnet Chancen für Unternehmen aus dem Gesundheitssektor, die innovative Konzepte zur Behandlung solcher Krankheiten entwickeln. Ein Beispiel hierfür bieten Smartphone-basierte Messkonzepte zur Überwachung des Glukosespiegels für Menschen, die an Diabetes leiden.

Den dritten Teilbereich des Megatrends Demografie sieht Fidelity im weltweiten Bevölkerungswachstum. Welche Branchen gehören hinsichtlich dieser Entwicklung zu den Gewinnern?

Roemheld: Eng verknüpft mit dem globalen Bevölkerungswachstum sind der schonende Umgang mit Ressourcen wie Wasser und Energie sowie das Wachstum der Städte. Bereits heute lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten, 2050 wird der Anteil laut einer Schätzung der Vereinten Nationen bei zwei Dritteln liegen. Sichtbar wird die Entwicklung bereits heute unter anderem durch das wachsende Angebot an Mobilitätsdienstleistern – Stichwort Carsharing. Autohersteller, die beispielsweise Konzepte für elektrisch angetriebene Minibusse auf häufig frequentierten Strecken entwickeln, können sich im Zuge dieser Entwicklung als innovative Problemlöser positionieren.

Wie können Anleger sich diesen Megatrend zunutze machen?

Fidelity bietet bereits seit 2012 mit dem Global Demographics Fund einen weltweit anlegenden Themenfonds mit diesem Fokus an. Er richtet sich an Investoren, die explizit auf diesen Megatrend setzen wollen. Selbstverständlich wird das Thema Demografie aber auch bei den anderen Fonds unseres Hauses entsprechend dem jeweiligen Anlageschwerpunkt aufgegriffen.

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