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Flossbach von Storch Research Institute zu Faktorstrategien Smart-Beta-ETFs sind oft ihr Geld nicht wert

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„Smarte“ Performance auf dem Prüfstand

Trotz des jungen Alters des europäischen Smart-Beta-ETF-Marktes lässt die (bei einigen Ansätzen teilweise ein Jahrzehnt umfassende) Kurshistorie die Frage zu, ob sich die von der ETF-Industrie so aktiv beworbene Performance-Überlegenheit gegenüber dem breiten Markt auch tatsächlich zeigt.

Dem Versprechen der ETF-Industrie folgend, müsste eigentlich mit jedem Ansatz in nahezu jeder Marktphase eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen sein. In einem aufwendigen Prüfverfahren haben die Studienautoren Gehringer und Lehmann daher sowohl die durchschnittlichen jährlichen Renditen (vor Kosten) der europäischen Smart-Beta-ETFs als auch die durchschnittliche Volatilität der einzelnen Strategien im Kalenderjahr ermittelt.

Unterschiedliche Strategien weisen fast gleiche Ergebnisse auf

Dabei zeigte sich: Keine der Strategien vermag es, sich über den gesamten Untersuchungszeitraum, der die Jahre 2009 bis 2018 umfasst, als überlegen herauszukristallisieren. Der Multi-Faktor-Ansatz ist zwar mit einer durchschnittlichen jährlichen Rendite von 12,1 Prozent im Gesamtzeitraum der erfolgreichste. Dennoch ergeben sich von Jahr zu Jahr große Unterschiede, wobei in den vergangenen Jahren die Renditeentwicklung leicht unterdurchschnittlich ausfiel.

Ähnliches gilt für den Ansatz „Wachstum“, der insgesamt auf eine ordentliche Durchschnittsrendite von 11,8 Prozent kommt, im Jahr 2014 jedoch allen anderen Ansätzen unterlegen war. Die schwächste Wertentwicklung hätten Investoren mit der Strategie „Qualität“ erzielt. Hier erreichte die jährliche Wertentwicklung 9,6 Prozent. In der Gesamtbetrachtung fällt den Studienautoren des Flossbach von Storch Research Institute auf: Die ermittelten Renditeeffekte stellen sich nicht kontinuierlich und in jeder Marktphase ein. Somit scheint ihnen die Bezeichnung „Strategic“-Beta, häufig anstatt des Titels „Smart“ verwendet, einer soliden Grundlage zu entbehren.

Hohe Volatilität – sogar bei stabilen Return-Profilen

Ebenfalls überrascht die teilweise recht hohe Volatilität bei bestimmten Strategien. So wird für den Multi-Faktor-Ansatz gerne mit einem verbesserten Rendite- und Risiko-Profil geworben, das auf der Kombination verschiedener Kriterien basiert. Die Daten scheinen das jedoch nicht zu bestätigen – die Wertschwankungen sind hier relativ hoch. Gleiches gilt für ETFs, die auf besonders dividendenstarke Titel setzen. Diese Finanzprodukte sollten aufgrund ihres kontinuierlichen Return-Profils eigentlich eine geringere Schwankungsanfälligkeit aufweisen. Das Gegenteil ist der Fall: Die jeweilige Volatilität der Strategien „Dividende“ und „Value“ ist so hoch wie bei keinem anderen der untersuchten Ansätze.

Renditeabweichung von lediglich einem Prozentpunkt zur Benchmark

In einem nächsten Schritt haben die Studienautoren untersucht, wie sich die einzelnen Strategien gegen ihre jeweilige Benchmark des breiten, meist marktkapitalisierungsgewichteten Index geschlagen haben. Das Ergebnis des Vergleichs: Die ETF-Strategien liegen (vor Kosten) im Durchschnitt in etwa auf dem Renditeniveau der breiten Indizes. Das ist nicht verwunderlich, bilden die Strategien aufgrund ihrer Verschiedenartigkeit beziehungsweise Gegensätzlichkeit doch in etwa den breiten Markt ab.

So liegen mit Ausnahme des Momentumansatzes die durchschnittlichen Renditeabweichungen zwischen den ETFs und ihrer jeweiligen Benchmark – zumindest im Untersuchungszeitraum von drei Jahren – in einer Spanne von lediglich einem Prozentpunkt. Daraus ergibt sich: Keine der untersuchten Strategien ist mit einem strategischen Renditevorteil beziehungsweise Renditenachteil verbunden.