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Roland Kölsch im Interview „Das FNG-Siegel steht staatlichen Labels in nichts nach“

Roland Kölsch, QNG.
Leitet die Geschicke der FNG-Tochter QNG: Roland Kölsch. | Foto: Fotomontage von Jessica Hunold mit Canva / QNG

DAS INVESTMENT: Herr Kölsch, welche Ziele verfolgen Sie mit dem FNG-Siegel? 

Roland Kölsch: Zunächst einmal soll das Siegel eine Orientierungshilfe für Anleger auf der Suche nach soliden, professionell verwalteten Investmentfonds sein. Nicht mehr und nicht weniger. Bei rund 5.000 in der Europäischen Union vertriebenen Fonds ist es eine zeitsparende Hilfe.

Wie kann das FNG-Siegel Anlegern und Beratern konkret bei der Fondsauswahl helfen? 

Kölsch: In Anbetracht der hohen Komplexität des Themas Nachhaltigkeit wegen teils unterschiedlicher Einschätzungen der ESG-Agenturen und nicht harmonisierter EU-Regulierungen wie Taxonomie, Offenlegungsverordnung und Mifid II bietet das FNG-Siegel einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl quantitative als auch qualitative Elemente und vor allem die gesamte Nachhaltigkeits-Infrastruktur eines Investmentprodukts durchleuchtet. Die Analyse von Investmentprozessen, Systemen und Strukturen gewährt einen tieferen Einblick als die reine Portfoliobetrachtung, bei der ESG-Agenturen zu jeweils unterschiedlichen Einschätzungen kommen können. Stützen sich Analysten auf einen einfachen Portfolio-ESG-Score, sind sie der Gefahr der niedrigen Korrelationen der ESG-Ratings untereinander ausgesetzt. Sie sollten besser prüfen, ob ein Fondsanbieter beispielsweise kategorisch gewisse Ausschlüsse umsetzt, wieso gewisse Titel im Portfolio landen und ob er ein regelmäßiges Kontroversen-Monitoring betreibt, um frühzeitig auf Fehlentwicklungen wie bei Enron, VW, BP, Wirecard, Grenke Leasing, Renault aufmerksam zu werden.

Solange wir noch keine einheitliche und systematisch vergleichbare Datenbasis haben und die Methoden zur Impact-Messung noch nicht ausgereift sind, finden wir unseren wissenschaftsbasierten Ansatz, der aktuell mehr auf das 'Wie' als das 'Was' eingeht, angebracht. Er scheint zwar manchen Menschen noch nicht griffig genug zu sein, entspricht aber dem sachlich möglichen und ist daher ziemlich objektiv. Das FNG-Siegel ist ein Gütezeichen und damit nicht direkt vergleichbar mit einem Score oder einem Rating. Letztere haben genauso ihre Daseinsberechtigung, sind in ihrer Aussagekraft meines Erachtens aber limitiert und eben abhängig vom Research-Ansatz.

 

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Wie bewerten Sie Fonds mit dem FNG-Siegel?

Kölsch: Fonds müssen explizit eine Nachhaltigkeitsstrategie vorweisen. Die Methodik des FNG-Siegels basiert auf einem Mindeststandard. Dazu zählen Transparenzkriterien und die Berücksichtigung von Arbeits- und Menschenrechten, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung entsprechend dem UN Global Compact. Tabu sind Investitionen in Atomkraft, Kohlebergbau, Kohleverstromung, Fracking, Ölsande, Tabak sowie Waffen und Rüstung.

Wir prüfen und bewerten mit über 111 Fragen zum Beispiel Anlagestil, Investmentprozess, ESG-Research-Kapazitäten und den möglicherweise begleitenden Engagement-Prozess. Darüber hinaus spielen Reportings, Kontroversen-Monitoring, die Einbindung von Stakeholdern und die Fondsgesellschaft als solche eine wichtige Rolle. Je vielschichtiger und intensiver ein Fondsanbieter auf den verschiedenen Ebenen der Analyse im Sinne der Nachhaltigkeit aktiv ist, umso höher ist seine Nachhaltigkeits-Qualität und das Potenzial, letztendlich indirekten und direkten Impact zu erzielen. Hochwertige Nachhaltigkeitsfonds, die sich in den Bereichen 'institutionelle Glaubwürdigkeit', 'Produktstandards' und 'Portfolio-Fokus' besonders hervorheben, erhalten bis zu drei Sterne.

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