Finanzexperte Alexander Sikora-Sickl
Ebola, Schweinegrippe und Corona
Alexander Sikora-Sickl ist bei der Fondsgesellschaft Erste Asset Management für globale Anlagestrategien und Research zuständig. Foto: Erste AM
Was sind die wirtschaftlichen Auswirkungen von Pandemien wie dem Coronavirus? Alexander Sikora-Sickl von der Fondsgesellschaft Erste Asset Management hat sich einen Überblick über Studien verschafft. Sein Urteil: In zwölf Monaten ist der Corona-Effekt verpufft.
Wie vergangene Pandemien gezeigt haben, bleiben in besonders betroffenen Gebieten zahlreiche Menschen auch der Arbeit fern, um nicht infiziert zu werden. Untersuchungen haben ergeben, dass solche selbst auferlegte Schutzmaßnahmen rund 60 Prozent der Folgekosten einer Pandemie ausmachen können. Im Gegenzug resultieren nur etwa 28 Prozent der Gesamtkosten aus dem krankheitsbedingten Ausfall von Arbeitnehmern.
Wenngleich die untersuchten Studien relativ jung sind, stellt sich derzeit die Frage, ob die getroffenen Modellannahmen nach wie vor Gültigkeit besitzen oder ob sich einige Rahmenbedingungen während der letzten Jahre nicht deutlich verändert haben. Anders ausgedrückt: lassen sich die...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Wie vergangene Pandemien gezeigt haben, bleiben in besonders betroffenen Gebieten zahlreiche Menschen auch der Arbeit fern, um nicht infiziert zu werden. Untersuchungen haben ergeben, dass solche selbst auferlegte Schutzmaßnahmen rund 60 Prozent der Folgekosten einer Pandemie ausmachen können. Im Gegenzug resultieren nur etwa 28 Prozent der Gesamtkosten aus dem krankheitsbedingten Ausfall von Arbeitnehmern.
Wenngleich die untersuchten Studien relativ jung sind, stellt sich derzeit die Frage, ob die getroffenen Modellannahmen nach wie vor Gültigkeit besitzen oder ob sich einige Rahmenbedingungen während der letzten Jahre nicht deutlich verändert haben. Anders ausgedrückt: lassen sich die Ergebnisse der Studien auf den sich ausbreitenden Coronavirus im Jahr 2020 umlegen?
Am auffälligsten ist das weltweit stark gestiegene Verkehrsaufkommen während der letzten Jahrzehnte. Dies betrifft den Gütertransport ebenso, wie die verstärkte Reisetätigkeit von Personen. Hinzu kommt die Globalisierung der Lieferketten, welche in der jüngsten Vergangenheit ebenfalls deutlich an Bedeutung gewonnen haben.
All dies hat die Verletzlichkeit der Weltwirtschaft erhöht. Schließlich ist das wirtschaftliche Umfeld als herausfordernder zu beurteilen, als bei manch vergangener Pandemie. Das aktuelle Wirtschaftswachstum befindet sich nach mehreren Jahren des kräftigen Aufschwunges in einer Phase der Abkühlung. Gleichzeitig ist der Anteil Chinas und Südostasiens an der globalen Wirtschaftsleistung während der vergangenen Jahre deutlich angestiegen.
Eine Pandemie kann heute größere Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben
Eine Pandemie, zumal eine, die in China ihren Ausgang genommen hat, könnte in diesem Umfeld daher größere Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben, als vergangene Seuchen. Hinzu kommt, dass die Zentralbanken in der anhaltenden Niedrigzinslandschaft wenig Spielraum haben möglichen negativen Auswirkungen effektiv entgegenzuwirken.
Eine Studie aus dem Jahr 2006 beispielsweise empfiehlt der Europäischen Zentralbank als erste Gegenmaßnahme eine Senkung der Leitzinssätze um 100 Basispunkte. Ein solcher Schritt wäre heutzutage gar nicht möglich.
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