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Finanzprofis über den gesenkten US-Zins „War das wirklich nötig?“

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Vor allem aber fürchten die Geldpolitiker, die US-Wirtschaft könne Schaden nehmen durch den schwelenden US-China-Handelskonflikt – obwohl bislang noch alles recht gut läuft: Im zweiten Quartal 2019 wuchs die US-Wirtschaft um 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr nach 3,1 Prozent im ersten Quartal; und nach wie vor herrscht Vollbeschäftigung: Die (offiziell ausgewiesene) Arbeitslosenquote lag im Juni bei 3,7 Prozent (Mai: 3,6 Prozent).

Paradigmenwechsel

Dass die Fed in diesem Umfeld eine Zinssenkung beschlossen hat, ist in der Tat bemerkenswert, es signalisiert im Grunde einen Paradigmenwechsel. Bislang ist es nämlich in der Regel so gewesen, dass die Fed die Zinsen erst dann gesenkt hat, wenn sich der Abschwung bereits in handfesten Daten gezeigt hat. Diesmal aber ist es anders:

Die Zinssenkung zielt darauf ab, eine künftig mögliche Konjunkturkrise abzuwehren bevor sie überhaupt in Erscheinung getreten ist! Der gegenwärtige Aufschwung soll also mit allen Mitteln in Gang gehalten werden; und Zinsentscheidungen werden durch die erwartete Datenlage, nicht durch die tatsächliche Datenlage getrieben!

Die öffentlichen Aufrufe von US-Präsident Donald J. Trump, die Fed solle die Geldpolitik lockern, waren vermutlich nicht bedeutungslos für die Fed-Entscheidung. Und allein schon deshalb wird es nicht bei einer Zinssenkung bleiben: Die Fed, so denken wir, reduziert die Zinsen in den kommenden Sitzungen noch weiter, der Leitzins wird insgesamt um mindestens einen Prozentpunkt verringert.

Nathan Sheets, Chefvolkswirt und Leiter für globale Makro-Ökonomie bei PGIM Fixed Income

Die Fed erfüllt die Markterwartungen, indem sie den Leitzins um 25 Basispunkte kürzt und behält sich damit ihre Flexibilität im Hinblick auf die weitere Politik bei. Dennoch wird weiterhin von den Marktteilnehmern erwartet, dass weitere Kürzungen geplant werden. Die Investoren konzentrieren sich darauf, was erforderlich ist, damit weitere Kürzungen eingeleitet werden können, und entlang welcher Zeitspanne.

Powell hat keine konkreten Zusagen für zukünftige Zinssenkungen getätigt. Allerdings ist es eher unwahrscheinlich, dass der heutige Zinsschritt ausreichen wird, um die Ziele der Fed in Bezug auf Inflation und konjunkturelle Unterstützung zu erreichen. Weitere Impulse sind in Vorbereitung. Die Frage ist, wie viel und wann?

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