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Finanzexpertinnen lehnen Frauenquote ab

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„Männerhirne strukturieren hierarchischer und wollen sich deshalb auch messen“, erklärt die Kommunikationsexpertin. Die Klärung der Rangordnung sei daher notwendig und genieße eine hohe Priorität. Aus diesem Grund erinnern viele Chef-Etagen an Abenteuer-Spielplätze, wo hoch bezahlte Jungs mit den Bauklötzchen der Macht spielen. Dieses Verhalten führe oft dazu, dass einer bereit ist zu verlieren, nur damit der andere nicht gewinnt – ein Phänomen, das in Dax-Unternehmen und anderen Großkonzernen besonders stark ausgeprägt sei, da es dort viel Macht zu verteilen gäbe.

„Und in ein solches Szenario sollen jetzt zwangsweise Frauen vorrücken?“ fragt Schüller. Frauen, die hirnstrukturell viel eher auf ‚erhalten statt notfalls zerstören‘ und auf ‚Konsens statt Konfrontation‘ programmiert sind?

„Mit Quote funktioniert das nicht“, ist die Expertin überzeugt. „Denn wir Frauen kennen die männlichen Spielregeln nicht, und das macht das Spielen mühsam. Vor allem aber: Wer Spielregeln nicht beherrscht, der fliegt.“

Auf der anderen Seite können Unternehmen nicht langfristig auf das Potenzial, das in weiblichen Führungskräften steckt, verzichten. Denn Frauen seien Männern meist in punkto soziale Kompetenz, Kooperationsfähigkeit und Kommunikationstalent haushoch überlegen. Dem beschleunigten Wandel begegnen sie mit höherer Flexibilität, der Zugang zu ihren Gefühlen ist nie verloren gegangen. Solches Können sei zunehmend gefragt.

„Die Spielregeln der Macht müssen sich ändern“, fordert Schüller. Denn Frauen wollen und werden die geltenden Spielregeln nicht mitspielen – jedenfalls nicht um den Preis von 70-Stunden-Wochen, Burnout, Mobbing und Minderlohn. Und sie können es auch nicht. Denn das ist Fakt: Ihre Hirnarchitektur ist anders gebaut.

Aktiveres „Zweifelzentrum“ bei Frauen

Als ersten Schritt auf dem Weg zu einer Regeländerung schlägt Schüller vor, Frauen öfters auf Kongress-Bühnen und in der Medienberichterstattung zu berücksichtigen. Damit würden sie stärker als kompetente Expertinnen öffentlich in Erscheinung treten. Auch Frauen selbst müssen laut Schüller ihr Verhalten ändern und „sich viel mehr und viel lauter zu Wort melden“. Auch wenn dies für weibliche Hirne nicht so einfach sei, da bei Frauen das „Zweifelzentrum“ wesentlich aktiver ist als bei Männern, so dass sie häufiger von Selbstzweifeln geplagt werden.

Ob Selbstzweifel oder allgemeines Desinteresse an dem Thema der Grund waren, warum lediglich drei von etwa zehn befragten Finanzexpertinnen sich zu Frauenquoten äußern wollten, sei dahin gestellt. DAS INVESTMENT.com schließt sich jedenfalls Schüllers Forderung an. Frauen sollen sich viel häufiger zu Wort melden – dann klappt es auch mit der Medienberichterstattung.

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