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Aktualisiert am 26.02.2020 - 12:01 Uhrin MeinungenLesedauer: 4 Minuten

Finanzexpertin rät „Passive Fonds sind nichts für Passive“

Japanischer Glücksbringer Winkekatze: Wer zu Japans Glanzzeiten einen Nikkei-ETF gekauft hat, liegt noch heute mit 40 Prozent im Minus, warnt Finanzberaterin Constanze Hintze.
Japanischer Glücksbringer Winkekatze: Wer zu Japans Glanzzeiten einen Nikkei-ETF gekauft hat, liegt noch heute mit 40 Prozent im Minus, warnt Finanzberaterin Constanze Hintze. | Foto: Pexels
Constanze Hintze
Foto: Svea Kuschle + Kolleginnen

Sie gelten als Allheilmittel jeder Anlagestrategie und jedes Anlegers: Exchange Traded Funds (ETFs). Angesichts ihrer Transparenz, günstigen Kostenstruktur und börsentäglichen Handelbarkeit sind die Indexfonds sowohl bei privaten als auch institutionellen Anlegern, Frauen und Männern, beliebt. Doch die meisten Anlegerinnen und Anleger sehen nur die Vorzüge und weniger die Gefahren.
So ist ein ETF per se eine sture Buy-and-Hold-Strategie, die den Anlagehorizont manches Investors sprengen könnte. Ein gutes Beispiel hierfür ist der japanische Aktienmarkt in den vergangenen 30 Jahren. Wer zu dessen Glanzzeiten ein ETF auf den japanischen Nikkei gekauft hat, liegt noch heute mit 40 Prozent im Minus. Er müsste also nahezu 70 Prozent wieder gut machen, um ein positives Anlageergebnis zu erreichen. Vorstellbar? Unvorstellbar?!

Auf der Kostenseite sind ETFs die klaren Sieger: die geringen Verwaltungskosten stechen jeden aktiv gemanagten Fonds aus. Doch was das Risiko-Ertrags-Verhältnis betrifft, sieht es weniger schmeichelhaft aus. Während ein Fondsmanager im Falle einer Marktbaisse die Aktienquote reduzieren oder sogar ganz aus dem Markt aussteigen kann, ist der ETF-Anleger dem Kursverfall schutzlos ausgeliefert. Im volatilen Börsenjahr 2018 mussten Anleger in Dax-ETFs gemäß der Kursentwicklung des Index einen Verlust von 18 Prozent hinnehmen. Aktive Fondsmanager konnten die Verluste durch Umschichtungen begrenzen und manche sogar noch ein Plus für ihre Anleger erwirtschaften.

Risiken und Nebenwirkungen von ETFs

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Auch wenn Aktien-ETF drauf steht, muss noch lange keine Aktie drin sein. Neben den physischen ETFs, die die Aktien des Index gewichtet nach Indexanteil enthalten, sind so genannte synthetische oder „Swap“-ETFs zahlreich am Markt vertreten. Sie bilden die Kursentwicklung des zugrundeliegenden Index mit Hilfe von Derivaten nach. Synthetische ETFs wurden ehemals konstruiert, um schwer nachzubildende Anlageklassen wie Rohstoffe abzubilden. Aber auch Aktien-ETFs können synthetisch sein. Dabei geht der ETF-Anbieter eine Partnerschaft mit einer (oder mehreren) Großbank(en) ein, dem sogenannten Swap-Kontrahenten. Hier besteht für den Anleger ähnlich wie bei einer Anleihe ein Ausfallrisiko des Swap-Partners. Zugegeben, die Gefahren sind gering, doch gehören zu einer anlagegerechten Beratung auch diese Tatsachen zum Handwerkszeug des Vermögensbetreuers.

Ein ETF orientiert sich an einem Index. Doch woran orientieren sich die Indizes und in der Folge auch die meisten ETFs? MSCI, S&P 500 oder der Dax gewichten die Unternehmen im Index nach der Freefloat-Marktkapitalisierung. Dies bedeutet, dass die Aktien mit den höchsten Preisen und der höchsten Anzahl an frei handelbaren Aktien das größte Gewicht und somit den größten Einfluss auf den Index und seine Wertentwicklung haben. Bei der Neuzusammensetzung von Indizes sind die Nachrücker häufig solche Titel, die eine fulminante Kursentwicklung hinter sich haben und die aktuellen Lieblinge der Investoren sind. Das geht vielfach mit hohen Bewertungen einher. Indizes sind aufgrund dieses Mechanismus anfällig für überhitzte Märkte und das Platzen von Blasen. Aktive Fondsmanager hingegen können durch intensive Analyse der Fundamental-, Makro- und Sentimentdaten und aktives Stockpicking positives Alpha für ihre Anleger generieren, ohne nur mit dem Mainstream zu schwimmen.

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