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in AltersvorsorgeLesedauer: 5 Minuten

Nürnberger-Produktchef Michael Martin „Fonds im Policen-Mantel sind auch steuerlich interessant“

Michael Martin
Michael Martin: Der promovierte Wirtschaftsmathematiker leitet beim Versicherer Nürnberger das Produkt- und Marktmanagement in der Sparte Leben. Im Interview spricht er über Trends bei Fondspolicen. | Foto: NÜRNBERGER Versicherung
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DAS INVESTMENT: Verbraucherschützer empfehlen Sparern für die private Altersvorsorge vor allem die monatliche Anlage in Exchange Traded Funds, kurz ETFs. Welche Daseinsberechtigung hat eine Fondspolice aus Kundensicht heute?

Michael Martin: ETFs sind äußerst kostengünstig, da haben wir Versicherer rein preislich keine Chance. Aber anders als bei einem ETF-Sparplan können Kunden unserer Fondspolice auch biometrische Risiken absichern. Dafür sind wir als Versicherer da. Auf Wunsch können unsere Kunden zudem ganz einfach Risiko herausnehmen und von der Fondsanlage in den Deckungsstock wechseln, entweder anteilig oder sogar ganz. Letzterer ist zwar nicht ganz so renditestark, aber dafür nicht so schwankungsanfällig wie das Börsen-Investment. Ein Grund für einen solchen Wechsel hin zu mehr Kontinuität beim Vertragsvermögen könnte beispielsweise sein, dass unser Kunde eine Familie gründet und nun mehr Wert auf Garantien legt. Auch das können klassische ETFs nicht leisten. Zudem kommt das Thema Fondswechsel in den Vergleichen oft viel zu kurz.

Das wollen wir gerne ändern: Was meinen Sie damit genau?

Martin: Ein klarer Vorteil einer fondsgebundenen Rentenversicherung ist die Möglichkeit zum kostenlosen Fondswechsel, der im Versicherungsmantel zudem einen steuerlichen Stundungseffekt bietet. Denn bei einem Fondssparplan muss der Kunde ja Abgeltungssteuer plus eventuelle Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag auf Kapitalerträge nach jedem Fondsverkauf zahlen, sobald sein steuerlicher Freibetrag ausgereizt ist. Das gilt auch wenn das Portfolio aufgrund aktueller Marktchancen lediglich umgeschichtet wird, ohne dass der Kunde Geld entnehmen will. Es ist nämlich sehr fraglich, ob die heute ausgewählten Fonds auch in 20 Jahren noch gut performen. ETF-Sparpläne sind also anfangs zwar kosteneffizient. Das gilt aber nur solange die Kunden ihre Investments nicht eines Tages gegen andere austauschen wollen.

DAS INVESTMENT: Was können Sie und andere Versicherer tun, um die Kunden besser darauf hinzuweisen?

Martin: Zunächst einmal halten wir ETFs für eine gute Möglichkeit, um vergleichsweise günstig in bestimmte Märkte oder Sektoren zu investieren. Daher sind diese Produkte auch in unseren vermögensverwaltenden Portfolios wählbar. Im Neugeschäft machen ETFs 50 Prozent aus. Wir bieten sie einerseits als Einzelinvestment an. Und andererseits als Teil der gemanagten Depots aus Fonds, die wir laufend quantitativ und qualitativ prüfen und teilweise monatlich tauschen.
Der größte Vorteil einer fondsgebundenen Rentenversicherung ist allerdings die Rentenzahlung bis ans Lebensende. Die Chance, das so genannte Langlebigkeitsrisiko absichern zu können, ist ein Top-Verkaufsargument. Um die Rentenzahlung zu steigern, kann die Fondsanlage auch noch in der Rentenphase die Rendite steigern. Das ist vor allem in der Niedrigzinsphase wichtig, die wahrscheinlich noch länger anhalten wird. Der reine Fokus auf die Rendite in der Ansparphase greift für die meisten deutschen Vorsorgesparer also viel zu kurz.

Stichwort Erträge über die gesamte Vertragslaufzeit: Welche Renditen erzielten Ihre Kunden, die zum Marktstart der ersten Nürnberger-Fondspolice vor genau 50 Jahren einen solchen Vertrag abgeschlossen haben?

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Martin: Wir haben uns einmal unsere Tarife aus den ersten Tagen angesehen. Konkret ging es dabei um unsere fondsgebundene Lebensversicherung aus dem Jahr 1971 mit einer Todesfallsumme in Höhe der Beitragssumme. Der Sparanteil des Beitrags floss in den damals meistverkauften Fonds, den Aktienfonds Noris Fonds der Fondsgesellschaft DWS Investment. Für einen Kunden mit Eintrittsalter 30 haben wir einen Monatsbeitrag von 50 Euro angenommen. Bei einer Laufzeit von 35 Jahren ergibt sich daraus eine Beitragssumme von insgesamt 21.000 Euro. Bei Beginn am 1. Juli 1971 kommen wir auf eine Ablaufleistung in Höhe von 62.439 Euro, was einer Rendite von 5,54 Prozent pro Jahr entspricht. Beim Start Mitte 1972 sind es 72.431 Euro beziehungsweise 6,22 Prozent pro Jahr. Und ein Jahr später 57.904 Euro beziehungsweise 5,19 Prozent pro Jahr. Auch wenn die Aktienmärkte heute volatiler sind als früher, gilt weiterhin: Langfristiges Sparen am Kapitalmarkt ist nach wie vor lohnenswert. Und mittels Fonds und Policen-Mantel auch steuerlich interessant. Daran hat sich generell nichts geändert.

Was dürfte sich denn ändern? Welche Trends erwarten Sie bei deutschen Fondspolicen in den nächsten 50 Jahren?

Martin: Ganz so weit kann ich zwar nicht voraussehen. Aber ich denke, dass sich die aktuellen Marktentwicklungen vorerst verstärken dürften. Hierzu zählt neben den Megatrends Digitalisierung und Nachhaltigkeit bei uns auch das Thema Flexibilität hinsichtlich Auszahlungen und Fondswechsel oder auch Garantien und Laufzeiten.
Außerdem erwarte ich, dass die Fondspolice der Zukunft noch einfacher und transparenter als heute seien wird. Auf Ebene der Produktauswahl erwarte ich, dass es bereits in etwa zwei Jahren keine klassische Lebensversicherungen mehr am deutschen Markt geben wird.
Was dann für Vorsorgesparer übrig bleibt, ist die Fondspolice. Denn sie kann auch einer lang anhaltenden Niedrigzinsphase standhalten. Das gilt nur bedingt für die Indexpolice, die hinsichtlich der Anlagechancen zwischen der Fondspolice und der klassischen Lebensversicherung steht. Doch auch bei der Indexpolice entwickelt sich die Nettoverzinsung immer mehr in Richtung Null. Jahr für Jahr gibt es immer geringere Überschüsse, um damit Indexoptionen zu kaufen.


Über den Interviewten:

Michael Martin leitet beim Versicherer Nürnberger das Produkt- und Marktmanagement in der Sparte Leben. Der promovierte Wirtschaftsmathematiker behandelte in seiner Doktorarbeit das Risikomanagement in der Versicherungsbranche. An der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg leitete er unter anderem ein Fallstudienseminar zu Versicherungen und forschte zur Risikoanalyse und Solvenzmessung von Versicherern unter dem EU-Regelwerk Solvency II.

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