- Startseite
-
5 Lehren, die Investoren aus dem Jahr 2023 ziehen sollten

1. Wachstum ist für Aktien wichtiger als Zinssätze
Dass die Geldpolitik der US-Notenbank der wichtigste Einflussfaktor für die Aktienmärkte ist, ist seit der Finanzkrise von 2008 allseits bekannt. Aber auch wenn Aktien nach wie vor empfindlich auf veränderte Zinserwartungen des Marktes reagieren, lässt sich die Aktienmarkt-Rally des Jahres 2023 nicht auf die Zurückhaltung der Fed zurückführen. Ein entscheidender Faktor war das unerwartet starke US-Wirtschaftswachstum.

Pictet Asset Management
Wir erinnern uns: Die Fed hat die Zinssätze im vergangenen Jahr viermal – um insgesamt 100 Basispunkte – erhöht. Dieser Zinsanhebungskurs war viel aggressiver als vom Konsens zu Jahresbeginn prognostiziert, der von nur zwei Zinserhöhungen ausging, gefolgt von zwei Zinssenkungen Ende 2023. Warum ist die US-Notenbank so aggressiv vorgegangen? Sie reagierte damit auf die deutlich stärkere Wirtschaftsleistung in den USA. Das Wachstum des US-BIP wird in diesem Jahr voraussichtlich 2,4 Prozent betragen, während die Ökonomen vor zwölf Monaten noch mit einem Anstieg von 0,3 Prozent gerechnet hatten.
Auf Jahresbasis ist der US Economic Surprise Index so hoch wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr, außer unmittelbar nach Covid. Natürlich hat der Rückgang der Inflation Aktien Auftrieb gegeben, aber dieser Rückgang war weniger stark als vor einem Jahr erwartet. Zweifelsohne war es die unerwartete Widerstandskraft der US-Wirtschaft, die Risikoanlagen im Jahr 2023 beflügelte.
Grafik 1: Hauptsache Wachstum. Dezember 2023 Fed Funds Future vs. Konsens US-BIP-Wachstum 2023, in %

2. Die Inflation war tatsächlich „vorübergehend“ – aber es ist noch zu früh, den Sieg zu verkünden
Die Inflation in den Industrieländern erreichte im Jahr 2022 einen Höchststand von rund 10 Prozent oder knapp darüber, weil es neben dem Anstieg der Konsumausgaben nach Covid auch noch zu Versorgungsengpässen in vielen Branchen kam.
Anfang 2023 ging der Konsens davon aus, dass die Inflation längere Zeit hoch bleiben würde, und die Zentralbanken wurden damals verspottet, weil sie die Inflation als „vorübergehend“ bezeichneten. Wie sich herausstellte, war 2023 das Jahr, in dem die Zentralbanken ihre Glaubwürdigkeit in puncto Inflationsbekämpfung wiederherstellten. Eine weitere Anhebung der Zinssätze wurde mit einem raschen Rückgang der Inflation belohnt.
Die Inflation in den Industrieländern geht jetzt in gleichem Tempo – und in einigen Fällen sogar noch schneller – zurück wie bei ihrem Anstieg in den Jahren 2021–2022, wobei der Anstieg der Preise für Waren im Wesentlichen unverändert bleibt. In den USA nähert sich die Gesamt- und Kerninflation im Jahresvergleich der Marke von 3 Prozent, und in Europa geben diese beiden Messgrößen sogar noch stärker nach.
Aber es ist noch nicht alles ausgestanden. Die Inflationsraten liegen immer noch über den Zielvorgaben der Zentralbanken, die Dienstleistungsinflation hält sich hartnäckiger als erwartet, die Transportkosten steigen und die Preiserwartungen der Unternehmen sind nicht mehr rückläufig. Unsere Modelle deuten darauf hin, dass der Disinflationstrend in den kommenden Monaten pausieren oder zum Stillstand kommen wird. Mit anderen Worten: Seien Sie wachsam, denn die Inflation könnte uns noch einen Strich durch die Rechnung machen.
Grafik 2: Immer noch über dem Ziel. Inflationsraten in großen Volkswirtschaften, in %
