Finanzexperte Jan Viebig
Diese Folgen hätte ein Energie-Embargo
Jan Viebig ist Investmentchef der Privatbank Oddo BHF. Foto: Oddo BHF
Immer mehr Experten fordern einen Importstopp für russische Energie. Welche Konsequenzen ein Einfuhrverbot für die Wirtschaft hätte, erklärt Jan Viebig von der Privatbank Oddo BHF.
Sebastian Dullien vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans Böckler Stiftung und der Mannheimer Wirtschaftsprofessor Tom Krebs warnen vor einer Wirtschaftskrise infolge eines Energieembargos. Die Wirtschaftsaktivität in Deutschland könne einbrechen, die Arbeitslosigkeit hochschnellen und die Inflation deutlich zunehmen (Hans Böckler Stiftung, 2022).
Es ist auffallend, dass die Warnungen der Experten in der Wirtschaft deutlich düsterer ausfallen als die Modellüberlegungen von Bachmann et al. (2022). Der CEO von E.ON, Leonhard Birnbaum, warnt, dass russisches Erdgas kurzfristig nicht ersetzt werden kann. Unter Federführung der Bundesnetzagentur überlegen sich Politik und Wirtschaft derzeit, welche Unternehmen im Notfall vom Netz genommen werden müssten, wenn Russland kein Erdgas mehr liefert.
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Sebastian Dullien vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans Böckler Stiftung und der Mannheimer Wirtschaftsprofessor Tom Krebs warnen vor einer Wirtschaftskrise infolge eines Energieembargos. Die Wirtschaftsaktivität in Deutschland könne einbrechen, die Arbeitslosigkeit hochschnellen und die Inflation deutlich zunehmen (Hans Böckler Stiftung, 2022).
Es ist auffallend, dass die Warnungen der Experten in der Wirtschaft deutlich düsterer ausfallen als die Modellüberlegungen von Bachmann et al. (2022). Der CEO von E.ON, Leonhard Birnbaum, warnt, dass russisches Erdgas kurzfristig nicht ersetzt werden kann. Unter Federführung der Bundesnetzagentur überlegen sich Politik und Wirtschaft derzeit, welche Unternehmen im Notfall vom Netz genommen werden müssten, wenn Russland kein Erdgas mehr liefert.
In der Wirtschaft befürchten viele Unternehmer, dass ein Lieferstopp russischer Energie bestimmte Sektoren wie etwa die chemische Industrie nachhaltig belasten könnte und die Produktion von bestimmten Unternehmen in Deutschland zurückgefahren oder eingestellt werden müsste infolge staatlicher Rationierung, explodierender Energiepreise und schwerwiegender Lieferkettenprobleme.
Die politischen Entscheidungsträger sollten sich bezüglich eines Gasembargos freilich alle Optionen offenhalten, da die ökonomischen Effekte eines Embargos vermutlich von nachrangiger Bedeutung sind, wenn sie zu einem späteren Zeitpunkt doch noch mehrheitlich zu dem Schluss kommen sollten, dass ein Gasembargo dazu beitragen könnte, den schrecklichen Krieg in der Ukraine schneller zu beenden, der so viel Leid und Elend verursacht.
Die Verhängung eines Embargos für russisches Erdgas, Öl und Kohle durch den Westen oder ein Lieferstopp durch Putin würden dazu führen, dass wir bei unseren Investitionsentscheidungen deutlich vorsichtiger werden würden. Ein Friedensschluss – auf den wir alle für die Menschen in der Ukraine hoffen – hätte genau die entgegengesetzte Wirkung. Die Unsicherheit bleibt – auch wegen eines möglichen Energieembargos – weiterhin hoch.
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