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Fonds der Woche: Eine Strategie für unruhige Zeiten
Das Jahr 2022 ist einigen Anlegern noch in Erinnerung: Denn plötzlich stieg die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen an und bescherte vielen klassischen Multi-Asset- und Anleihen-Fonds herbe Verluste. Dabei spielte es kaum eine Rolle, ob es sich um einen defensiven oder eher offensiven Ansatz handelte. Anleihen, die in schwierigen Phasen normalerweise einen gewissen Schutz bieten, fielen im Sog der Aktienmärkte.
Auf der Suche nach mehr Sicherheit
Viele Investoren verfolgen das Ziel, ihr Portfolio möglichst ausbalanciert zu strukturieren, um potenziell hohe Verluste zu vermeiden. Aber nicht nur in Zeiten ansteigender Korrelationen, sondern auch in Zeiten zunehmender geopolitischer Risiken stellt sich die Frage, welche Strategien für einen gewissen Schutz sorgen können, indem sie ihre Erträge möglichst unabhängig von den Entwicklungen an den Aktienmärkten erzielen. In dem Zusammenhang kommen beispielsweise Volatilitätsstrategien in Frage. Eine solche heißt Wallrich AI Peloton (ISIN: DE000A2JQH30).
Wie das Ganze funktioniert
Professionellen Investoren wie Wallrich ist es möglich, an der Terminbörse Eurex sogenannte Stillhaltergeschäfte einzugehen. Als eine Art Gegenleistung fließen dafür Optionsprämien, die man durchaus als marktneutralen Ertrag ansehen kann. Was das Fondsmanagement dafür tun muss, ist, Short-Put-Optionen auf einen Basiswert (Aktie oder Aktienindex) zu schreiben.
Nun gibt es verschiedene Szenarien: Steigt der Preis des Basiswertes während der Laufzeit der Option oder verläuft der Preis eher seitwärts, darf der Stillhalter die komplette Optionsprämie vereinnahmen. Dasselbe Ergebnis kommt heraus, wenn der Preis nur ganz leicht fällt. Bevor die Put-Optionen vom Käufer ausgeübt werden („ins Geld laufen“), darf der Kurs des Basiswerts also noch ein paar Prozente verlieren. Erreicht der Kurs des Basiswerts allerdings ein bestimmtes Niveau (Strike), entstehen für den Stillhalter Verluste. Diese sind durch die Vereinnahmung der Optionsprämie aber nicht ganz so hoch wie bei einem direkten Kauf des Basiswerts.
Höhere Schwankungen bedeuten mehr Einnahmen
Wichtig zu wissen ist auch, dass bei einem Anstieg der Volatilität die Optionsprämien stärker ansteigen und der Stillhalter somit auch mehr Prämieneinnahmen generieren kann, was dann letztendlich zu einer schnellen Erholung des Fondspreises führt.
Bezogen auf die Strategie Wallrich AI Peloton erklärt der Fondsmanager Stefan Wallrich das Thema wie folgt und erläutert gleichzeitig, welche Rolle die Künstliche Intelligenz dabei spielt: „Unter Vola-Strategien versteht man das Ausnutzen der Schwankungen am Markt. Je heftiger die Ausschläge sind, desto höher ist die gemessene Volatilität. Diese Volatilität fließt in die Aktienoptionen ein, die an der Terminbörse Eurex gehandelt werden. Wir agieren hier nur auf der Put-Seite, indem wir regelbasiert Stillhaltergeschäfte eingehen und Puts auf den breit diversifizierten Euro Stoxx 50 verkaufen. Die eingesetzte Regel haben wir mittels KI entwickelt.“
Das Portfolio wird durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz optimiert, indem diese anhand aktueller Marktdaten vorgibt, in welcher Höhe Positionen mit welchen Strikelevels eingegangen werden. Mit ansteigender Volatilität steigt auch meist die Investitionsquote. Die Restlaufzeit der Optionen liegt bei 1 bis 1,5 Monaten und ein vorzeitiges Schließen ist nicht vorgesehen, außer bei starker positiver Marktdynamik. Die Strikelevel liegen bei ca. 6 Prozent (OTM).
Wenn hohe Schwankungen ausbleiben
Höhere Schwankungen sind kein Muss, damit die Strategie Erträge erwirtschaften kann. Die Volatilitätsstrategie funktioniert auch in Phasen mit geringer Volatilität, allerdings werden dann geringere Prämien vereinnahmt. Kurzum: Die Strategie wirft mit erhöhter Volatilität höhere Erträge ab, funktioniert aber in beiden Phasen.
Weiterentwicklung der Strategie nach 2020
Wenn man sich den Kursverlauf des Fonds seit Auflage anschaut, so sieht man einen größeren Drawdown im Corona-Crash 2020. Es dauerte rund zwei Jahre, bis dieser Verlust wieder wettgemacht werden konnte. Doch jüngst sah man selbst in unruhigeren Phasen einen stabileren Kursverlauf des Fonds. Hat man nach dem stärkeren Verlust in 2020 reagiert und an der einen oder anderen Stellschraube gedreht? Dazu Stefan Wallrich: „Wir haben in der Tat nach Corona die Computer wieder angeworfen, um Hedge-Strategien zu entwickeln, und dies ist uns gelungen. Sicherlich stellen Crashs auch für uns eine Herausforderung dar, allerdings sollten die neu implementierten Mechanismen helfen, gegenzusteuern.“
Konkret handelt es sich dabei um die Einführung von „Stop Loss“, was ein automatisches Schließen offener Optionen in dynamisch fallenden Märkten auslöst, sowie die Implementierung eines fortlaufenden VIX-Calls auf den S&P 500 Volatilitätsindex (eine Art Rückversicherung), der mit dem Aktienmarkt negativ korreliert. Von letzterer Maßnahme kann der Fonds bei absoluten Stressphasen sogar positiv partizipieren.
Die Zinsen sind zurück
Der zweite Baustein im Portfolio: Das sind kurzlaufende Renten, die seit der Rückkehr der Zinsen zusätzlich attraktive Erträge abwerfen. Die Laufzeiten betragen maximal zwei Jahre, aktuell liegt diese bei rund einem Jahr. Bei der Bonität werden keine Experimente gemacht, die Anleihen haben überwiegend ein AAA-Rating und trugen letztes Jahr mit knapp 3 Prozent fast ein Drittel zur Gesamtperformance des Fonds bei.
Im Check: Performance, Mitbewerber und Zielgruppe
Die Strategie hat sich in den vergangenen zwei Jahren sehr positiv entwickelt. Der Fonds hat grundsätzlich eine Zielrendite von Euribor plus 4 bis 6 Prozent. Die am Markt erhältlichen Vola-Strategien agieren recht unterschiedlich. Man sollte sich diese genau anschauen. Bei Wallrich wird regelbasiert gearbeitet, die Regeln werden durch Künstliche Intelligenz ermittelt, inklusive der Bestimmung der Zielrendite, und es werden ausschließlich Puts auf den Euro Stoxx 50 genutzt.
Der Ansatz ist für einen ausgewogenen Investor geeignet, der etwas Risikobereitschaft und eine erhöhte Renditeerwartung mitbringt. Der Ansatz kann in drei von vier Marktphasen (steigend, seitwärts und leicht fallend bis zum Strike) eine positive Rendite erzielen, und zudem hat er durch den Einsatz von kurzlaufenden Bonds eine zusätzliche Renditekomponente.
- Asset-Schwerpunkt: Strategiefonds Options-Strategie dynamisch
- Auflegung: 01.02.2019
- Fondsgesellschaft: Hansainvest Hanseatische Investment
- ISIN: DE000A2JQH30
- Maximal Drawdown seit Auflage: 43,24%
- Performance YTD: 8,00%
- Performance 1 Jahr: 8,85%
- Performance 3 Jahre: 31,09%
- Performance 5 Jahre: 28,02%
- Sharpe Ratio 5 Jahre: 0,24
- Tracking Error 5 Jahre: 7,02
- Volatilität 5 Jahre: 16,12%
- Volumen in Mio. EUR: 22