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Finanzprofessor Johannes Becker „Banken dürfen nicht mit anderer Leute Geld spielen“

„Banken dürfen nicht mit anderer Leute Geld spielen“
Foto: unsplash.com
Johannes Becker studierte Volks- und Politikwissenschaft in Köln und Clermont-Ferrand, Frankreich. Von 2003 bis 2008 promovierte er unter dem heutigen Chef des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, zum Thema Unternehmensbesteuerung.

DAS INVESTMENT: In Ihrem neuen Buch wollen Sie den Euro retten. Warum eigentlich?

Johannes Becker: Darauf gibt es mehrere Antworten. Die einfachste ist wohl: Weil es den Euro weiter geben wird. Vielleicht war es ein Fehler, ihn so überhastet einzuführen. Aber nun existiert er eben, und wir müssen ihn auf die richtige Schiene bringen.

Was man geschaffen hat, kann man auch abschaffen.

Der Euro ist kein wirtschaftliches, sondern ein politisches Projekt. Und das sieht vor, dass sich das seit der Wiedervereinigung vergrößerte Deutschland mehr und mehr in Europa integriert. Den Euro abzuschaffen, würde hier eine große Flanke wieder öffnen. Ich kenne niemanden, der das wirklich will.

Der Euro bindet Länder aneinander, die verschiedene Währungen und Zinsniveaus brauchen. Das verursacht Konflikte. Wäre es nicht besser, sich wie bei einer Scheidung im Guten zu trennen und Freunde zu bleiben?

Wahrscheinlich würde der ideale Euro wirklich nur aus der ehemaligen D-Mark-Zone bestehen. Also aus Deutschland, Österreich, Benelux, Finnland und so weiter. Aber jetzt sind Spanien, Italien, Portugal und Griechenland nun mal mit im Euro.

Und wir müssen Geld reinbuttern.

Die Eurozone ist schlecht organisiert. Würden wir akzeptieren, dass Staaten und Banken pleitegehen können, hätten wir nicht so viele Probleme. Aber das waren damals politische Entscheidungen, die mit dem Euro an sich nichts zu tun hatten. Im Dollar-Raum ist es zum Beispiel ganz anders. Wenn Kalifornien pleitegeht, dann passiert das einfach.

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Und die Anleger verlieren Geld.

Sie werden dafür entlohnt, das Risiko zu tragen.

Durch den Domino-Effekt kann eine Pleite die ganze Wirtschaft treffen.

Das wurde in der Tat klar, als Griechenland am Rand der Pleite stand. Denn alle Banken dort hatten im großen Stil Staatsanleihen gekauft. Wäre Griechenland untergegangen, wären auch die Banken untergegangen. Das war ein klarer Regulierungsfehler. So etwas darf einfach nicht passieren.

Wer hat Schuld?

Wahrscheinlich die Konstrukteure des Euros. Sie hätten darauf bestehen müssen, dass man das Bankensystem europaweit vereinheitlicht und stärker reguliert.

Jetzt kommt die neue Regulierungsverordnung Basel III, und die Finanzbranche heult lautstark auf.

Basel III ist immer noch nicht streng genug.

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