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Aktualisiert am 26.02.2020 - 12:01 Uhrin MeinungenLesedauer: 4 Minuten

Finanzexpertin rät „Passive Fonds sind nichts für Passive“

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Zahlreiche Studien von Finanzinstitutionen wie dem Internationalen Währungsfonds oder der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich haben vor den systemischen Risiken von ETFs gewarnt. Eine 2019 erschienene Studie des European Systemic Risk Boards, ein Ausschuss der Europäischen Union, hat verschiedene systemrelevante Risiken identifiziert. Zum einen wurde empirisch belegt, dass Aktien nach Aufnahme in ein Indexportfolio stärker mit den bereits im Index enthaltenen Aktien korrelieren. Diese Entwicklung ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Marktteilnehmer ETFs auf Basis von Informationen zum abgebildeten Index und weniger in Bezug auf Informationen zu den Einzelaktien handeln.

Die hohe Liquidität und geringen Kosten von ETFs verleiten Investoren außerdem dazu, kurzfristig zu investieren. Das Exposure der Marktteilnehmer ähnelt sich oft, da diese sich an der vergangenen Performance und weniger an den Fundamentaldaten orientieren. Das Verkaufen von ETF-Positionen in großem Stil kann sich vor allem während Marktturbulenzen aufgrund der geringeren Marktliquidität durch den Arbitrageeffekt negativ auf den zugrundeliegenden Index auswirken und zu erhöhter Volatilität am Markt führen. Dieser Effekt wurde bisher vor allem für komplexe ETF-Konstrukte wie gehebelte ETFs nachgewiesen, wie in der Studie zu lesen ist.

Aktiver Anlageansatz nötig

Schließlich besteht das Risiko, dass sich der ETF-Kurs von der Preisentwicklung der zugrundeliegenden Assets abkoppelt. Dieser „Tracking Error“ tritt vor allem in Zeiten von Marktturbulenzen auf, wenn die Authorized Participants, wie Großbanken, die die Liquidität eines ETFs im Markt sicherstellen, keinen Anreiz haben, den ETF-Preis mit dem Indexpreis durch Arbitrage gleichzusetzen und die Marktteilnehmer durch diese Diskrepanz weitere ETF-Verkäufe in Gang setzen.

ETFs können eine gute Möglichkeit darstellen, in den Kapitalmarkt einzusteigen. Trotz der öffentlichen Darstellung als „kinderleichte“ Investmentinstrumente sind sie aber kein Selbstläufer, sondern bedürfen eines aktiven Investmentansatzes, der bereits bei der Entscheidung anfängt, welches Ziel der Anleger verfolgt und unter welchen Umständen man sich wieder von ETFs trennen möchte. Aktive Fondsmanager sind zwar etwas teurer, aber sie können das Verlustrisiko begrenzen und interessante Aktien abseits von den Indizes finden. Die Kunst für den Investor besteht wiederum darin, einen sehr guten Fondsmanager zu finden.


Die Autorin:
Constanze Hintze ist Geschäftsführerin der Finanzberatungsfirma Svea Kuschel + Kolleginnen und Autorin mehrerer Bücher. 2019 veröffentlichte sie „Finanz-Petits-Fours - So erreichen (nicht nur) Frauen Wohlstand und finanzielle Freiheit“.

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