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Fiskal- und Geldpolitik fusionieren Die Staatsschulden geraten außer Kontrolle

Markus Steinbeis, geschäftsführender Gesellschafter der Steinbeis & Häcker Vermögensverwaltung in München.
Markus Steinbeis, geschäftsführender Gesellschafter der Steinbeis & Häcker Vermögensverwaltung in München. | Foto: Steinbeis & Häcker

Es sind bemerkenswerte Zahlen. Senat und Repräsentantenhaus in den USA haben ein Fiskalpaket in Höhe von 2 Billionen US-Dollar (USD) geschnürt. Dies entspricht knapp 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Weltweit beobachten wir Unterstützungsprogramme in ähnlicher Dimension. In Deutschland wurde die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse kurzerhand außer Kraft gesetzt und ein Corona-Hilfspaket von etwa 1,2 Billionen Euro auf den Weg gebracht. Wir sehen es mit Sorge, dass diese Pandemie viele Volkswirtschaften in einer Phase von außerordentlich hohen Schuldenquoten sowie chronisch unsolider Budgetpolitik trifft.

Eindrucksvoll lässt sich das am Beispiel der USA veranschaulichen: Zu Beginn der Präsidentschaft von Donald Trump im Januar 2017 beliefen sich die Staatsschulden der USA auf knapp 20 Billionen USD, um sich dann bis November 2019 auf 22 Billionen USD zu erhöhen. Nun, sechs Monate später, hat sich der Schuldenberg auf 24 Billionen aufgetürmt.

Auf dieser Basis sollen jetzt die Corona-Fiskalpakete finanziert werden. In vielen Ländern der Europäischen Union sind die Probleme ähnlich gelagert. Die Staatsverschuldung der westlichen Welt wird auf Höhen steigen, die vordem nur zu Kriegszeiten zu beobachten waren.

Die Frage nach der Finanzierung

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Viele Anleger fragen sich, ob sich die Regierungen in den USA und anderswo diesen fiskalpolitischen Stimulus überhaupt leisten können oder dadurch eine Staatsschuldenkrise mit anschließenden inflationären Tendenzen ausgelöst werden könnte. Bleiben wir in den USA: Das US-Schatzamt wird in den kommenden Monaten und Jahren ein dramatisch hohes Volumen an Staatsanleihen zur Finanzierung der Defizite verkaufen und damit den Kapitalmarkt überfordern.

Das Angebot wird zu aktuellen Zinssätzen die Nachfrage um Längen übersteigen. Diese Lücke werden die Notenbanken füllen. Wir gehen davon aus, dass ein Großteil der zukünftigen Staatsanleihen weltweit in deren Bilanzen landen wird. Die jüngst verkündeten, oft unlimitierten Kaufprogramme der großen Zentralbanken weisen in diese Richtung und begrenzen gleichzeitig das Risiko steigender Zinsen.

Ähnlich wie in Japan erwarten wir, dass sämtliche westliche Notenbanken damit perspektivisch eine strikte Kontrolle der gesamten Zinsstrukturkurve anstreben. Damit können wir die Unabhängigkeit der Zentralbanken nun endgültig ad acta legen. Vielmehr erleben wir eine Fusion von Geld- und Fiskalpolitik. Salopp gesagt, finanziert frisch gedrucktes Geld die Budgetdefizite. Mit anderen Mitteln ist das Finanzsystem, so wie wir es kennen, nicht mehr zu stabilisieren.

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