Finanzexperte Jan Viebig
Diese Folgen hätte ein Energie-Embargo
Jan Viebig ist Investmentchef der Privatbank Oddo BHF. Foto: Oddo BHF
Immer mehr Experten fordern einen Importstopp für russische Energie. Welche Konsequenzen ein Einfuhrverbot für die Wirtschaft hätte, erklärt Jan Viebig von der Privatbank Oddo BHF.
Gute Volkswirtschaftslehre zeichnet sich dadurch aus, dass Wirkungszusammenhänge beschrieben werden. Unstrittig zwischen Ökonomen ist, dass wir es derzeit mit einem Angebotsschock infolge stark steigender Rohstoffpreise zu tun haben, der wie folgt wirkt: Die steigenden Rohstoffpreise führen, erstens, zu einem sprunghaften Anstieg der Inflation.
Der Anstieg der Inflation wirkt, zweitens, wie eine „Ölsteuer“: Wer mehr an der Zapfsäule ausgibt, hat weniger Geld für den Kauf anderer Güter und Dienstleistungen. Die hohe Inflation führt, drittens, früher oder später zu steigenden Zinsen. In den USA werden die Zinsen dieses Jahr vermutlich fünf bis sieben Mal angehoben.
Steigende Zinsen führen, viertens, zu niedrigeren Investitionen und einer Wachstumsverlangsamung. Die Unsicherheit bei Unternehmen und Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen steigt, fünftens, wenn die Produktion infolge hoher Rohstoffpreise oder Lieferkettenproblemen reduziert werden muss. Eine mögliche weitere Folge ist, sechstens, eine Lohn-Preis-Spirale, wenn die Gewerkschaften einen Ausgleich für die steigende Inflation in Form höherer Löhne durchsetzen können.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Gute Volkswirtschaftslehre zeichnet sich dadurch aus, dass Wirkungszusammenhänge beschrieben werden. Unstrittig zwischen Ökonomen ist, dass wir es derzeit mit einem Angebotsschock infolge stark steigender Rohstoffpreise zu tun haben, der wie folgt wirkt: Die steigenden Rohstoffpreise führen, erstens, zu einem sprunghaften Anstieg der Inflation.
Der Anstieg der Inflation wirkt, zweitens, wie eine „Ölsteuer“: Wer mehr an der Zapfsäule ausgibt, hat weniger Geld für den Kauf anderer Güter und Dienstleistungen. Die hohe Inflation führt, drittens, früher oder später zu steigenden Zinsen. In den USA werden die Zinsen dieses Jahr vermutlich fünf bis sieben Mal angehoben.
Steigende Zinsen führen, viertens, zu niedrigeren Investitionen und einer Wachstumsverlangsamung. Die Unsicherheit bei Unternehmen und Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen steigt, fünftens, wenn die Produktion infolge hoher Rohstoffpreise oder Lieferkettenproblemen reduziert werden muss. Eine mögliche weitere Folge ist, sechstens, eine Lohn-Preis-Spirale, wenn die Gewerkschaften einen Ausgleich für die steigende Inflation in Form höherer Löhne durchsetzen können.
Während früher die Diskussion von Wirkungszusammenhängen im Vordergrund ökonomischer Analysen stand, versuchen Ökonomen heute anhand mathematischer Modelle, die Effekte politischer Maßnahmen wie einem Energieembargo möglichst präzise zu schätzen. Bachmann et al. (2022) nutzen drei Modelle, um zu analysieren, wie sich ein Angebotsschock infolge eines Embargos für russische Energieimporte auf die deutsche Volkswirtschaft auswirken könnte.
Die Studie ist grundsätzlich zu begrüßen, da sie detailliert die Handelsbeziehungen vieler Länder und die Input-Output-Struktur auf Sektorenebene berücksichtigt. Die Elastizität der Substitution von Inputfaktoren und Zwischenprodukten könnte in Krisenzeiten freilich weitaus niedriger sein, als die Autoren annehmen.
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