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Streit zwischen FNG und QNG
Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) will sein Nachhaltigkeitssiegel für Investmentfonds zukünftig von einem gemeinnützigen Verein weiterbetreuen lassen: Der Verein „First“ (Eigenschreibweise: F.I.R.S.T.) soll das Siegel weiterführen. Dabei werde das FNG, das selbst als Verein organisiert ist, pro zertifiziertem Fonds Lizenzgebühren erhalten. Ebenso soll das FNG personell in dem Komitee, das über die Siegelvergabe entscheidet, vertreten sein. So hieß es Anfang Dezember in einer FNG-eigenen Mitteilung.
Der Entscheidung ging offenbar ein Streits voraus, in dessen Zentrum das FNG und dessen Tochtergesellschaft stehen.
Bislang war QNG für die Siegelvergabe zuständig
Die Vergabe des am deutschsprachigen Markt bekannten Nachhaltigkeits-Labels hat bislang die „Qualitätssicherungsgesellschaft Nachhaltiger Geldanlagen mbH“ (QNG) koordiniert. Die QNG war 2015 als hundertprozentige Tochtergesellschaft des FNG gegründet worden. Geprüft und bewertet wurden die Fonds allerdings durch den Verein First. Dieser wird wissenschaftlich durch Professor Timo Busch und ein Team der Universität Hamburg begleitet.
Nun soll das Siegel ganz in die Obhut von First kommen. Laut FNG stimmten die 80 Mitglieder, die auf der jüngsten Mitgliederversammlung Anfang Dezember vertreten waren, mehrheitlich für dessen Überführung. Der FNG-Vorstand wurde mit der Aufgabe betraut, bis Jahresende einen Vertrag zur Loslösung des FNG-Siegels abzuschließen.
Allerdings gab es rund um Thema Meinungsverschiedenheiten. Namentlich über die Zukunft der FNG-Tochter QNG hätten die Mitglieder umfangreich diskutiert, teilt das FNG mit. Die Versammlungsteilnehmer vertagten im Zuge der Sitzung einige Tagesordnungspunkte auf einen noch unbestimmten Tag im Januar 2024. Auch die Vorstandswahlen wurden verschoben. Die drei Vizevorstände Wolfgang Pinner, Patrick Wirth und Hermann Klughardt, wollten einstweilen im Amt bleiben.
Abgänge im FNG-Vorstand
Nur wenige Tage später vermeldete das FNG eine kurzfristige Änderung: Vizevorstand Klughardt lege „mit sofortiger Wirkung“ sein Amt nieder. Seinen plötzlichen Abgang begründet Klughardt in der Mitteilung so: „Die Mitgliederversammlung vom 6.12.2023 hat den Vorstand beauftragt, bis zum Jahresende einen Vertrag zur Loslösung des FNG-Siegels abzuschließen. Ein solcher Vertrag ist in meinen Augen unter Anwendung der notwendigen Sorgfalt nicht bis zum Jahresende auszuarbeiten und abzuschließen.“
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Klughardts Schritt war nicht der erste von außen unvorhergesehene Wechsel im FNG-Vorstand: Bereits Ende Oktober war FNG-Vorstandschef Bernhard Engl nach nur einigen Monaten Tätigkeit zurückgetreten, sein Posten ist seitdem unbesetzt. Der neue FNG-Chef soll ebenfalls auf der kommenden Mitgliederversammlung im Januar gewählt werden.
Bei dem Streit zwischen FNG und Tochterfirma QNG gehe es laut dem Branchenportal Portfolio Institutionell um „notdürftig geflickte Finanzierungslücken“, strategische Fragen und eine offenbar angemeldeten Insolvenz des QNG. Der ausgeschiedene FNG-Vizevorstand Klughardt habe sich mit QNG-Chef Roland Kölsch zerstritten. Dieser Streit könnte mittlerweile jedoch überwunden sein.
Noch-QNG-Chef Kölsch erläutert die Struktur rund um das FNG-Siegel gegenüber dem Medium so: Der Wissenschaftsverein First werde durch die universitäre Spin-off-Gesellschaft Advanced Impact Research (AIR) unterstützt. Bei dieser seien die Research-Mitarbeiter für das Siegel formal beschäftigt. Kölsch selbst könne weiter als Hauptansprechpartner fungieren, zukünftig allerdings aus dem Verein First heraus.
Auch wenn der Streit mittlerweile beigelegt sein könnte: Alle organisatorischen Fragen hat das FNG offenbar noch nicht geklärt. Auf Anfrage unseres Portals zur Zukunft der ehemaligen Siegelvergabe-Tochter QNG sagt eine Sprecherin: „Über die Zukunft der QNG können wir derzeit nichts abschließend sagen.“ Auch zur die personelle Aufstellung bei First könne man keine Auskunft erteilen.
Das FNG und sein Siegel
Das als Verein organisierte Forum Nachhaltige Geldanlagen nennt sich selbst „Fachverband für Nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz“. Das nach ihm benannte FNG-Siegel zeichnet nachhaltig anlegende Investmentfonds aus. Auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit – das regulatorisch noch weiße Flecken aufweist – hat sich das FNG-Siegel als ein von vielen Marktteilnehmern genutzter alternativer Qualitätsstandard einen Namen gemacht. Fonds, die mit einem FNG-Siegel ausgezeichnet werden, tragen diese Zertifizierung für jeweils nur ein Jahr, danach muss sie erneuert werden.
Hinweis der Redaktion: Im ursprünglichen Artikeltext hieß es: Der Verein First solle erst in Zukunft durch die Spin-off-Gesellschaft AIR, die die Research-Mitabeiter des FNG-Siegels formal beschäftigt, unterstützt werden. Allerdings besteht dieses Konstrukt bereits seit zwei Jahren. Wir haben die Stelle korrigiert.