Finanzexperte Jan Viebig
Diese Folgen hätte ein Energie-Embargo
Jan Viebig ist Investmentchef der Privatbank Oddo BHF. Foto: Oddo BHF
Immer mehr Experten fordern einen Importstopp für russische Energie. Welche Konsequenzen ein Einfuhrverbot für die Wirtschaft hätte, erklärt Jan Viebig von der Privatbank Oddo BHF.
Zudem hat ein Angebotsschock – wie oben ausgeführt – zahlreiche weitere Folgen, die die Studie bestenfalls unvollständig erfasst. Bachmann et al. (2022) räumen zwar ein, dass sich ein Angebotsschock auf die privaten Haushalte auswirkt. Aber natürlich können die Autoren die Auswirkungen eines möglicherweise sprunghaften Anstiegs der Preise auf das Verhalten von Konsumenten, Unternehmen und Arbeitnehmer infolge eines Embargos nur ungenau und unvollständig erfassen.
Daher erstaunt es, dass die Autoren in der Tabelle 2 ihrer Studie fast punktgenau für ihr erstes Modell einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von nur 0,2 bis 0,3 Prozent, für ihr zweites Modell einen Rückgang von 1,3 Prozent und für das dritte Modell einen Rückgang von 2,2 Prozent infolge eines Embargos angeben. Die Tabelle suggeriert eine Präzision mathematischer Modelle, die angesichts der Unsicherheit – die die Autoren ja im Text selbst einräumen – unangemessen erscheint.
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Zudem hat ein Angebotsschock – wie oben ausgeführt – zahlreiche weitere Folgen, die die Studie bestenfalls unvollständig erfasst. Bachmann et al. (2022) räumen zwar ein, dass sich ein Angebotsschock auf die privaten Haushalte auswirkt. Aber natürlich können die Autoren die Auswirkungen eines möglicherweise sprunghaften Anstiegs der Preise auf das Verhalten von Konsumenten, Unternehmen und Arbeitnehmer infolge eines Embargos nur ungenau und unvollständig erfassen.
Daher erstaunt es, dass die Autoren in der Tabelle 2 ihrer Studie fast punktgenau für ihr erstes Modell einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von nur 0,2 bis 0,3 Prozent, für ihr zweites Modell einen Rückgang von 1,3 Prozent und für das dritte Modell einen Rückgang von 2,2 Prozent infolge eines Embargos angeben. Die Tabelle suggeriert eine Präzision mathematischer Modelle, die angesichts der Unsicherheit – die die Autoren ja im Text selbst einräumen – unangemessen erscheint.
Der Nobelpreisträger William F. Sharpe hat ausgeführt, dass man bei sehr unsicheren Annahmen bestenfalls Verteilungen schätzen könne. Die Autoren verzichten leider darauf, in der zentralen Tabelle, die die Ergebnisse der Studie zusammenfasst, den Fehler ihrer Schätzungen und damit die hohe Prognoseungenauigkeit ihrer Studie auszuweisen.
Die zentrale Aussage der Studie für die politischen Entscheidungsträger, dass ein Embargo von russischen Energielieferungen „handhabbar“ sei, bleibt angreifbar. Bundeskanzler Olaf Scholz hat – in der Talkshow von Anne Will auf die Studie angesprochen – die Ergebnisse mit deutlichen Worten kritisiert.
Aufgrund der Schwächen der Studie von Bachmann et al. (2022) müssen wir auf die Ergebnisse weiterer Studien warten, die hoffentlich die Prognoseunsicherheit der Modellüberlegungen nachvollziehbarer darstellen. Ist es vorstellbar, dass der Wirtschaftseinbruch infolge eines Embargos russischer Energie deutlich höher ist, als es die neun Autoren dieser Studie schätzen?
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