First Eagle zu künstlicher Intelligenz „Zurück in die Zukunft“

Welchen Standpunkt nimmt eigentlich die Politik rund um den Globus ein? Wird KI als Wettbewerbsvorteil erkannt oder als Job-Killer?

Gupta: Regierungen erkennen den langfristigen wirtschaftlichen Nutzen von KI-Technologien – das Wirtschaftsberatungsunternehmen PwC schätzt, dass KI bis zum Jahr 2030 durch eine Kombination aus erhöhter Produktivität und erhöhter Verbrauchernachfrage das Wachstum der Weltwirtschaft um 15,7 Billionen US-Dollar – ein Wachstumsplus von 14 Prozent – anschieben könnte. Deshalb bringen eine Reihe von Regierungen ehrgeizige Investitionsprogramme auf den Weg. China geht davon aus, dass künstliche Intelligenz zu einem neuen Motor der wirtschaftlichen Entwicklung geworden ist und investiert vehement in KI-bezogene Technologien: Bis zum Jahr 2030 will das Land einen entsprechenden 150 Milliarden US-Dollar schweren Industriesektor entwickeln. Zusätzlich zu einem 15 Milliarden US-Dollar umfassenden Fonds zur Förderung von Technologie-Startups hat Peking öffentlich-private Partnerschaften mit einheimischen Technologieriesen wie Alibaba, Tencent, Baidu und iFlytek abgeschlossen. Mit diesem Schritt will der Staat die Entwicklung von KI-Technologien der nächsten Generation fördern.

Welche Investment-Chancen bieten sich Anlegern? Könnten Sie einige Beispiele nennen?

Gupta: Eine Chance, als Investor von der dynamischen Herausbildung neuer KI-Anwendungen zu profitieren, ist das Setzen auf augenfällige Champions: Diese „Digital Natives“ stehen bei Entwicklung und Verbreitung von KI-bezogenen Technologien an vorderster Front. Halbleiter liefern die für das maschinelle Lernen erforderliche Rechenleistung. Sie werden von traditionellen Chipherstellern wie Nvidia, Intel, AMD und Xilinx produziert, während Dell, Hewlett Packard Enterprise und NetApp die wichtigsten Player im Hinblick auf Enterprise Storage-Lösungen sind.

Welche Cloud-Dienstleister geben den Ton an?

Gupta: Zu den führenden Cloud-Anbietern gehören Microsoft, Alphabet, Oracle, Amazon, SAP, IBM und Salesforce. Unternehmen wie Accenture, Capgemini und Cognizant bieten Beratungsleistungen für Unternehmen an, die KI-Technologien für ihr Unternehmen nutzen wollen.

Für Anleger sind darüber hinaus Unternehmen interessant, die neue Technologien umfassend in ihre Prozesse einbinden.

Gupta: Das ist richtig. Eine weniger aufregende, aber unter Umständen ebenfalls einträgliche Art und Weise ist in KI-Marktteilnehmer zu investieren: Traditionell integrieren klassische Unternehmen neue IT-Technologien proaktiv in ihre Arbeitsabläufe, etwa um die Produktivität zu verbessern, Kosten zu senken, den Umsatz zu steigern und neue Produkte zu entwickeln. So legt ein aktueller Bericht des McKinsey Global Institute nahe, dass die „Spitzenreiter“ bei der Adaption künstlicher Intelligenz ihren Cashflow bis zum Jahr 2030 möglicherweise verdoppeln könnten. Die Wirtschaftsberater der Boston Consulting Group haben eine Liste der 50 innovativsten Unternehmen der Welt zusammengestellt. Sie zeigt, wie breit die Akzeptanz von KI inzwischen ist. Während große Tech-Namen die Top 10 anführen, tummeln sich auf den übrigen Listenplätzen eine breite Palette von Unternehmen aus anderen Wirtschaftssektoren, darunter Adidas, BASF, JPMorgan Chase, McDonald's und Marriott.

Letzte Frage: Welche Risiken sollten Anleger kennen?

Gupta: Aus Anlegersicht sind wir bei First Eagle der Meinung, dass Unternehmen, die die Möglichkeiten der KI nutzen, für die Zukunft besser positioniert sein dürften als andere Marktteilnehmer. Dennoch gilt: Obwohl die Marktdurchdringung von KI-Technologien immer weiter voranschreitet, dürften einzelne augenscheinlich vielversprechende Projekte nicht die Erträge bringen, die von Anlegern und Investoren erhofft werden. Als langfristig orientierte Value-Investoren prüfen wir deshalb sorgfältig, welche Unternehmen für Investments in Frage kommen – und sind geduldig, um günstige Gelegenheiten für den Einstieg abzuwarten.