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Aktualisiert am 27.01.2020 - 15:36 UhrLesedauer: 4 Minuten
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Flossbach von Storch Günstiges Geld für Griechenland

Rettungspaket, Schuldenschnitt, Default. Es ist noch gar nicht lange her, da war es um die Bonität Griechenlands nicht besonders gut bestellt. Von vielen unbemerkt feiert das Land bei Investoren ein Comeback. Darauf deuten zumindest die zuletzt deutlich gesunkenen Renditen für griechische Staatsanleihen hin.

Die Risikoaufschläge zu Titeln anderer Euroländer sinken. Aktuell rentieren griechische Staatsanleihen gleich bei mehreren Laufzeiten niedriger als italienische Papiere. So bringen fünfjährige griechische Staatsanleihen 0,50 Prozent, entsprechende italienische Schuldtitel 0,58 Prozent (Stand: 13. Januar 2020). Auch bei zehnjährigen Laufzeiten sind die Renditen jetzt beinahe gleichauf (siehe Chart).

Und dabei sind auch italienische Staatsanleihen – man denke nur einmal an die Staatsschuldenquote von 133 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP), das niedrige Wachstum und die politischen Unsicherheiten – nicht ohne Risiko. Da mag sich so mancher an dieser Stelle die Augen reiben: Vor genau zehn Jahren hatten die Griechen im Euroraum eine Schuldenkrise ausgelöst und dem Euro sein Zehn-Jahres-Jubiläum gründlich verdorben. Es gab einen Schuldenschnitt, der damals vor allem viele private Anleiheinvestoren hart getroffen hat. Acht Jahre lang wurde Hellas danach von den Euro-Partnern und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) finanziert.

Im vergangenen Jahr legte die Regierung in Athen erstmals wieder neue Anleihen auf. Obwohl Ratingagenturen die Papiere als „spekulativ“ oder „hochspekulativ“ einstuften, waren die Emissionen im Gesamtwert von neun Milliarden Euro mehrfach überzeichnet.

Wieso rentieren griechische Anleihen so niedrig?

Italienische Staatsanleihen sind, anders als die von einem Schuldenschnitt betroffenen griechischen Titel, bisher noch nie ausgefallen. Die Staatsverschuldung ist geringer als in Griechenland, die Bonitäts-Ratings besser als bei den Griechen. Wieso sind also die Renditen griechischer Papiere geringer?

Die Gründe dafür können vielfältig sein. So ist das Handelsvolumen, und damit die Liquidität bei griechischen Papieren, deutlich geringer als bei den italienischen Pendants. Einzelne Orders etwa von Indexfonds, sogenannten ETFs, können daher einen größeren Markteinfluss haben. Womöglich spielt auch die Europäische Zentralbank (EZB), in derem Auftrag die Notenbanken der Länder Staatsanleihen kaufen, eine gewichtige Rolle. Auch Hedgefonds könnten hinter der Entwicklung stecken. Doch vor allem ist es wohl der Versuch von Verwaltern von Anleiheportfolios, die in europäische Anleihen investieren (müssen), im derzeitigen Null- bis Negativzinsumfeld noch irgendwie Rendite ins Portfolio zu bekommen. Koste es, was es wolle – und jedem Risiko zum Trotz. Die Mentalität erinnert manchen wohl ans Rheinland. Im „Kölschen Grundgesetz“, Paragraph 3 wird so etwas als „et hätt noch immer jot jejange“ bezeichnet. Na dann…

Für Privatanleger zeigt das Beispiel vor allem eines: Für Investoren, die Anleihen kaufen, um sie bis zur Fälligkeit zu halten, sind gleichzeitig mit den Zinsen in der Eurozone auch die Ertragschancen verschwunden, die das Risiko angemessen kompensieren. Nur wirklich aktive Anleger, die global investieren und alle Opportunitäten, welche die Anlageklasse Anleihen weiterhin bereithält, auch nutzen, können real – also nach Abzug der Inflation – positive Renditen erzielen. Und das bei kalkulierbaren Risiken.

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