Fonds-Vertrieb 2019 „Interessant sind vor allem Spezialsegmente“
Welche Fondskategorien stehen bei Ihnen im kommenden Jahr vertrieblich ganz vorn?
Martin Dilg: Europäische Aktien werden unser Fokus sein. Hier gilt es, im aktuellen Umfeld die richtigen Unternehmen zu finden, und sich nicht von den Schlagzeilen treiben zu lassen. Die Verwerfungen können auch Chancen bieten, aber nur wenn man seine Hausaufgaben gemacht hat.
Bei Anleihen sehen wir noch attraktive Rendite in Spezialsegmenten wie zum Beispiel US-Hypothekeninvestments. Dieses Segment ist nur geringfügig mit traditionellen Anlagebausteinen korreliert, und weist aufgrund seiner variablen Verzinsung nur ein sehr geringes Zinsrisiko auf.
Bei Multi Asset sehen wir vor allem Interesse in den Schwellenländern. Hier können die individuelle Auswahl und Zusammensetzung der richtigen Aktien und Anleihen die Volatilität der EM-Märkte deutliche verringern.
Welche einzelnen Fonds oder Fondsgruppen stehen außerdem im Fokus?
Dilg: Globale konzentrierte Aktienfonds werden auch 2019 ganz vorn stehen. Wenn die Zentralbanken den Geldhahn zudrehen oder gar die Zinsen steigen, wird es wichtiger, das richtige Unternehmen im Portfolio zu haben und nicht einfach den Markt zu kaufen.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Studien zeigen, dass schon 20 bis 30 ausgewählte Aktien für genügend Diversifikation sorgen. Aber bei der Auswahl dieser Unternehmen ist der Fokus auf Qualität und eine detaillierte Analyse gefragt.
Außerdem hätte ich gerne einen antizyklischen Tipp.
Dilg: Die Schwellenländer haben in diesem Jahr von Türkei, Südafrika bis nach Argentinien unter verschiedenen Krisen gelitten, vom eskalierenden Handelskrieg zwischen den USA und China ganz zu schweigen.
Dieser Markt bleibt jedoch ein wichtiger Bestandteil einer Aktienallokation und vor allem für Investoren mit einem langfristigen Horizont. Unseres Erachtens bieten Unternehmen, die auf ein starkes Wirtschaftswachstum ausgerichtet sind, ein attraktives Ertragspotenzial.
Man kann zudem nicht alle Schwellenländer über einen Kamm scheren. Viele verfügen über stabile Leistungsbilanzsalden mit geringen Auslandsschulden und sind weniger anfällig für einen stärkeren US-Dollar als in der Vergangenheit. Das solide Wirtschaftswachstum in den USA hat die Konjunktur in der Vergangenheit durch die Nachfrage nach Rohstoffen und Konsumgütern gestützt. Aber die genaue Auswahl ist bei Volatilität umso wichtiger.