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Fonds mit zweistelligen Renditen „Zum Beispiel ein Sonnenblumenölproduzent in Moldawien“

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Die Wirtschaftskrise wird die Ausfallraten nach oben treiben, was Ihre Arbeit nicht einfacher machen dürfte.

Fröhlich: Aktuelle Schätzungen gehen im Bereich von Unternehmensanleihen aus Schwellenländern von Ausfallraten zwischen 5 und 7 Prozent aus. Hier ist es unserer Meinung nach jedoch wichtig, zwischen Liquiditäts- und Solvenzproblemen zu unterscheiden. So gibt es aktuell einige Fälle, bei denen zwar ein Solvenzproblem eingepreist ist, die wir aber eher als Liquiditätskrise betrachten und eine entsprechende Erholung der Preise erwarten. Beispiele sind einige Hafen- und Flughafenbetreiber. Wir gehen unter anderem davon aus, dass im Fall von kurzfristigen Zahlungsschwierigkeiten gemeinsame Lösungen mit den Anleihehaltern gefunden werden können.

Welche Investmentgeschichte steckt derzeit in den Portfolios?

Fröhlich: Auf Länderbasis haben wir in den letzten Monaten zum Beispiel unser Engagement in China und Indonesien ausgebaut. In der Erholung vom Ausbruch des Corona-Virus hat China zirka zwei Monate Vorsprung. Potenzial sehen wir beispielsweise bei chinesischen Immobilienentwicklern. Durch die beschlossenen fiskalischen Stimuli der chinesischen Regierung werden unter anderem vermehrt Investitionen in Infrastruktur erwartet. Zudem hat die Regierung bereits die Hypothekarzinsen gekürzt; weitere Maßnahmen zur Vereinfachung von Immobilienkäufen dürften folgen. Bereits vor Ausbruch des Corona-Virus befand sich dieser Sektor in einem gesunden Zustand, Preise und Verkäufe sind gestiegen und mit dem weiteren sozialen Aufstieg bleibt auch die Urbanisierung ein strukturelles Thema.

Des Weiteren gefallen uns aktuell Titel in Russland und Saudi-Arabien. Die Finanztitel beider Länder wurden aufgrund des Zerfalls des Ölpreises in den vergangenen Wochen stark abgestraft. Wir denken jedoch, dass dies teilweise eine Übertreibung am Markt ist, insbesondere da beide Staaten durch ihre gewaltigen Staatsfonds eine starke Finanzkraft haben. So hat der russische Staatsfonds aktuell ein Vermögen von zirka 123 Milliarden US-Dollar und Devisenreserven in Höhe von 550 Milliarden US-Dollar – im Vergleich zu 340 Milliarden US-Dollar im Jahr 2014. Gleichzeitig weisen die Unternehmen in diesen Ländern starke Bilanzen auf.

Frontier-Märkte wie Georgien, Moldawien oder Trinidad und Tobago interessieren uns ebenfalls. In den vergangenen Monaten haben wir unsere dortige Allokation auf rund 10 bis 12 Prozent des Portfolios erhöht. Insbesondere individuelle Bottom-up-Titel wie zum Beispiel ein Sonnenblumenölproduzent in Moldawien sind spannend. Von den aktuellen Marktverwerfungen wurden diese Titel aber auch stark getroffen und die Preise sind gefallen. Das ist jedoch weniger auf schlechte Fundamentaldaten, sondern mehr auf die stark reduzierte Liquidität zurückzuführen. Insgesamt sind Unternehmen in diesen Ländern nämlich sogar weniger von operativen Lockdowns betroffen, was die Preise dieser Titel im aktuellen Umfeld sehr attraktiv macht und auf eine baldige Erholung hoffen lässt.

Es gab einmal den Umstand, dass EM-Unternehmen Rating-technisch bestraft wurden, weil sie in Schwellenländern sitzen. Ist das heute noch so?

Fröhlich: Generell ist es tatsächlich so, dass ein Unternehmen in der Regel maximal das Rating des Staates erhält und da Schwellenländer gewöhnlich in den Kriterien der Rating-Agenturen wie Verschuldungsquote, Stabilität und so weiter schlechter abschneiden, weisen diese meist ein niedrigeres Rating auf als traditionelle Industrienationen. Dieser Umstand schlägt sich dann entsprechend auf die Unternehmen, die in Schwellenländern sitzen, nieder.

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