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Finanzberater Weik und Friedrich „Die fetten Jahre sind endgültig vorbei“

Marc Friedrich (li.) und Matthias Weik: Die Namensgeber des auf Sachwert-Investments fokussierten Friedrich & Weik Wertefonds (ISIN: DE000A2AQ952) befürchten, dass die deutschen Autobauer „den Anschluss an das 21. Jahrhundert endgültig verpassen“ und warnen: „Die Rezession wird vor Deutschland nicht Halt machen.“
Marc Friedrich (li.) und Matthias Weik: Die Namensgeber des auf Sachwert-Investments fokussierten Friedrich & Weik Wertefonds (ISIN: DE000A2AQ952) befürchten, dass die deutschen Autobauer „den Anschluss an das 21. Jahrhundert endgültig verpassen“ und warnen: „Die Rezession wird vor Deutschland nicht Halt machen.“ | Foto: Friedrich & Weik Vermögenssicherung UG

Jetzt ist es amtlich. Die fetten Jahre sind endgültig vorbei. Der Höhenflug von Deutschlands Schlüsselindustrie – der Automobilindustrie – ist beendet. Ein Zyklus neigt sich dem Ende entgegen. Deutschlands Autobauer sind nach zahlreichen Jahren des Jubelns mittlerweile knallhart auf dem Boden der Realität gelandet. Alleine die Dieselaffäre hat den VW-Konzern bereits 28 Milliarden Euro gekostet. Geld, das der Konzern in Kürze bitter benötigen würde. Von dem globalen Reputationsverlust ganz zu schweigen.

Auch beim schwäbischen Automobilhersteller Daimler stehen die Zeichen auf Sturm - der Gewinn ist um ein Drittel eingebrochen. Die Dieselaffäre, die neuen Abgasmessungen Worldwide harmonized Light vehicles Test (WLTP), und folglich höhere Steuern sowie die lahmende Auslandsnachfrage – insbesondere auf dem wichtigsten Markt China – haben den Höhenflug der deutschen Autoindustrie unschön beendet.

Laut dem Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) sank der Output der Pkw-Produktion im Januar 2019 kräftig um sage und schreibe 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 367.300 Einheiten. Seit dem dritten Monat in Folge geht es abwärts – und zwar mit fast 20 Prozent. Eine heftige Rezession des Kernsektors der deutschen Industrie ist nicht mehr von der Hand zu weisen. Spätestens jetzt stehen die Autobauer vor gravierenden Problemen. 

Die Entwicklung der PKW-Produktion in Deutschland anhand der unbereinigten Originaldaten (rot) und des gleitenden Durchschnitts auf 12-Monatssicht (schwarz) seit Januar 1985 im Chart. Im Januar 2019 sank die Pkw-Produktion in Deutschland um 19,0 Prozent zum Vorjahresmonat, auf 367.300 Einheiten. Deutlich sieht man, wie die schwarze Linie (gleitender Durschnitt) in Richtung Süden kippt. Grafik: Friedrich & Weik Vermögenssicherung UG

Bei der Pkw-Produktion ging es im letzten Quartal 2018 um 13,2 Prozent abwärts im Vergleich zum Vorjahresquartal. Im Gesamtjahr 2018 wurden 5,118 Millionen Pkw gebaut. Für 2018 ist ein Rückgang um 9,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen.

„Hysterische Dieseldebatte“

Doch nicht nur der schwache deutsche Markt mit seiner hysterischen Dieseldebatte macht den Herstellern zu schaffen. Global sinkt die Nachfrage nach Autos „Made in Germany“ drastisch. Im Januar 2019 sanken die Pkw-Exporte um 20,3 Prozent auf 285.800 Einheiten im Vergleich zum Vorjahresmonat. Von einer kleinen Delle kann in Anbetracht dieser Zahlen keiner mehr sprechen. Jetzt beginnt sich die einseitig auf Export und kontinuierliches Wachstum ausgelegte Strategie der Autoindustrie zu rächen.

Sollte Donald Trump den Wirtschaftskrieg mit China weiter forcieren, würde dies erhebliche Konsequenzen für deutsche Autobauer haben, denn die großen und teuren, in China beliebten Geländewagen von Mercedes (Tuscaloosa) und BMW (Spartanburg) werden größtenteils in den USA gefertigt.

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Sollte Trump obendrein dann noch Fahrzeuge „Made in Germany“ mit Zöllen belegen sieht es für die Premiumhersteller ganz bitter aus. Bekanntlich wird am meisten Geld pro Auto (bei Audi, BMW, Daimler und Porsche) mit den teuren Fahrzeugen der Ober- und Luxusklasse verdient. Diese Fahrzeuge werden jedoch größtenteils eben nicht in den USA produziert.

Die Entwicklung der Pkw-Produktion in Deutschland von 1957 bis 2018 im Chart. 2018 ging es um 9,4 Prozent zum Vorjahr abwärts, auf den tiefsten Stand seit dem Jahr 2009. Grafik: Friedrich & Weik Vermögenssicherung UG

Fakt ist: Die deutsche Automobilindustrie ist elementar für unser Land. Sie ist verantwortlich für 876.000 Beschäftigte, einen Umsatz von 331,2 Milliarden Euro und für 21 Prozent der Bruttowertschöpfung der deutschen Industrie. Der Exportumsatz betrug 234,2 Milliarden Euro. Der Nettoexportüberschuss bei Pkw und dazugehörigen Ersatzteilen betrug 119,8 Milliarden Euro. (Alle Zahlen für das Jahr 2017. Für 2018 liegen noch keine Zahlen vor).

Die Rezession der Autobauer wird sich auch auf andere Branchen ausweiten. Dies haben wir 2008 und 2009 bereits erlebt. Sollten wir abermals diesen Dominoeffekt erleben, wird dieser wesentlich heftiger werden als vor zehn Jahren, denn heute haben viele mit der Automobilindustrie verbundene Firmen nicht die Kapitalpuffer wie 2008. Sollten die Deutschen Autobauer obendrein noch den Anschluss an das 21. Jahrhundert endgültig verpassen, entbehren die Konsequenzen für unser Land jeglicher Vorstellungskraft. Aus Wolfsburg wird dann ganz schnell Detroit 2.0.

„Rezession in EU-Ländern“

Italien befindet sich, wie von uns erwartet, bereits in einer Rezession und wird aus dieser auch zeitnah nicht mehr herauskommen. Mit dem voraussichtlich ungeordneten Brexit im Rücken und weiter aufkommenden wirtschaftlichen Turbulenzen werden die EU-Länder sukzessive in die Rezession rutschen – diese wird auch vor Deutschland nicht Halt machen.

Es ist Zeit, dass Realität einzieht. Wenn bereits andere versuchen, unsere Schlüsselindustrie zu schädigen, dann sollten wir wenigstens eben dies unterlassen. Sollten die deutschen Autobauer noch wesentlich heftiger in die Bredouille kommen, dann wird sich noch manch einer in diesem Lande schwer wundern. Ob die EU und der Euro eine zweite Rezession mit einem deflationären Schock innerhalb von 10 Jahren überleben wird, bezweifeln wir stark

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