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Banken und Versicherer Finanzbranche entdeckt Telefon- und Online-Coaching

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Chefs ergreifen Initiative

In den meisten Unternehmen geht die Coaching-Initiative eher selten von den Coachees aus. So geben zum Beispiel 54 Prozent der Befragten an, die Coachings würden anlassbezogen von der Personalentwicklung initiiert. Außerdem sagen 46 Prozent, der jeweilige Vorgesetzte beantrage die Coachings für seine Mitarbeiter. Bei 63 Prozent der Coaching wird denn auch der Coach von der Personalentwicklung vorgeschlagen.

>>Vergrößern! Grafik: Machwürth Team International

Die wichtigsten Kriterien für die Auswahl der Coaches sind für die Personalentwickler und die Coachees branchenübergreifend die Berufserfahrung (69 beziehungsweise 67 Prozent), die vorhandenen Referenzen (59 beziehungsweise 46 Prozent) und ob der Kandidat eine Coaching-Ausbildung durchlaufen hat (50 beziehungsweise 51 Prozent). Die Personalentwickler legen jedoch deutlich häufiger als die Coachees Wert auf eine Zertifizierung (41 beziehungsweise 21 Prozent).

Prozesse selten evaluiert

Fast 60 Prozent der Entscheider sagen, in ihrem Unternehmen gebe es einen standardisierten Prozess für das Planen und Durchführen von Coaching-Maßnahmen. Dieser Aussage stimmen weniger als 30 Prozent der potenziellen Coachees zu – eventuell auch, weil sie den Prozess nicht kennen.

>>Vergrößern! Grafik: Machwürth Team International

Auffallend ist auch: Weniger als die Hälfte der Personalentwickler auch bei den Finanzdienstlern geben an, in ihrem Unternehmen würden die Coachings evaluiert. Das deutet darauf hin: Das Coaching wird in vielen Unternehmen noch nicht als ein zentraler Baustein einer strategischen Personalentwicklung gesehen, die sich an definierten und messbaren Zielen orientiert.

Fazit: Coaching erlebt Funktionswandel

Die Ergebnisse der Studie lassen sich wie folgt zusammenfassen: Coaching ist ein etabliertes Instrument der Personalentwicklung in Unternehmen; es wird aber noch eher selten auch als ein Instrument der Organisationsentwicklung verstanden. Deshalb wird es branchenübergreifende in der Regel eher anlassbezogen zum Beheben von Defiziten eingesetzt und wenig strategisch. Zudem erfolgt recht selten eine systematische Evaluierung der Coaching-Maßnahmen.

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Damit einher geht, dass das Coaching noch primär als individuelle Fördermaßnahme und weniger als Teamentwicklungsmaßnahme sowie als Tool zum Erreichen der Business-Ziele gesehen wird. Dem entsprechend liegt der Fokus der Coachings aktuell meist noch auf den sogenannten „soften Themen“ wie Führung, Kommunikation und Selbstmanagement; außerdem auf solchen interpersonellen Themen wie Konfliktmanagement und Zusammenarbeit. Eher selten wird Coaching noch für Business-Themen wie Projektarbeit, Strategieumsetzung und Kulturveränderung genutzt.

Ein Umdenken findet statt

Hier findet jedoch zurzeit branchenübergreifend auch im Kontext der Diskussion, wie Unternehmen ihre Agilität erhöhen können, ein Umdenken statt. Insgesamt lässt sich eine Tendenz erkennen, dass Coaching weniger als ein Tool zum Beheben personaler und organisationaler Defizite und stärker auch als ein Tool für eine systematische Kompetenzentwicklung, zur Qualitätssicherung und zum Erreichen der Business-Ziele gesehen wird.

Deshalb wird das Coaching-Angebot insbesondere bei Dienstleistungsunternehmen auch zunehmend auf Mitarbeitende ohne Führungsverantwortung ausgedehnt und gewinnt auch das Team- und Projektcoaching an Bedeutung. Zudem rücken in Zusammenhang mit der New-Work-Debatte solche Themen wie Zusammenarbeit, Arbeits- und Selbstorganisation stärker in den Fokus.

Corona beschleunigt den Wandel

Diese Entwicklung wurde nach Einschätzung der Autoren der Studie durch die Corona-Pandemie beschleunigt. Im Gefolge der mit ihr verbundenen Einschränkungen entdeckten in den zurückliegenden Monaten viele Unternehmen auch aus dem Finanzdienstleistungsbereich für sich die Möglichkeiten, die ihnen die moderne Informations- und Kommunikationstechnik im Personalentwicklungsbereich bietet.

Sabine und Hans-Peter Machwürth (l.), Foto: MTI

Hiervon profitiert neben dem Telefon-Coaching, auch das Online-Coaching, das bis zum Ausbruch der Pandemie eher ein Schattendasein führte. Dieses entwickelt sich aktuell zu einem Standardtool der Personalentwicklung – auch wenn viele Unternehmen zurzeit noch mit dem Aufbau der erforderlichen Infrastruktur beschäftigt sind.


Über die Autoren

Sabine und Hans-Peter Machwürth sind die Geschäftsführer bei Machwürth Team International (MTI). Die Unternehmensberatungsgesellschaft aus Visselhövede hat unter anderem mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung mit dem Konzipieren von Lernplattformen gesammelt und hat eine digitale Plattform für das Planen, Durchführen und Evaluieren von Coaching-Prozessen entwickelt.

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