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Bergos-Investmentchef Flucht in Cash ist Wertvernichtung

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Inflation macht vielen Leuten Angst

Ein weiterer Faktor für die Unsicherheit an den Märkten ist die hohe Teuerung. Wir befinden uns in einem Inflationsregime. Das ist nicht temporär, sondern wird erst einmal bleiben. Die Inflation macht vielen Leuten Angst, da sie diese nicht kennen. Der Kaufkraftverlust ist für viele bereits spürbar. Arbeitnehmer versuchen höhere Löhne durchzusetzen. Unternehmen müssen vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels teilweise darauf eingehen und versuchen dann, die höheren Kosten wiederum an die Kunden weiterzugeben. Wenn eine solche Lohn-Preis-Spirale einmal in Gang gesetzt ist, lässt sie sich kaum stoppen. Bislang ist dies aber noch nicht der Fall.

Notenbanken halten mit Zinserhöhungen gegen diese Entwicklung. Man muss hoffen, dass zum einen die Maßnahmen der US-Notenbank Fed fruchten und zum anderen der Inflationsdruck angebotsseitig nachlässt, etwa durch eine Entspannung bei den Lieferengpässen, bevor sich die Lohn-Preis-Spirale über mehrere Runden hinweg immer weiter steigert. Wir erwarten, dass sich die US-Inflation im kommenden Jahr bei 3 bis 5 Prozent einpendeln wird. Für die Eurozone werden hingegen 5 bis 7 Prozent erwartet, noch immer ein Rückgang von den aktuell zu konstatierenden 9 Prozent.

Kapital anlegen in inflationären Zeiten

In der aktuellen unsicheren Lage neigen viele Anleger dazu, strategisches Cash aufzubauen. Ein Fehler: Barmittel sind in diesem inflationären Umfeld keine strategische Option. Sie verlieren jeden Tag real an Wert. Auch gegenüber Anleihen sind wir grundsätzlich vorsichtig: Bei dieser Inflation und womöglich noch weiter steigenden Zinsen werden Anleihen nicht in der Lage sein, das Vermögen real zu erhalten. Aus Diversifikationsgründen sollten sie dennoch im Portfolio nicht fehlen. Ebenso gehört Gold in jedes Multi-Asset-Portfolio als Absicherung gegen große Krisen. Aber auch das Edelmetall kann kein Kernelement sein.

Qualitätsaktien als Portfolio-Kern

Diese Aufgabe übernehmen weiterhin Aktien. Sie kommen einem Inflationsschutz am nächsten. Das gilt zumindest für Aktien von Unternehmen mit Preissetzungsmacht, die in der Lage sind, die gestiegenen Kosten an die Kunden weiterzugeben. Sie sollten eine niedrige Verschuldung aufweisen und über stabile Geschäftsmodelle, eine starke Wettbewerbsposition, solide Bilanzen und hohe Barmittel verfügen. Solche Unternehmen haben in der Berichtssaison für das zweite Quartal im Jahresvergleich ein deutliches Plus bei den Gewinnen ausgewiesen. Aber: Trotz der soliden Gewinne schwanken auch die Kurse solcher Qualitätsaktien massiv. Das müssen Aktieninvestoren aushalten können.

Im Vergleich zu Europa liegen weiterhin die größeren Chancen in den USA. Dafür spricht nicht nur die bessere wirtschaftliche Situation, sondern auch die flexiblere Notenbankpolitik. Die Europäische Zentralbank (EZB) hinkt bei der Straffung der Geldpolitik den USA hinterher. Die Rücksichtnahme auf die unterschiedliche Entwicklung in den einzelnen Ländern erschwert Entscheidungen und beschert der EZB ein Glaubwürdigkeitsproblem. So setzte beispielsweise auch die benachbarte Schweizer Notenbank früher neue Prioritäten.

Noch wichtiger als der regionale ist derzeit die aktive Selektion: Die Zeit der Indexinvestments ist vorbei. Allerdings ebenso die übertriebene Jagd auf Schnäppchen, die sich im Nachhinein schnell als Ramschware entpuppen können. Stattdessen raten wir zu Aktien von sorgfältig ausgewählten Qualitätsunternehmen mit Preissetzungsmacht.

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