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Flossbach von Storch Research Institute zur Debatte aktiv vs. passiv Aktive Bond-Fondsmanager übertreffen den Markt

Seit einigen Jahren wird leidenschaftlich über „aktiv vs. passiv“ diskutiert. Nicht zuletzt wegen einer zunehmenden Vielfalt passiver Produkte, allen voran Exchange Traded Funds (ETFs). Auch bei den auf Anleihen basierten ETFs, eine noch recht junge Wertpapiergattung, reicht das Volumen inzwischen an die Marke von 1 Billion US-Dollar heran (Grafik 1).

Grafik 1: Globales Volumen emittierter ETFs nach Anlageklasse in Bio. US-Dollar

                                 Quelle: Eigene Darstellung Flossbach von Storch Research Institute, Bloomberg, Stand November 2018.

Anhänger des passiven Investmentansatzes sehen sich mit Blick auf den Markt durch empirische Belege unterstützt. Für sie gilt als erwiesen, dass es die Mehrheit der aktiven Aktienfonds auf Dauer nicht schafft, den breiten Markt zu schlagen – die Fondskosten sind dabei noch nicht einmal eingerechnet. Erstaunliches fördert jedoch eine Studie des Flossbach von Storch Research Institute zum Anleihenmarkt zutage: Aktive Bond-Fondsmanager mit einem entschieden global ausgerichteten, flexiblen Investmentansatz schaffen es sehr wohl, die Rendite des breiten Marktes auch über längere Zeiträume zu übertreffen.

Wie lässt sich die Diskrepanz zwischen Aktien- und Anleihenmarkt erklären? Die Studienautoren Agnieszka Geringer und Kai Lehmann verweisen auf Besonderheiten des Anleihenmarktes gegenüber dem Aktienmarkt. Ihren Untersuchungen zufolge ergeben sich aus besonderen Merkmalen des Anleihenmarktes zusätzliche Ertragschancen für den Anlageprozess – aber auch Herausforderungen.

Anleihenmarkt weniger effizient als der Aktienmarkt

Die beiden Forscher des Flossbach von Storch Research Institute nennen verschiedene Renditepotenziale, die eine Überlegenheit des aktiven Anlageansatzes bei festverzinslichen Wertpapieren begründen können:

  • Viele Anleiheinvestoren – anders als Investoren im Aktienbereich – verfolgen nicht ausschließlich das Ziel, ihre Investments unter Rendite- und Risikogesichtspunkten zu optimieren, sondern verfolgen auch davon abweichende Anlageziele.
  • Lediglich ein verschwindend geringer Anteil aller emittierten Wertpapiere ist in Indizes integriert und wird somit von passiven Strategien nachgebildet. Ein Bond-Fondsmanager, der nicht an die Performance eines Benchmark-Index gebunden ist, hat folglich eine unvergleichlich breitere Anlagepalette zur Verfügung.
  • Das Emissionsvolumen bei Anleihen ist viel höher als bei Aktien, was eine aktive Präsenz am Emissionsmarkt grundsätzlich sehr interessant macht.
  • Anleihen sind komplexe Wertpapiere in Bezug auf Konditionen, Auflagen und Vertragsdetails. Dadurch können aktive Investoren zwischen verschiedenen Laufzeiten, Sicherheitsstrukturen und Währungsräumen frei wählen. Aus diesem Grund kann die Preisbildung bei Anleihen nicht jederzeit effizient sein, weil die Einschätzung der Anlagechancen eines Bonds einer umfassenden Analyse bedarf, die ein Höchstmaß an Expertise verlangt.

Zwei weitere Argumente sprechen für zusätzliche Renditepotenziale, die sich global ausgerichtete und flexible Bond-Fondsmanager erschließen können, so die Studienautoren. Zum einen pflegen viele Anleiheinvestoren eine „ausgeprägte Marktsegmentierung, indem sie oft einem Home Bias bei der Wahl ihrer Anlagen unterliegen. Ein weltweit anlegender Bond-Fondsmanager, der ohne Beschränkungen zwischen den Märkten wechseln kann, sichert sich hingegen bedeutende Mehrertragschancen.“ Zum anderen „können sich flexible Bond-Fondsmanager von Ratings abkoppeln – sie vergrößern damit nicht nur ihr Universum investierbarer Anleihen, sondern steigern das Renditepotential gerade aufgrund eines nicht vorhandenen Ratings bei manchen Anleihen.“

Hinsichtlich der Rendite- und Risikoprofile bestehender Investmentmöglichkeiten ist der Rentenmarkt gegenüber dem Aktienmarkt also weitaus weniger effizient – was jedoch nicht zwingend eine Überrendite begünstigt. Der Grund? Ähnlich wie bei Aktienfonds treten auch manche Anleihefonds nur vermeintlich als aktiv gemanagt in Erscheinung.

214 Bonds mit zwei globalen Anleiheindizes verglichen

Die Studienautoren haben deshalb für ihre Untersuchung die Performance von tatsächlich aktiv gemanagten Bondfonds herangezogen. Diese können komplett flexibel agieren – unterliegen also weder Rating-Restriktionen noch geographischen Beschränkungen. Untersucht wurde der Zeitraum Januar 2006 bis Oktober 2018. Der Wertentwicklung dieser aktiv gemanagten Bondfonds haben Gehringer und Lehmann die Performance von zwei globalen Anleiheindizes gegenübergestellt. Zum Vergleich herangezogen wurde der Bloomberg Barclays Global Aggregate Index (BBGA), der den globalen Markt für Staats- und Unternehmensanleihen mit Investmentgrade-Rating abbildet, sowie der Bloomberg Barclays Multiverse Total Return Index (BBM), der außerdem auch globale Staats- und Unternehmensanleihen ohne Investmentgrade-Rating darstellt.