Verbindlichkeiten in der Corona-Krise Finanzielle Pflichten wachsen Vielen über den Kopf
Die Covid-19-Pandemie hinterlässt tiefe Spuren in den Budgets der deutschen Haushalte, lautet das Fazit einer repräsentativen Umfrage von Creditreform Wirtschaftsforschung und Boniversum. Der Dienstleister für Forderungsmanagement und der Anbieter von Bonitätsinformationen über Privatpersonen beobachten bei fast 40 Prozent der Verbraucher Einkommenseinbußen, die auf die Corona-Krise zurückzuführen sind.
Teilgenommen haben an der Ende April durchgeführten Online-Umfrage unter dem Titel „Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die wirtschaftliche Lage von Verbrauchern“ rund 1.000 18- bis 69-Jährige. Wie bereits die Umfragen von Mai, August und Oktober 2020 gezeigt haben, sind die Pandemie und die damit einhergehenden Maßnahmen mit finanziellen Einschränkungen verbunden.
Steigende Angst vor Zahlungsschwierigkeiten
Demnach müssen immer mehr Menschen hierzulande infolge der Pandemie auf Teile ihres Einkommens verzichten. „Ende April 2021 hatten 16,4 Millionen Haushalte weniger Geld zur Verfügung. Das waren rund 1,7 Millionen mehr als bei unserer vorangegangenen Befragung im Oktober 2020“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung.
Neben Geringverdienern spürten immer häufiger auch Normalverdiener und sogenannte Solo-Selbstständige in Deutschland die Folgen der Corona-Krise. Hauptauslöser für Einkommenseinbußen seien Kurzarbeit und der Verlust eines Minijobs. Gleich dahinter nannten die Befragten aber bereits Probleme mit einer selbstständigen Tätigkeit und Arbeitslosigkeit.
Jeder Dritte befürchtet Rechnungen nicht bezahlen zu können
( ) = Veränderung im April 2021 ggü. Oktober 2020 in Prozentpunkten
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Die möglichen Folgen schmaler gewordener Budgets seien gravierend. Fast jeder dritte Befragte fürchtete, in den nächsten zwölf Monaten regelmäßige oder außergewöhnliche Verbindlichkeiten des eigenen Haushalts nicht bezahlen zu können. Hierzu gehörten vor allem Kosten für Elektrizität und Heizung, dringende und notwendige Anschaffungen für Haus oder Wohnung sowie Mietkosten.
Gut 10 Prozent der Befragten räumten ein, in den vergangenen zwölf Monaten schon einmal das Gefühl gehabt zu haben, dass ihnen die finanziellen Verbindlichkeiten über den Kopf wachsen. So befürchtet jeder fünfte Verbraucher, beispielsweise seine Kosten für Versicherungen in der Zukunft nicht mehr bezahlen zu können.
Spitze der Neuverschuldung 2022 oder 2023
Gleichzeitig hat die Corona-Krise viele Verbraucher veranlasst, regelmäßig Geld zur Seite zu legen. „Der Anteil regelmäßiger Sparer ist im April 2021 auf den höchsten Stand seit Beginn unserer Umfragen im Oktober 2010 gestiegen“, erläutert Stephan Vila, Geschäftsführer der Creditreform Boniversum. Der Anteil der regelmäßigen Sparer schwanke zwischen 20 Prozent bei Geringverdienern und mehr als 60 Prozent bei Gutverdienern.
Die staatlichen Hilfsprogramme dürften dafür sorgen, dass viele Verbraucher erst mit Zeitverzug in die Überschuldung geraten werden: „Die tatsächlichen Nachwirkungen der Pandemie werden erst im Nachgang zum Ende der staatlichen Hilfen eintreten. Höchstwahrscheinlich wird die Spitze der Neuverschuldung erst nächstes oder übernächstes Jahr erreicht werden“, erwartet Hantzsch.