Stolls Fonds der Woche Valuefonds aus Spanien schlägt die europäische Konkurrenz
Nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine explodierten die Energiepreise. Die Inflation stieg rasant an. Die Konjunkturprognosen deuteten auf eine schwere Rezession hin, die Aktienkurse stürzten ab. Im Herbst dann die Wende. Zwar ist die Inflation noch nicht unter Kontrolle und die Konjunkturprognosen sind schwach. Doch die Aktienkurse drehten ins Plus. Das gilt vor allem für Europa.
Tilmann Galler: Bessere Aussichten für europäische Aktien
Lange Zeit konnten europäische Aktien nicht mit US-Werten mithalten. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Seit Anfang September hat der S&P 500 um knapp 2 Prozent zugelegt, der Stoxx Europe 600 um gut 16 Prozent. Rückenwind für europäische Aktien kam zuletzt von den gesunkenen Gaspreisen. Diese waren zu Beginn des Krieges in der Ukraine stark angestiegen. Zudem setzt sich langsam die Erkenntnis durch, dass die schlimmsten Szenarien abgewendet werden konnten.
Nach Einschätzung von Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei JP. Morgan, haben sich die mittelfristigen Aussichten für Europa verbessert. Daher sei es sinnvoll, europäische Aktien wieder stärker im Portfolio zu berücksichtigen. „Unserer Meinung nach hat sich Europa strukturell verbessert. Die Pandemie und die Energiekrise haben die Staats- und Regierungschefs der Region wachgerüttelt und eine lange Periode strikter Sparmaßnahmen und negativer Zinsen beendet. Dies dürfte die nominalen Gewinne in Europa mittelfristig in einer Weise stützen, die in den aktuellen Bewertungen noch nicht berücksichtigt ist“, meint Galler.
Was lange ein Nachteil war, erweist sich seit einiger Zeit als Vorteil, sieht man einmal vom unglaublichen KI-Hype der zurückliegenden Wochen ab. In Zeiten steigender Zinsen und einer immer noch drohenden Rezession sind Value-Titel plötzlich wieder gefragt. Und davon gibt es in Europa eine ganze Menge. Value-Investoren haben eine Vorliebe für ungeliebte Aktien, die von den meisten Anlegern links liegen gelassen werden.
Magallanes Value Investors auf Kurs: Erfolgreicher Spanier segelt über drei Jahre an die europäische Spitze
- Sektor: Aktienfonds All Cap Europa
- Wertentwicklung 3 Jahre: 70,3 Prozent (19,4 Prozent p.a.)
- Wertentwicklung laufendes Jahr: 10,1 Prozent
- ISIN: LU1330191542
- Auflage: 01. Februar 2016
- Fondsvolumen: 976 Millionen Euro
- Fondsmanager: Iván Martín Aranguez
- Volatilität 5 Jahre: 21,9 Prozent
- Maximaler Verlust 5 Jahre: 43 Prozent
So auch das Value-Fondshaus Magallanes aus dem sonnigen Madrid. Die spanische Fondsboutique sucht am europäischen Aktienmarkt nach Schnäppchen. Und das mit Erfolg. Über drei Jahre ist das Flaggschiff der Spanier, der Magallanes Value Investors European Equity, der beste Fonds aus über 900 Produkten für europäische Aktien. Mit einem Plus von 70 Prozent lässt er den Sektor Aktienfonds All Cap Europa um mehr als 50 Prozentpunkte hinter sich. Dennoch ist der Fonds hierzulande nach wie vor ein Geheimtipp.
Der Name der Gesellschaft bezieht sich auf zwei große Vorbilder. Zum einen ist Magallanes Value Investors nach dem ersten Weltumsegler Fernando de Magellanes benannt, der mit seiner Weltumseglung den letzten praktischen Beweis für die Kugelgestalt der Erde erbrachte. Zum anderen, so heißt es auf der Website der Fondsboutique, sei der Name eine Hommage an einen der wohl besten Investmentfonds der Geschichte: den Magellan Fidelity Fund, der vom legendären Value-Investor Peter Lynch verwaltet wurde und in den 13 Jahren seines Bestehens eine jährliche Rendite von fast 30 Prozent erzielte. Entsprechend hoch dürfte der Anspruch an sich selbst sein.
Der in Madrid geborene Iván Martín Aranguez ist schon seit langer Zeit in der Fondsbranche tätig. Bevor er im Jahr 2015 die Investmentboutique Magallanes gründete, war er Leiter der Aktienabteilung und Portfoliomanager bei Santander Asset Management, wo er seit 2012 Aktienfonds mit Value-Ansatz verwaltete. „Langfristiger Anlageerfolg hängt von der Einstellung beim Kaufen und Verkaufen ab und von der Fähigkeit, jederzeit ruhig, rational und kühl zu bleiben“, so sein Credo.
Die Branchenschwerpunkte im Magallanes-Portfolio
Aranguez ist auf der Suche nach Unternehmen, die im Vergleich zu ihrem Buchwert sehr günstig bewertet sind und unter ihrem tatsächlichen fundamentalen Wert gehandelt werden, in der geduldigen Erwartung, dass der Markt eines Tages ihren wahren Wert erkennen wird. Der Manager verbringt viel Zeit damit, Unternehmen zu analysieren, ihre Geschäftsmodelle zu verstehen und ihren fundamentalen Wert zu berechnen. Im Portfolio konzentriert er sich auf wenige handverlesene Titel, die er über alle Marktkapitalisierungen hinweg sucht. Das Portfolio umfasst derzeit 35 Aktien. Rund die Hälfte der Titel sind Blue Chips, mittelgroße Werte machen 26 Prozent aus, echte Nebenwerte haben ein Gewicht von rund 5 Prozent.
Auf Branchenebene liegt der Schwerpunkt auf Industriewerten (28 Prozent), Finanztiteln (16,4 Prozent) und zyklischen Konsumgütern (12 Prozent). Bei der Ländergewichtung sind Deutschland (18,8 Prozent), Frankreich (13,9 Prozent) und das Vereinigte Königreich (10,5 Prozent) am stärksten vertreten.
Die Top-3 Holdings im Überblick:
- Die UniCredit bietet das gesamte Spektrum des Privat- und Firmenkundengeschäfts einschließlich Kontoführung, Zahlungsverkehr, Vermögensverwaltung sowie Investmentbanking und Asset Management. Die Gruppe verfügt über zahlreiche Filialen in ganz Europa. Neben Italien liegt der Schwerpunkt auf Zentral-, West- und Osteuropa. Die Aktie der Italiener ist auf Jahressicht um 76 Prozent gestiegen: 4,9 Prozent
- Die HeidelbergCement AG ist einer der weltweit führenden Hersteller und Anbieter von Zement, Beton und Baustoffen. Die internationalen Aktivitäten des Unternehmens werden dezentral in sechs strategischen Regionen geführt. Die Kernaktivitäten von HeidelbergCement umfassen die Herstellung und den Vertrieb von Zement und Zuschlagstoffen, den beiden wichtigsten Ausgangsstoffen für Beton. Über ein Jahr ging es mit dem Aktienkurs um 34 Prozent nach oben: 4,7 Prozent
- Die Commerzbank wickelt rund 30 Prozent des deutschen Außenhandels ab. Im Firmenkundengeschäft ist sie international in fast 40 Ländern vertreten. Die Bank konzentriert sich auf den deutschen Mittelstand, Großunternehmen und institutionelle Kunden. Im internationalen Geschäft begleitet die Commerzbank Kunden mit Geschäftsbeziehungen zu Deutschland sowie Unternehmen, die in ausgewählten Zukunftsbranchen tätig sind. Die Commerzbank-Aktie ist in einem Jahr um 22 Prozent gestiegen: 4,5 Prozent
UniCredit mit starker Position im Fonds
Die größte Position im Fonds ist derzeit die italienische UniCredit mit einer Gewichtung von 4,8 Prozent. Auch wenn die vergangenen Monate für Banken turbulent waren: Aranguez ist mit seiner Bankenauswahl zufrieden. „Die sieben Banken, aus denen sich unsere Sektorgewichtung zusammensetzt, haben seit ihrer Aufnahme ins Portfolio im Durchschnitt deutlich an Wert gewonnen“,so Aranguez. Die Liquiditätskennzahlen, die Solvenz, das Verhältnis von Krediten zu Einlagen und der Anteil der garantierten Einlagen der Banken im Portfolio seien deutlich besser als das der US-Konkurrenten, begründet er sein Bankenexposure. „Die richtige Titelauswahl und ein adäquates Risikomanagement machen den Unterschied“, so Aranguez.
Commerzbank steigert Gewinne dank steigender Zinsen
Neben der UniCredit zählt auch die Commerzbank zu den Favoriten des Madrilenen. Das Frankfurter Geldhaus hat im Zuge der Corona-Krise seine Kosten gesenkt und die Konzernstruktur verschlankt. Das hat dazu geführt, dass wieder ordentliche Gewinne geschrieben werden. Mit den steigenden Zinsen kommt ein zusätzlicher Gewinnhebel hinzu. Im ersten Quartal steigerte die Commerzbank ihre Erträge im Zinsgeschäft um mehr als 40 Prozent, was zu einer Verdoppelung des Gewinns führte. Mit der Bankenkrise sind auch die Kurse vergleichsweise solider Institute unter Druck geraten. Der Kurs der mit einem einstelligen KGV bewerteten Aktie könnte weiter steigen, wenn es nicht zu weiteren Verwerfungen in der Branche kommt.
Jährliche Rendite von knapp 9 Prozent seit Auflage im Jahr 2016
Darüber hinaus setzt der spanische Value-Stratege auf den deutschen Baustoffkonzern Heidelberg Materials, den französischen Autobauer Renault sowie den Chemieriesen Covestro, der im vergangenen Jahr noch schwer unter den stark gestiegenen Gaspreisen gelitten hatte. Nun entspannt sich die Lage zunehmend. So ist der Preis für europäisches Erdgas auf den tiefsten Stand seit fast zwei Jahren gefallen. Weiter sinkende Gasnotierungen geben Chemiekonzernen wie Covestro Rückenwind. Allerdings bleiben Sorgen um die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft, die die Kurse belasten könnten.
Seit Auflegung der Ucits-konformen Tranche Anfang Februar 2016 hat der 976 Millionen Euro volumenstarke Fonds eine jährliche Rendite von knapp 9 Prozent erzielt - insgesamt waren es 81 Prozent. Auch im laufenden Jahr liegt er mit plus 10,1 Prozent auf Kurs. Ein Ausgabeaufschlag fällt beim Kauf des Fonds nicht an.
Auf den folgenden Seiten zeigen wir die vier nächstplatzierten europäischen Aktienfonds der vergangenen drei Jahre! Fonds mit Währungsabsicherung sind nicht berücksichtigt.
Stand aller Daten: 09. Juni 2023