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Flossbach von Storch Chronik einer Krise

Kursverlauf des S&P 500 vom 1. Januar bis 3. Juli 2020: Wegen des historisch niedrigen Zinsniveaus in den USA herrscht ein Mangel an rentierlichen Anlagen, was die Attraktivität von Aktien erhöht.
Kursverlauf des S&P 500 vom 1. Januar bis 3. Juli 2020: Wegen des historisch niedrigen Zinsniveaus in den USA herrscht ein Mangel an rentierlichen Anlagen, was die Attraktivität von Aktien erhöht. | Foto: Guidants.com

Die Zeit seit Jahresanfang lässt sich grob in vier Phasen unterteilen. Phase 1 markiert die Zeit bis zum 21.2., einem Freitag. Der MSCI Welt Aktienindex, nehmen wir ihn an dieser Stelle als Referenz für den Gesamtmarkt, notiert bis dahin rund sieben Prozent im Plus, trotz der wachsenden Corona-Sorgen. An jenem Freitag werden dann die ersten Todesfälle in Italien vermeldet. Uns dämmert, dass Covid-19 und seine wirtschaftlichen Folgen nicht auf Asien begrenzt bleiben, sondern auch den Rest der Welt, allen voran Europa hart treffen könnten. Wir haben daraufhin in unseren Fonds Teile des Aktienanteils gegen Kursverluste abgesichert und das Sicherungsnetz in den folgenden Wochen noch enger gezogen. Zeitweise sind so mehr als die Hälfte des Aktienanteils gesichert gewesen.

Phase 2 (24.2. bis 23.3.) lässt sich als Corona-Crash beschreiben. In dieser Zeit verliert der MSCI Welt, in Euro gerechnet, im Vergleich zum Jahresbeginn rund 30 Prozent an Wert. Mithilfe der Absicherungen können wir den scharfen Rücksetzer an den Kapitalmärkten relativ gut abfedern. Wir haben die Rücksetzer zudem genutzt, um ausgewählte Aktien hinzuzukaufen.

Einer der bedeutsamsten Tage in der Krise

Phase 3 beginnt mit dem 23.3., vermutlich einem der bedeutsamsten Tage in dieser Krise, zumindest bezogen auf die Kapitalmärkte. Der Tag, an dem die US-Notenbank Federal Reserve „all in“ geht und mit ihrem neuerlichen Anleihekaufprogramm ein unlimitiertes Beistandsversprechen abgibt. „Seht her, wir fluten die Märkte mit Liquidität.“ Mit diesem Versprechen startet die Erholung an den Börsen. Eine solche Erholungsphase ist nach so heftigen Rücksetzern keine Seltenheit, sondern eher ein halbwegs verlässliches Muster. Wir haben in dieser Phase unsere Absicherung etwas zurückgefahren. Phase 3 endet mit dem 15.5.

Phase 4 lässt sich mit dem Begriff „Rally“ überschreiben. Der Dax beispielsweise klettert am 18.5. um rund 6 Prozent und damit wieder über die Marke von 11.000 Punkten. Gefragt sind allen voran die konjunkturabhängigen Titel: Banken, Fluggesellschaften oder Ölkonzerne. Eine solche Bewegung haben wir uns – zu diesem Zeitpunkt – nicht vorstellen können. Wie nachhaltig sie ist, wird abzuwarten sein. Unsere Teilabsicherung kostet in dieser Phase Rendite; außerdem kommt Gegenwind von der Währungsseite, da der US-Dollar schwächelt. Beides zusammen belastet die Fonds, zumindest temporär.

Die Bruttoaktienquote haben wir in den Fondsstrategien angehoben, während wir Absicherungen zuletzt weiter reduziert haben. Einen Großteil der Beteiligungen machen Unternehmen aus, die wenig konjunkturabhängig sind, gefolgt von Technologiewerten. Ein genauer Blick auf die Fonds zeigt, dass die Qualität der darin enthaltenen Unternehmen sehr hoch ist.

Unternehmen brauchen starkes „Immunsystem“

Wir definieren Qualität als eine Mischung aus dem Wachstumspotenzial eines Unternehmens und dessen „Immunsystem“. Letzteres machen im Wesentlichen zwei Komponenten aus: die Widerstandsfähigkeit der Erträge und die Qualität der Bilanz. Etwa ein Drittel der Unternehmen, an denen wir beteiligt sind, haben keine Schulden. Zum Vergleich: Bei den 30 Dax-Mitgliedern trifft das auf gerade einmal zwei Konzerne zu. Weitere rund 50 Prozent „unserer“ Unternehmen haben nur sehr niedrige Schulden. Wobei das allein natürlich nicht ausreicht: Wenn die Erträge nicht widerstandsfähig genug sind, kann selbst eine geringe Verschuldung zu viel sein.

Die große Frage, die sich viele Anleger derzeit stellen: Wie geht es weiter an den Börsen? Was folgt auf die Rally?

Leider kann das niemand mit Gewissheit vorhersagen. Aber selbst wenn eine „zweite Corona-Welle“ käme, erscheint es aus heutiger Sicht unwahrscheinlich, dass die dann zu treffenden Maßnahmen ein ähnliches Ausmaß hätten wie die bislang verfügten. Massive Einschränkung wie einen flächendeckenden Lockdown dürfte es unseres Erachtens nicht mehr geben, auch nicht in China. Das hinzugewonnene Wissen über das Virus, die Ansteckungsmöglichkeiten und die Mortalität dürften helfen, um künftig gezielter vorzugehen, selbst wenn noch kein Impfstoff gefunden ist.

Entscheidend ist die Langfristperspektive

Ohne die Entwicklung des Infektionsgeschehens vorhersagen zu wollen, konzentrieren wir uns auf die langfristigen Auswirkungen der Pandemie als Basis unserer Anlagestrategie: Den Trend zu mehr Digitalisierung, die ansteigende Verschuldung insbesondere der öffentlichen Haushalte und die Verfestigung des Nullzinsumfelds. Durch die gigantischen Rettungspakete vieler Staaten, allen voran der USA, und die nahezu grenzenlose Bereitschaft der Notenbanken, diese zu finanzieren, scheint die Gefahr eines Rückschlags der Aktienmärkte auf die Tiefststände von März eher unwahrscheinlich.

Aber: Die jüngste Aktien-Rally hat bereits eine rasche Rückkehr zur Normalität eingepreist. Angesichts der großen Unsicherheiten über die mittelfristigen Auswirkungen der Pandemie und die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China scheint dieser Optimismus übertrieben – einerseits. Andererseits herrscht wegen des historisch niedrigen Zinsniveaus in den USA ein Mangel an rentierlichen Anlagen, was die Attraktivität von Aktien erhöht und wesentlich zu den kräftigen Kursgewinnen der US-Börsen beigetragen hat. Dass die Renditen von zehnjährigen US-Staatsanleihen erstmals unter die Marke von einem Prozent gefallen sind, dürfte Aktien vielen US-Investoren noch alternativloser erscheinen lassen. Aus ihrer Sicht wirken derartige Zins-Niveaus geradezu absurd.

Langfristig dürften Anleger deshalb nicht um Aktien herumkommen. Das gilt nicht allein für die US-Amerikaner.

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