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Finanzberater zu Uni-Profi-Rente „Wir raten derzeit niemandem zu Riester-Verträgen“

Worum es konkret geht:

Über eine Million Riester-Sparer bei Union Investment müssen sich entscheiden: Soll der Aktienfonds Uniglobal weiterhin der Haupt(rendite)baustein ihres Riester-Produkts bleiben? Oder soll dieser durch den Trendfolgefonds Uniglobal Vorsorge ersetzt werden? Widersprechen die Riester-Sparer nicht, fließen ihre Beiträge ab dem 1. August künftig nicht mehr in den Aktienfonds Uniglobal, sondern in den Trendfolgefonds Uniglobal Vorsorge. Zudem wird die gesamte bis dahin im Uniglobal angesparte Summe in den neuen Fonds umgeschichtet. Weitere Hintergründe finden Sie unten.

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DAS INVESTMENT.com fragte Finanzberater nach ihrer Meinung. Hier die Antwort von Hartmut Leinweber, Volkswirt bei der Finanzsozietät Marburg.

"Zur Umstellung von Uniglobal zu Uniglobal Vorsorge möchte ich nichts sagen. Leider kenne ich das alte wie das neue Produkt nicht ausreichend, um fundiert urteilen zu können.

Allgemein gilt aber: Trendfolgemodelle mit Garantie können (ähnliches gilt für DWS Riester) in Märkten ohne oder mit wenig Zins nicht funktionieren, da die Basis fehlt, aus der man Aktieninvestitionen tätigen kann. Insoweit raten wir derzeit niemandem zu Riester-Verträgen. Generell dürfte Altersvorsorge mit Garantiemodellen in diesem Umfeld dem Tode nahe sein.

Vielmehr sollte sich die Politik damit beschäftigen inwieweit es notwendig ist, für langjährige Verträge Garantien vorzuschreiben. Es sind genau die Garantien das Problem und nicht die Lösung, um ausreichende Renditen erwirtschaften zu können.

Ob diese Zusammenhänge die Masse der Politiker oder gar Kunden verstehen, wage ich aber zu bezweifeln."


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Hintergrundinfo:


Wie die Uni-Profi-Rente aktuell funktioniert:

Aktuell fließen die Beiträge der Riester-Sparer bis zu 100 Prozent in den Uniglobal, einen aktiv gemanagten globalen Aktienfonds, der stets zu 100 Prozent in Aktien investiert ist (Benchmark MSCI World). Weil der Gesetzgeber von Riester-Produkten eine Garantie für alle eingezahlten Beiträge samt Zulagen fordert, gibt es einen zweiten Fondsbaustein in der Uni-Profi-Rente: den Anleihefonds Uni-Euro-Renta. Um die Garantie zu sichern, gilt folgender Mechanismus: Je turbulenter es an den Aktienmärkten zugeht und je niedriger das Zinsniveau, desto höher der Anteil der Beiträge, die in den Anleihefonds Uni-Euro-Renta fließen und desto größer der Anteil der bereits im Aktienfonds Uniglobal angesparten Beiträge, die in den Anleihefonds umgeschichtet werden. Eine Rückumschichtung vom Anleihe- in den Aktienfonds ist nicht vorgesehen.

Was das Problem an diesem Konzept ist:

Je mehr Geld im Anleihefonds steckt, desto geringer die Möglichkeit der Riester-Sparer von steigenden Aktienmärkten zu profitieren. Die anhaltenden Niedrigzinsen wiederum sorgen dafür, dass eine Umschichtung in den Anleihefonds tendenziell immer früher erfolgt. Denn die zuvor mit einem reinrassigen Aktienfonds erlittenen Verluste lassen sich bei einem Basiszins von unter einem Prozent mit einem Rentenprodukt viel schwerer aufholen als noch vor einigen Jahren.

Welche Vorteile das neue Konzept bringen soll:

Der Trendfolgefonds kann seine Aktienquote von 51 bis 120 Prozent variieren. Union Investment möchte mit dieser Freiheit in erster Linie in Phasen fallender Aktienmärkte die Verluste begrenzen. Dadurch wiederum sollen die Umschichtungen in den renditeschwächeren Anleihefonds reduziert beziehungsweise die Kunden so lange wie möglich in Aktien gehalten werden. Doch auch in Sachen Rendite soll der Trendfolgefonds den klassischen Aktienfonds Uniglobal überflügeln – zumindest langfristig: „Über fünf bis zehn Jahre hinweg wird der neue Uniglobal Vorsorge eine höhere Rendite aufweisen als der Uniglobal. Sonst haben wir etwas falsch gemacht“, sagt Wolfram Erling, Leiter Zukunftsvorsorge bei Union Investment. Sowohl die abgefederten Verluste, als auch die höhere Rendite sollen die Ablaufleistung der Uni-Profi-Rente insgesamt steigern.

Das gilt es bei der Entscheidung zu beachten:

Die Entscheidung ist sehr komplex, da der Erfolg der beiden Konzepte von vielen Unbekannten abhängt. Drei wichtige Fragen sind: 1. Wie entwickeln sich die Zinsen? Ein dauerhaft niedriges Zinsniveau spräche für das neue Konzept. Steigende Zinsen würden die Problematik des alten Konzepts entschärfen und das neue Konzept im Vergleich unattraktiver machen. 2. Wie entwickeln sich die Aktienmärkte? Spielt die künftige Marktentwicklung eher Trendfolgefonds (längere Auf- und Abwärtsphasen, eindeutige Trends) oder klassischen Aktienfonds (volatil steigend, wenig eindeutige Trends) in die Karten? Und 3. Wie gut beherrscht Union Investment die Disziplin Trendfolgefonds? Erkennt das System die richtigen Zeitpunkte für den Ein- und Ausstieg an der Börse? Von Union Investment gibt es kein dem Uniglobal Vorsorge vergleichbares Produkt, das auf den künftigen Erfolg des Trendfolgefonds hindeuten könnte. Insgesamt erscheint ein Wechsel, also der Fondstausch, tendenziell sinnvoll, das heißt die Riester-Sparer von Union Investment sollten im Zweifel nicht widersprechen.

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