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Flossbach-Flaggschiff unter Druck Anleger ziehen eine Milliarde Euro ab

Seit inzwischen neun Monaten summieren sich die Nettoabflüsse allein in der 2013 gestarteten Ucits-Variante der bekannten Mischfonds-Strategie, dem FvS Multiple Opportunities II (ISIN: LU0952573482), nach Daten des Fondsresearch-Hauses Morningstar bereits auf 720 Millionen Euro. Der schon 2007 aufgelegte Sicav-Fonds FvS Multiple Opportunities (ISIN: LU0323578657) hat seit Jahresbeginn ebenfalls Monat für Monat mehr Anteilsrückgaben als Käufe. Unter dem Strich resultieren dort knapp 300 Millionen Euro abgezogene Kundengelder.
Angesichts von insgesamt mehr als 37 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen in den beiden Fonds finden diese Abflüsse auf einem sehr hohen Niveau statt. Dennoch sind sie bemerkenswert, da sie in diesem Maß eine völlig neue Erfahrung für die erfolgsverwöhnte Fondsschmiede darstellen. Außerdem muss zwar die gesamte Fondsgruppe der flexiblem Mischfonds momentan viele Rückgaben schultern, beim Multiple Opportunities fallen diese aber prozentual höher aus.
Neue Investment-Wettbewerber und mäßige Performance im Vorjahr
Wo also liegen die Ursachen? Der Fonds gehörte seit der Finanzkrise 2008 zu den großen Profiteuren der kontinuierlich sinkenden Zinsen, und der dauerhafte Aktien-Bullenmarkt tat sein Übriges. Auch angesichts der dann folgenden langjährigen Nullzinsen für Spareinlagen überzeugte der Fonds viele Investoren.
Das gilt inzwischen nicht mehr, wie Flossbach-von-Storch-Vorstand Dirk von Velsen auf Nachfrage von DAS INVESTMENT feststellt: „Das Anlageumfeld hat sich in den vergangenen Monaten deutlich verändert. Der Rückenwind ist weg, den die Fondsbranche, insbesondere die Multi-Asset-Produkte, dank der niedrigen Zinsen in den vergangenen Jahren hatte.“ Viele Anleger bevorzugten derzeit verzinsliche Produkte von Banken wie etwa Festgeld, so von Velsen: „Oder sie suchen auf dem Zertifikatemarkt, der derzeit einen Boom erlebt.“ Insbesondere Garantieprodukte erfahren dort in turbulenten Börsenphasen Zulauf.
Fondsmanager Bert Flossbach schaffte es, seit Auflegung des FvS Multiple Opportunities meist stärker als vergleichbare Fonds abzuschneiden und so eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte zu schreiben. Auf Sicht von 10 Jahren beispielsweise liegt der Wertzuwachs mit gut 75 Prozent mehr als doppelt so hoch wie bei der Gruppe der flexiblen Mischfonds im Schnitt. Seit dem Fondsstart 2007 beträgt das Plus 205 Prozent, die Peergroup erreichte lediglich knapp 30 Prozent.
Eine Performance-Schwäche offenbarte der FvS-Fonds in den ersten drei Quartalen 2022, als es im Gleichschritt mit den Wettbewerbern nach unten ging. Ab Oktober des Vorjahres stieg der Anteilspreis dann jedoch in gewohnter Form wieder überdurchschnittlich schnell nach oben. Für das Kalenderjahr bleibt aber ein Minus von 12,5 Prozent.
Wie unsere monatliche Auswertung der Topseller-Fonds bei Maklerpools und unabhängigen Vertrieben zeigt, befindet sich die gemischte Anlagestrategie der Kölner Fondsboutique in diesem Vertriebskanal nicht auf einem sinkenden Ast. Im Gegenteil: Vielmehr bleibt sie sogar der größte Verkaufsschlager, nicht anders als in den Jahren zuvor. Das entspricht auch unseren Recherchen, bei denen es aus dem Umfeld hieß, ein großer Vertriebspartner auf der Bankenseite, bei dem der FvS-Fonds in den vergangenen Jahren in erheblichem Maß in den Kundenportfolios landete, allokiere nun neu. Das schließt weitere Abflüsse in den kommenden Monaten nicht aus.
„Angesichts der Fondsgröße und des Marktanteils sind die Abflüsse nicht ungewöhnlich. Wir hatten eigentlich schon deutlich früher damit gerechnet", sagt Fondsmanager Bert Flossbach gegenüber DAS INVESTMENT. Und verweist auf die breite Produktpalette des Vermögensverwalters: „Die Zuflüsse in unsere anderen Fonds, allen voran in den Rentenfonds FvS Bond Opportunities (ISIN: LU0399027613), der von Frank Lipowski gemanagt wird, haben die Abflüsse seit Jahresbeginn aber kompensiert.“ In den Anleihenfonds sei seit Jahresbeginn etwas mehr als eine Milliarde Euro frisches Kapital geflossen und insofern falle die Bilanz bei den Publikumsfonds insgesamt ganz leicht positiv aus.
Nichtsdestotrotz will FvS-Vorstand Flossbach, der das Unternehmen 1998 gemeinsam mit Kurt von Storch gründete, mit dem FvS Multiple Opportunities zurück in die Erfolgsspur: „Wir bekommen nichts geschenkt, sondern müssen jeden Tag aufs Neue beweisen, dass wir eine Daseinsberechtigung haben. Denn die Konkurrenz ist groß. Für mich persönlich ist das vor allem Ansporn, eine so gute Performance zu erzielen, dass wir damit jeden, der den Fonds verkauft hat, ins Grübeln bringen, ob das wirklich eine gute Entscheidung war.“