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Brandywine Global sieht Chancen durch die Bankenkrise


Die jüngsten Ereignisse im Bankensektor in den USA und Europa haben Erinnerungen an die globale Finanzkrise von 2008 geweckt. Innerhalb von nur etwas mehr als einer Woche sind zwei Banken in den USA in Konkurs gegangen, während eine weitere sich noch in kritischem Zustand befindet. Und in Europa ist mit der Credit Suisse eine Bank zusammengebrochen. In der Woche, die am 10. März endete, verloren die sechs größten US-Banken etwa 14 Prozent an Marktwert; die großen US- Regionalbanken büßten rund 26 Prozent an Wert ein, während die kleineren Regionalbanken über 30 Prozent an Marktwert verloren. Im gleichen Zeitraum erlitten laut FactSet die europäischen Banken einen Wertverlust von 12 Prozent.
Diese Krise hätte nicht entstehen dürfen. Schließlich verfügen die Banken heutzutage über eine deutlich bessere Kapitalausstattung als zu Beginn der globalen Finanzkrise. Auch die risikoreichen Engagements sind deutlich zurückgegangen und einige Geschäftsbereiche, wie die Subprime-Hypotheken, sind praktisch nicht mehr existent. Jedes Jahr unterziehen sich die Banken rigorosen Stresstests, bei denen ihre Geschäfte in extrem ungünstigen Wirtschaftsszenarien modelliert werden – und die Banken bestehen in der Regel mit Bravour. Was ist also schiefgelaufen? Und bestehen weitere Risiken für die Zukunft des Bankensektors oder Chancen für die Zeit danach? Bankenkrisen weisen viele Gemeinsamkeiten auf, aber jede ist ein wenig anders. Die Unterschiede sind für uns von großem Interesse.
Zinssätze – ein neues Risiko zeichnet sich ab
Der erste Dominostein kippte in einem Bereich, der nie als nennenswertes Risiko angesehen wurde: In einem Anlageportfolio, das aus Staatsanleihen und staatlich besicherten Wertpapieren besteht, bei denen naturgemäß davon ausgegangen wird, dass sie kein Kreditrisiko bergen. Allerdings sind sie mit einem Zinsrisiko behaftet. Auch dieses Risiko stellt in der Regel keine allzu große Bedrohung dar, es sei denn, es kommt zu einem deutlichen Anstieg der Zinssätze wie seit dem Jahr 2022. Der aggressive Straffungszyklus der US-Notenbank führte zu erheblichen Mark-to-Market-Verlusten bei diesen Wertpapieren. Dabei handelt es sich um Verluste auf dem Papier, die letztendlich zum Pari-Kurs fällig werden. Dadurch wird der Mark-to-Market-Verlust wieder ausgeglichen. Der Haken an der Sache ist, dass diese Verluste zu echten Verlusten werden, wenn die Bank das Portfolio liquidieren muss. Zusätzlich zu den nicht realisierten Verlusten aus den zum Verkauf stehenden und den bis zur Endfälligkeit gehaltenen Portfolios der Banken bestanden bei den angeschlagenen Instituten weitere hauseigene Risiken.
Die erste Bankenpleite deckte eine beträchtliche Anzahl von nicht versicherten Einlagen auf. Dies waren Einlagen, die über dem Versicherungslimit des Einlagensicherungsfonds der Vereinigten Staaten (Federal Deposit Insurance Corporation, FDIC) von 250.000 US-Dollar lagen. Aus den Unternehmensunterlagen der Silicon Valley Bank geht hervor, dass etwa 88 Prozent der gesamten Einlagen zum Jahresende 2022 nicht versichert waren, wie das Wirtschaftsmagazin „Business Insider“ aufdeckte. Außerdem kamen Bedenken hinsichtlich von Ungleichgewichten bei den Bankkunden auf, da diese entweder auf einige wenige Branchensektoren oder begrenzte geografische Regionen beschränkt sind. Dadurch gerieten kleinere US-Regionalbanken unter Druck. Als nervöse Anleger ihre nicht versicherten Guthaben abheben wollten, nahm das Verhängnis seinen Lauf. Die Banken mussten Portfolio-Wertpapiere zu den aktuellen Anleihekursen liquidieren und dabei große Verluste hinnehmen, was wiederum die Liquidität der Banken schmälerte. Die zunehmenden Verluste lösten bei den Anlegern Panik aus; fluchtartig wollten sie ihre Gelder in Sicherheit bringen.
Droht europäischen Banken die Ansteckung?
Die Panik griff schnell auf die europäischen Banken über und stürzte mit der Credit Suisse ein seit langem angeschlagenes Finanzinstitut in den Abgrund. Um es vorwegzunehmen: Dieses Scheitern und der staatlich verordnete Verkauf an einen Konkurrenten hatte nichts mit den Problemen der US-Banken zu tun, sondern eher mit dem Missmanagement der vergangenen zehn Jahre. Nach unserer Überzeugung war dieses Debakel früher oder später zu erwarten; die jüngste Vertrauenskrise hat diesen Prozess lediglich beschleunigt.
Trotz des Ausverkaufs der europäischen Banktitel sind wir der Ansicht, dass die Ursachen für die Bankenkrise in den USA und in Europa kaum Parallelen aufweisen. Tatsächlich scheint die Liquiditätslage der europäischen Banken erstmals seit langer Zeit besser zu sein als die ihrer US-Mitbewerber. Nach der globalen Finanzkrise haben die europäischen Bankenaufsichtsbehörden Liquiditätsanforderungen eingeführt, um die Banken an Standards zu binden. Diese sollen sicherstellen, dass die Kreditgeber in Stresssituationen erhebliche Liquiditätsabflüsse überstehen können. In den USA gelten ähnliche Liquiditätsanforderungen für Großbanken, also Banken mit Kapitalvermögen von mehr als 250 Milliarden US-Dollar, die auch als systemrelevante Finanzinstitute (SIFI) bezeichnet werden. Im Jahr 2018 haben die US-Aufsichtsbehörden jedoch einige der Anforderungen für Banken mit Vermögenswerten unter 250 Milliarden US-Dollar aufgehoben, darunter auch einige der kurzfristigen Liquiditätsanforderungen. Hier hat das Problem seinen Anfang genommen, und wir gehen davon aus, dass hier auch in Zukunft das Problem zu suchen sein wird.
Die weitere Entwicklung
Trotz der derzeitigen Sorgen auf dem Markt sind wir der Ansicht, dass der globale Bankensektor weiterhin deutlich besser abgesichert ist als in der Vergangenheit. Am wichtigsten ist jedoch, dass sich das regulatorische Instrumentarium weiterentwickelt hat, was es den Regulierungsbehörden ermöglicht, diese Krisen schnell und effektiver zu bewältigen. Das heißt, die aktuelle Situation wird unserer Einschätzung nach über kurz oder lang wieder entschärft. Das Risiko einer Eskalation und Ansteckung, wie wir sie während der Finanzkrise 2008 erlebt haben, dürfte minimal sein.
In den USA: Mehr Regulierung zu erwarten
Wir rechnen damit, dass die Bankenregulierung in den USA als Reaktion auf die Geschehnisse wahrscheinlich zunehmen und sich stärker auf kleine und mittelgroße Regionalbanken konzentrieren wird. Zudem erwarten wir, dass die Ertragskraft kleinerer Regionalbanken aufgrund steigender Finanzierungskosten sinken wird.
In Europa: Geringe Ansteckungsgefahr
Wir gehen davon aus, dass sich die Probleme der europäischen Banken auf den Einzelfall beschränken werden. Wir sind nicht nur der Meinung, dass die Risiken in Europa weitgehend anders als in den USA gelagert sind, sondern stellen auch fest, dass sich der europäische Bankensektor in mehreren Punkten von dem der USA unterscheidet, was eine großflächige Ansteckung verhindern dürfte:
- Europäische Banken halten in der Regel mehr liquide Mittel vor, und Wertpapiere machen bei diesen Banken einen geringeren Teil der Bilanzen aus. Daher mussten die europäischen Banken keine Wertpapiere mit Verlust verkaufen, um den Liquiditätsbedarf zu decken.
- Die Europäische Zentralbank (EZB) besitzt feste Fazilitäten zur Bereitstellung von Liquidität, auf die Banken schnell zugreifen können.
- Die Kreditvergabe und die Einlagen der europäischen Banken waren nach der Pandemie stärker eingeschränkt, und sie sind nicht so schnell angestiegen wie in den USA.
Sobald die Anleger erkennen, dass die derzeitige Situation keine Neuauflage der globalen Finanzkrise von 2008 ist, wird das Vertrauen unseres Erachtens wiederhergestellt sein.
Nach unserem pessimistischen Ausblick für die US-Wirtschaft und den US-Dollar bleiben wir gegenüber globalen Aktien generell zuversichtlicher eingestellt. Wir gehen davon aus, dass sich das Wachstum in China mit dem Wiederhochfahren der Wirtschaft nach der Pandemie weiter erholen wird, was das relative Wachstum von den USA weg verlagern dürfte. Darüber hinaus rechnen wir damit, dass die europäische Wirtschaft relativ gesehen besser abschneiden wird als die US-Wirtschaft, was auch für europäische Banken positiv sein sollte.
Mit Blick auf die Portfolioallokation sind wir im US-Markt derzeit untergewichtet. Unser Engagement in diesem Bereich fällt eher defensiv aus. Unter den US-Banken bevorzugen wir die größten Institute in den Finanzzentren des Landes. Diese Banken verfügen über ein wesentlich stärkeres Einlagengeschäft als ihre regionalen Konkurrenten. Genau genommen waren sie die Begünstigten und Empfänger der Einlagenflucht aus kleineren Banken. Zudem werden diese Banken als sicherer angesehen und sind zusätzlichen Regularien unterworfen, um ihren Konkurs so gut wie möglich auszuschließen. Anders verhält es sich bei Banken mit einer Bilanzsumme von 250 Milliarden US-Dollar oder weniger, die nicht den gleichen Standards und strengen Aufsichtsanforderungen unterliegen.
Europäische Banktitel erscheinen uns ebenfalls attraktiv, allerdings sind hier die Banken sehr sorgfältig auszuwählen. Zwischen den Banken gibt es erhebliche Qualitätsunterschiede, wie sich in den vergangenen Jahren in der Schweiz und in Deutschland gezeigt hat. Darüber hinaus gibt es regionale makroökonomische Unterschiede, die sich auf die Erträge der Banken in den jeweiligen Ländern auswirken. Wir bevorzugen daher eine Reihe ausgewählter Banken, vor allem in Frankreich und Spanien, die über ein erstklassiges Management und ein diversifiziertes Geschäftsfeld verfügen.
Wichtige rechtliche Hinweise:
Dies ist eine Marketingmitteilung. Bitte lesen Sie den Verkaufsprospekt und das KIID, bevor Sie eine endgültige Anlageentscheidung treffen. Alle Investitionen sind mit Risiken verbunden, einschließlich des möglichen Verlusts des Kapitals.
Bitte beachten Sie, dass es sich bei diesem Dokument um allgemeine Werbeinformationen handelt und nicht um eine vollständige Darstellung oder Finanzanalyse eines bestimmten Marktes, einer bestimmten Branche, eines bestimmten Wertpapiers oder eines oder mehrerer aufgelisteter Investmentfonds. Franklin Templeton veröffentlicht nur produktbezogene Informationen und gibt keine Anlageempfehlungen.