Ausblick auf die zweite Jahreshälfte Finanzprofis erwarten Rezession

Marktstrategen, Portfoliomanager und Ökonomen sehen für das zweite Halbjahr diverse Marktrisiken – allen voran die Inflation. Das zeigt eine Umfrage der Investmentgesellschaft Natixis, die Finanzexperten von Tochterfirmen und angeschlossenen Vermögensverwaltern befragt hat. Sieben von zehn Befragten halten demnach die Teuerungsrate für das größte Risiko. Preistreiber sind nach Einschätzung der Experten vor allem Energie- und Lebensmittelpreise sowie Lohnerhöhungen. Zugleich rechnet aber nicht einmal jeder Vierte damit, dass die Inflation dauerhaft hoch bleiben wird.
Kernfrage für die Experten ist, ob es Notenbanken und Politik gelingt, die Preissteigerungsrate zu drücken und mit welchen Folgen. Befürchtet wird eine Rezession über zwei bis drei Quartale oder gar eine Stagflation, die sich über Jahre hinziehen könnte. Knapp ein Drittel der Befragten hält der Umfrage zufolge eine Rezession für möglich, ein Viertel sogar für unvermeidlich. Für mehr als die Hälfte der Finanzprofis sind mögliche Fehler der Zentralbanken bei der Bekämpfung der Inflation ein weiteres Hauptrisiko.
Rezession als Ausweg aus der Inflation
„Das Wort Rezession wirft einen langen Schatten auf die Märkte, aber in gewisser Weise ist sie auch der einzige Ausweg“, sagt Mabrouk Chetouane, Marktstratege bei Natixis Investment Managers. Nur wenn die Geldpolitik der Zentralbanken zu einem Abschwung führen würde, könne der Inflationsschock überwunden werden und würden sich die Märkte wieder erholen, so Chetouane weiter.
Ein weiteres Risiko ist für knapp zwei Drittel die Geopolitik, etwa der Krieg in der Ukraine. Die Hälfte der Befragten nennt zudem die Energiepreise als mögliche Belastung für die Märkte. Die Corona-Pandemie rückt dagegen in den Hintergrund: Nur noch 9 Prozent erwarten signifikante Einschränkungen durch das Virus in der zweiten Jahreshälfte.
US-Notenbank Fed als wichtigster Markttreiber
Wichtigster Markttreiber in den kommenden Monaten ist den Experten zufolge die Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve. Insgesamt rechnen 73 Prozent der Befragten mit weiteren Zinserhöhungen der Zentralbanken. Mit 36 Prozent glaubt etwas mehr als ein Drittel, dass die Renditen von US-Staatsanleihen am Jahresende bei 3 bis 3,5 Prozent liegen dürften. Ebenso viele rechnen mit stärkeren Zinsanhebungen und erwarten, dass die Zinsen bis zum Jahresende die 3,5 Prozent überschreiten werden.
Im Hinblick auf Aktien sind sechs von zehn Befragten der Meinung, dass unterbewertete Wertpapiere noch einige Monate vor Wachstumsaktien liegen könnten. Ein Viertel rechnet sogar damit, dass sogenannte Value-Strategien noch für mehrere Jahre besser abschneiden als Growth-Titel. Jeder Fünfte glaubt dagegen, dass der Value-Trend bereits vorbei ist.