Finanzfrage der Woche: Wie funktionieren Anleihen?
Kurs vs. Rendite
Eine wichtige Regel am Rentenmarkt lautet: Steigt das Marktzinsniveau, steigen zwar die Renditen, aber die Anleihenkurse sinken. Anleger, die festverzinsliche Anleihen im Depot haben, die sie ohnehin bis zum Ende halten wollen, berührt dieser Zusammenhang wenig. Ihre Zinsen fließen weiter und am Ende gibt es die Einlage sowieso voll zurück. Wer allerdings aktiv an den Rentenmärkten investiert – etwa über einen Rentenfonds, für den sind steigende Zinsen eine unschöne Angelegenheit.
Die Ursache für den auf den ersten Blick paradox erscheinenden Rendite-Kurs-Zusammenhang liegt darin, dass Anleihen mit einem festen Zinssatz ausgestattet sind. Wenn das allgemeine Zinsniveau steigt, verlieren die existierenden Anleihen im Verhältnis zum Marktumfeld an Wert, da Anleger anderswo eine höhere Verzinsung bekommen könnten.
Manchmal reicht es auch schon, dass die Notenbank eines Landes andeutet, die Zinsen zu erhöhen, um die Kurse in den Keller zu schicken. Die Notenbanken - für die Eurozone ist das die Europäische Zentralbank (EZB) - bestimmen den Leitzins, zu dem sie an Banken über Nacht Geld verleihen. Damit geben sie die Richtung und den Rhythmus des Marktzinsniveaus vor.
Das Marktzinsniveau, oder auch Zinsumfeld genannt, ist aber letztlich ein Resultat aus Angebot und Nachfrage an den Kreditmärkten. Ein hoher Geldbedarf von Staaten und Unternehmen treibt die Zinsen in die Höhe. Ein Überangebot an Anlegergeld treibt die Kurse hoch und schickt die Renditen in den Keller.
Lange Laufzeit - hohe Schwankung
Eine weitere Regel besagt: Je länger die Restlaufzeit einer Anleihe, desto stärker ist ihre Kursbewegung. Auch hier ist der feste Zinssatz der Anleihen der Schlüssel. So gewinnt bei sinkendem Marktzins eine zehnjährige Anleihe stärker an Wert als beispielsweise eine zweijährige. Denn das langlaufende Papier garantiert seinem Anleger den festen Zins für einen viel längeren Zeitraum als der Kurzläufer.
Im Gegenzug verliert der Langläufer bei einem Zinsanstieg am Markt besonders stark an Wert. Sein Anleger muss sich ja länger mit einem unterdurchschnittlichen Zinssatz zufrieden geben als bei einem zweijährigen Papier.
Gegen Ende der Laufzeit nähert sich der Rentenkurs immer weiter der 100-Prozent-Marke an. Denn zu diesem Preis wird am Ende abgerechnet.
Anleger können die aufgezählten Grundsätze wie folgt nutzen: Wenn die Renditen am Markt tendenziell steigen, bieten kurzlaufende Renten Schutz vor Kursverlusten. Zeigt der Renditetrend nach unten, sind lange Laufzeiten wegen der stärkeren Kursgewinne besser für Anlagen geeignet. Wie bereits erwähnt – den Rhythmus liefert die verantwortliche Notenbank.
Langfristig betrachtet wird ein gut gemischtes Rentenportfolio stets eine Verzinsung über der von herkömmlichen Spareinlagen erzielen. Das ist zwar weniger Gewinn als mit Aktien, dafür bieten Renten einen besonders guten Schutz vor Verlusten. Und das ist ein Rentengesetz, das im Gegensatz zum bundesdeutschen Rentengesetz auch in Zukunft sicher sein wird.
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