Resilienz in Krisenzeiten Finanzbranche fühlt sich gut gewappnet
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die Unternehmen in Deutschland sehr unterschiedlich getroffen. Während einzelne Branchen wie Teile des Einzelhandels, Tourismus und Kultur seit rund einem Jahr nicht oder nur sehr eingeschränkt geschäftlich aktiv sein können, haben sich andere Wirtschaftszweige schnell stabilisiert.
Neben der Industrie werden beispielsweise 41 Prozent der Banken und Versicherungen nach eigenen Angaben die aktuellen Herausforderungen sehr gut bewältigen. Und fast jeder zweite (45 Prozent) Finanzdienstleister erwartet, nach der Krise besser aufgestellt zu sein als vorher. Das zeigt die „Potenzialanalyse Resilienz“ von Sopra Steria.
Die auf Management- und Technologiethemen spezialisierte Unternehmensberatung hat dafür zusammen mit dem F.A.Z.-Institut im Februar branchenübergreifend knapp 300 Führungskräfte befragt. Dabei ging es darum, wie gut die Betriebe mit den Folgen der Corona-Pandemie zurechtkommen und wie es um ihre Widerstandsfähigkeit bestellt ist.
Schnell an die neue Situation angepasst
„Die nicht unmittelbar von Schließungen betroffenen Branchen konnten sich überwiegend schnell an die neue Situation anpassen, zeigt unsere Studie“, sagt Urs M. Krämer, der bei Sopra Steria das Geschäft in Deutschland und Österreich leitet. „Hieran haben auch die Investitionen der vergangenen Jahre in die Digitalisierung ihren Anteil.“
Hallo, Herr Kaiser!
Das gelte nicht nur für die Arbeit im Homeoffice, sondern beispielsweise für Geschäftsmodelle wie Pay-per-Use in der Industrie, um Maschinenkapazitäten schnell drosseln und erweitern zu können. Zudem verfügten die Unternehmen über immer bessere Frühwarnsysteme, um Bedrohungen rechtzeitig zu erkennen, so Krämer.
Wettbewerbsvorteil macht widerstandsfähig
Doch viele Unternehmen hätten es bei operativen Sofortmaßnahmen belassen. Nur 23 Prozent stellen ihr Geschäftsmodell auf den Prüfstand. Und nur 25 Prozent der an der Studie beteiligten Unternehmen und Behörden nutzten die aktuelle Situation, um ihre strategisch relevanten Wettbewerbsvorteile und Kernaufgaben herauszuarbeiten.
„Resilienz darf nicht in Risiko-Aversion enden, die nur darauf aus ist, Konzepte, Ideen und Systeme nach allen Seiten abzusichern, ohne innovativ zu denken“, warnt Unternehmensberater Krämer und empfiehlt daher: „Gerade Krisen bieten die Chance, sich auf seine Stärken zu besinnen und diese nach Möglichkeit auszubauen“
„Dass man es geschafft hat, ,den Laden am Laufen zu halten‘, ist wichtig, hebt einen aber noch nicht vom Wettbewerb ab. Hier muss die Analyse deutlich tiefer gehen und zusätzlich hinterfragen, ob die aktuellen Stärken künftig überhaupt noch relevant sein werden.“ Die so ermittelten strategischen Wettbewerbsvorteile machten Organisationen langfristig widerstandsfähig.