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Fonds-Porträt Fidelity Germany Fund „Weiterhin steigende Kurse bei deutschen Aktien“

Christian von Engelbrechten, Fondsmanager des Fidelity Germany Fund
Christian von Engelbrechten, Fondsmanager des Fidelity Germany Fund
DAS INVESTMENT.com: Der deutsche Aktienmarkt notierte Anfang Dezember nahe seiner Höchstkurse. Sind deutsche Aktien jetzt fair bewertet, oder sehen Sie weiteres Potenzial?

Christian von Engelbrechten: Die reine Indexpunktzahl sagt wenig aus. Viel wichtiger ist deren Verhältnis zur fundamentalen Situation der Unternehmen. Diese sieht weiterhin gut aus, sowohl was die Gewinnaussichten als auch die Bilanzstärke angeht. Deutsche Aktien notieren bei einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von etwa 13. Das ist unter dem historischen Durchschnitt von 15. Und das, obwohl sich die Unternehmen deutlich verbessert haben: Der Anteil der variablen Kosten ist höher, und die Verschuldungslevels sind viel niedriger. Zusammen mit dem niedrigen Zinsniveau rechtfertigt dies weiterhin steigende Kurse.

Vor einigen Monaten trauten Sie deutschen Firmen auf Sicht von zwölf Monaten ein Gewinnplus von 10 Prozent zu. Bleiben Sie bei dieser Einschätzung?

Ich bleibe optimistisch. Erste Indikatoren und der Auftragseingang der Industrie deuten in die richtige Richtung. Deutsche Firmen werden über die nächsten zwölf Monate von zwei Dingen profitieren: dem soliden Wachstum des deutschen Konsums und der Positionierung der Unternehmen in Bezug auf die Wachstumsregionen der Welt. Die USA sind der zweitwichtigste Absatzmarkt, Großbritannien die Nummer 3, China die Nummer 5. Der schwächere Euro wird eine wichtige Rolle spielen. Und schließlich werden sich die stark fallenden Öl- und Rohstoffkosten als zusätzliches Konjunkturprogramm erweisen.

Wie sieht es in den Unternehmen aus?


Meine Gespräche mit den Unternehmen stimmen mich ebenfalls optimistisch. In der ersten Dezemberwoche bin ich durch Deutschland gereist und habe Vorstände von 25 Unternehmen verschiedener Branchen gesprochen. Die Stimmung ist zwar größtenteils nicht euphorisch, aber es besteht generell hohe Zuversicht für Wachstum im Jahr 2015. Jeder Aufwärtstrend geht einher mit Schwankungen. Sie ändern jedoch nichts an der unterliegenden positiven Entwicklung und sollten nicht mit ihr verwechselt werden.

Was macht grundsätzlich die Stärke der deutschen Unternehmen aus?

Ich sehe vor allem vier wesentliche Stärken: erstens die frühzeitige Ausrichtung auf die Schwellenländer, denn dort erwarten wir auch in den kommenden Jahren das stärkste Wachstum. In diesem Zusammenhang ist zweitens die Wettbewerbsstärke wichtig: Die Markenstärke deutscher Unternehmen ist nach den USA die höchste weltweit. Das kann man sowohl an internationalen Bewertungen wie von Interbrand als auch an lokalen Erhebungen erkennen. Drittens sind die Lohnstückkosten und die Flexibilität im höherwertigen Bereich weiterhin stark. Und viertens bleibt die Innovationsstärke hoch: Deutschland ist das Land mit den drittmeisten Patentanmeldungen weltweit.

Ihr Fidelity Germany Fund hat über drei Jahre den Index und die meisten Konkurrenten hinter sich gelassen. Wie identifizieren Sie die Outperformer?

Von entscheidender Bedeutung sind tiefgehende Unternehmensanalysen, die das künftige Potenzial untersuchen. Das funktioniert nur mit einem großen Analystenteam. Es geht darum, Wahrscheinlichkeiten zu optimieren, das heißt, Unterschiede herauszuarbeiten zwischen der Gewinnentwicklung, die der Markt für ein Unternehmen erwartet, und der tatsächlichen Gewinnentwicklung. Auf Basis dieser Analyse setze ich auf Unternehmen, die langfristig mehr als ihre Kapitalkosten verdienen und diese Überrendite für künftiges Wachstum einsetzen. Das macht Qualitätsunternehmen aus. Es ist wichtig, auch in schwierigen Jahren wie 2014 nicht nervös zu werden. Ich setze meine Strategie weiterhin konsequent um, um den langfristigen Erfolg und Überrenditen gegenüber passiven Anlagestrategien zu sichern.
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