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Finlit-Chefin im Interview „Finanzbildung muss früh ansetzen“

Jana Titov
Jana Titov: Die Co-Chefin der Finlit Foundation ist eine Ideengeberin für das Schulprojekt Manomoneta. | Foto: Finlit Foundation

DAS INVESTMENT: Das Inkassounternehmen Eos will sich um eine schuldenfreie Welt bemühen und hat ein gemeinnütziges Unternehmen gegründet, die Finlit Foundation. Ist das nicht ein Widerspruch?

Jana Titov: Schulden sind nicht grundsätzlich schlecht, Menschen können dadurch ihr Leben voranbringen. Zum Beispiel, indem sie einen Immobilienkredit aufnehmen. Schlimm ist allerdings die Überschuldung. In Deutschland sind mehr als 6 Millionen Menschen überschuldet, das heißt, sie können Verbraucherkredite oder Hypotheken nicht mehr zurückzahlen. Teils geraten Menschen nach Lebensereignissen wie Krankheit oder Scheidung in diese Situation, teils ist die Überschuldung aber auch verhaltensbedingt. Aus einer Eos-Mitarbeitenden-Initiative ist deshalb 2019 die gemeinnützige Finlit Foundation entstanden. Sie will mithelfen, die allgemeine Finanzkompetenz zu verbessern.

Wie kamen Sie auf die Idee, eine Stiftung zu gründen?

Titov: Die Initiative stammt von meinen Eos-Kollegen Sebastian Richter, Jannik Steinhaus und mir. Heute sind wir noch eine Kollegin mehr. Im Unternehmen gab es einen Kulturwandel, es wurde ein übergeordnetes Unternehmensziel festgelegt: Eos will sich für eine schuldenfreie Welt starkmachen. International hat Eos mehr als 6.000 Mitarbeitende und übernimmt auch gesellschaftliche Verantwortung. Für uns drei war das ein Herzensthema. Wir kommen alle nicht aus dem Inkasso-Kerngeschäft, ich zum Beispiel war im Marketing tätig, meine Mitgründer kommen aus Projektmanagement und Finanzen. Wir haben abends beim Bier über Überschuldung gesprochen und waren uns einig, dass Finanzkompetenz möglichst früh im Leben erworben werden sollte, bestehende Hilfen kommen meist zu spät. Das war der Grundbaustein für die Finlit Foundation. Daraus wurde dann eine GmbH mit gemeinnützigem Zweck.

 

War man im Unternehmen von Ihrer Idee sofort begeistert?

Titov: Die Initiative kam überraschend. Aber wo immer wir davon erzählt haben, haben wir offene Türen eingerannt. Wir haben einen Businessplan geschrieben, haben viel Vorarbeit gemacht, bevor wir ein Go hatten.

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Was tun Sie genau innerhalb Ihres Projekts Manomoneta?

Titov: Manomoneta ist die erste Bildungsinitiative der Finlit Foundation. Wir bieten Lehrmaterial für Schulen an. Einige der Inhalte stehen durchaus auch im Lehrplan. Es geht zum Beispiel um Arbeiten und Wohnen: Was kostet wie viel und wo lässt sich etwas einsparen? In Deutschland heißt es oft: „Über Geld spricht man nicht.“ Das wollen wir überwinden. Das Material ist für die Lehrkräfte kostenfrei. Es lässt sich für eine Vertretungsstunde, einen Projekttag oder eine ganze Projektwoche nutzen.     

An welche Altersgruppen wenden Sie sich?

Titov: An Kinder der 3. bis 6. Klasse. Wir haben bewusst diese sehr junge Zielgruppe ausgewählt, denn in den ersten Schuljahren erreichen wir noch alle Kinder, es gibt alle möglichen sozioökonomischen Hintergründe. Auch die jüngeren Kinder haben schon mit Geld zu tun: Sie haben Hobbies und bekommen vielleicht Taschengeld.

Das Schulmaterial haben Sie aber nicht selbst entworfen, oder?

Titov: Nein, dabei unterstützt uns unser gemeinnütziger Bildungspartner Helliwood Media, ein Geschäftsbereich des Fördervereins für Jugend und Sozialarbeit. Wir sind aber mitunter auch selbst an Schulen unterwegs. Gerade neulich haben wir bei allen 5. Klassen einer Hamburger Stadtteilschule den Startschuss für Finanzbildung gegeben.

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