LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MegatrendsLesedauer: 4 Minuten
ANZEIGE

Finanzmarkt-Barometer Europa wird zum Krisengewinner

Frauen in Einkaufszentrum in Frankfurt/Main: Europa hat die Corona-Pandemie weitgehend im Griff.
Frauen in Einkaufszentrum in Frankfurt/Main: Europa hat die Corona-Pandemie weitgehend im Griff. | Foto: imago images / Xinhua

Wer investiert, muss mit Unwägbarkeiten rechnen – das hat uns Covid-19 mehr als deutlich vor Augen geführt. Zunächst schien die Corona-Pandemie in großen Teilen der Welt unter Kontrolle. Aber nun drohen in den USA, Südkorea und China neue Lockdowns. Die Neuinfektionen steigen teils wieder dramatisch an – in den USA zuletzt auf einen neuen Höchststand von 60.000 Infektionen binnen 24 Stunden. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge müssen die Menschen in den kommenden fünf Jahren damit rechnen, dass sich Anstieg und Rückgang von Vireninfektionen ständig abwechseln.

Unsicherheit wird also weiterhin die Märkte beherrschen. Es gibt jedoch Dinge, derer sich Investoren in diesem Jahr gewiss sein können. Die Unternehmensgewinne werden einbrechen, die Zentralbanken mit aller Macht gegensteuern, um die Wirtschaft zu stützen. Die zentrale Frage lautet: Was wird sich stärker auf die Finanzmärkte auswirken?

Tiefste Rezession seit mehr als einem Jahrhundert erwartet

Die Aussichten für die Unternehmensgewinne sind besorgniserregend. Analysten sind sich einig, dass die Gewinne in diesem Jahr nach der schwersten Rezession seit mehr als einem Jahrhundert um rund 20 Prozent zurückgehen. Die Modelle von Pictet Asset Management zeichnen ein noch pessimistischeres Bild. Global könnten die Gewinne demnach um 30 bis 40 Prozent gegenüber Vorjahr fallen.

Das bedeutet aber nicht, dass den Aktien- und Unternehmensanleihenmärkten ein Einbruch bevorsteht. Die Zentralbanken versuchen, den Schaden zu begrenzen. Berechnungen von Pictet AM zufolge wird die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) in diesem Jahre weitere geldpolitische Impulse in einer Größenordnung von 1,3 Billionen US-Dollar setzen, die Europäische Zentralbank (EZB) 1,1 Billionen Euro.

Europäische Aktien als Krisen-Profiteure

Das lässt darauf schließen, dass der Rückgang des Gewinns je Aktie durch ein zentralbankgestütztes Wachstum des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) kompensiert wird. Im Wesentlichen dürften Aktien, die mit günstigerem KGV gehandelt werden – wie europäische Aktien – von den Impulsen profitieren. Pictet AM hat daher bereits gehandelt: Europäische Aktien sind nun übergewichtet. In den meisten anderen Aktienmärkten liegt die Gewichtung dagegen unverändert bei „neutral“.

Die Konjunkturzyklus-Indikatoren zeigen, dass große Teile der globalen Wirtschaft sich langsam von dem tiefen Einbruch nach der Corona-Pandemie erholen. China geht dabei mit schnellem Tempo voran. So zeigen die Indikatoren, dass die Wirtschaftsleistung bereits rund 5 Prozent unter dem Stand vor der Krise liegt. Für Japan, die USA und die Eurozone liegen die entsprechenden Zahlen zwischen 5 und 10 Prozent.

Im Vergleich der großen Volkswirtschaften steht Europa am besten da. In wenigen Monaten wurden die fiskalischen Impulse von 2,2 Prozent des BIP auf etwa 4,4 Prozent erhöht (siehe Grafik). Sie liegen damit dreimal so hoch wie in der Zeit der Schuldenkrise 2009. Hinzu kommt, dass Europa Covid-19 derzeit weitgehend unter Kontrolle hat und die Folgen mit einem ehrgeizigen Plan abmildern möchte.

Insgesamt dürften aber sowohl die Fed als auch die EZB massiv neue Impulse geben. Banken vergeben weltweit zudem weiter Kredite. Solides Kapital und staatliche Bürgschaften sorgen dafür, dass selbst krisengebeutelte Unternehmen Kredite erhalten. Die gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte der EZB (TLTRO) haben sich als besonders wirksam erwiesen, um der Wirtschaft mit dringend benötigten Krediten unter die Arme zu greifen.

In China dagegen will die politische Führung die Impulse zurückfahren, da sich die Wirtschaft erholt. Der Interbankenzinssatz des Landes, Shibor, ist im vergangenen Monat um rund 60 Basispunkte auf mehr als 2 Prozent gestiegen.

Aktien sind im Vergleich zu Anleihen weiterhin günstig

Wie die Bewertungsindikatoren von Pictet AM zeigen, sind Aktien insgesamt angemessen bewertet. Im Vergleich zu Anleihen sind sie jedoch weiter günstig. Das dürfte auch so bleiben, wenn die Corona-Pandemie das Gewinnwachstum nicht langfristig belastet.

Europa bietet im Vergleich zu anderen Märkten gute Chancen. Der Abschlag, mit dem europäische Aktien im Vergleich zu US-Aktien gehandelt werden, ist in den vergangenen Wochen zurückgegangen, könnte aber noch weiter sinken. US-Anleihen waren vor der Krise günstig, werden nun aber teuer.

Wie die technischen Kennzahlen zeigen, sind Investoren Aktien gegenüber nicht mehr so negativ eingestellt – der Indikator sprang von überverkauft auf neutral. Damit gibt es Spielraum für eine baldige Korrektur an den Märkten. Hochzinsanleihen sind ebenfalls anfällig für einen Ausverkauf, da der Anlageklasse momentan ungewöhnlich viel Geld zufließt.

Den gesamten Investmentausblick von Pictet Asset Management, beispielsweise zu Aktienregionen und -sektoren, lesen Sie hier.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.