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Fonds-Vertrieb 2019 „Value könnte vor einem Comeback stehen“

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Welcher Ansatz für ESG ist Ihrer Meinung nach der beste? Wann gibt es endlich Standards?

Kutschera: Die ESG-Terminologie neigt zwar dazu, Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren in einem einzigen Bereich zu gruppieren, wir glauben aber, dass der beste Ansatz darin besteht, die Faktoren „E“ und „S“ anders zu behandeln als den Faktor „G“. Corporate-Governance-Standards sind etabliert und werden im Prinzip weltweit einheitlich veröffentlicht. Die Offenlegung von Umwelt- und Sozialfaktoren im Vergleich dazu eher begrenzt. Daher prüfen wir auf Faktoren, die Unternehmen in der Regel nicht offenlegen. Zu diesen Faktoren gehören zum Beispiel belastete Beziehungen oder Probleme mit verschiedenen Stakeholdern.

Da wir „E“ und „S“ getrennt von „G“ behandeln, verfügen wir über zwei Teams von internen Spezialisten: Das Team Responsible Investing (RI), das ökologische und soziale Faktoren abdeckt, sowie das Team Governance.

Es ist schwer zu sagen, ob und wann es einen Standard-Ansatz für ESG in der gesamten Vermögensverwaltungsbranche geben wird, aber für uns ist ein einheitlicher interner Ansatz der Schlüssel zur Erfüllung der Bedürfnisse unserer Kunden. Wir haben ein proprietäres Modell (wir nennen es Responsible Investing Indicator Model, kurz RIIM) entwickelt, das systematisch das RI-Profil einer Investition überprüft. Wie bereits erwähnt, hilft es uns, nach E- und S-Datenpunkten zu suchen, die einige Unternehmen und Emittenten nur ungern offenlegen. Es hilft uns außerdem dabei, Green-Washing-Versuche aufzudecken. Zugleich kann es aber auch dazu dienen, Investments mit positiven RI-Merkmalen zu identifizieren und das RI-Faktor-Exposure auf Portfolioebene zu steuern.

Für uns gibt es keinen Ersatz für den regelmäßigen Kontakt mit Unternehmen. Wenn wir Praktiken identifizieren, die sich negativ auf unsere Investments auswirken, treten unsere Portfoliomanager direkt mit der Unternehmensleitung und den Vorständen in Kontakt, in Form von Gesprächen, Telefonanrufen oder schriftlicher Kommunikation. Es gibt Initiativen auf Branchenebene, die darauf abzielen, unternehmensübergreifend die Transparenz oder das Geschäftspraktiken zu verbessern, und wir beteiligen uns gemeinsam mit anderen Investoren durchaus an solchen Initiativen.

Nennen Sie mir bitte ein Thema, das 2019 besonders wichtig für die Fondsbranche wird oder ist.

Kutschera: Angesichts dessen, wo wir uns aktuell im Marktzyklus befinden, dürfte die Volatilität hoch bleiben, wie wir es auch in diesem Jahr schon gesehen haben. Dies könnte eine attraktive Gelegenheit für aktiv gemanagte Fonds sein, ihre Fähigkeit unter Beweis zu stellen, durch potenziell niedrigere Korrelationen und eine höhere Streuung am Markt einen Mehrwert gegenüber ihren Benchmarks zu schaffen. Es ist auch wichtig für Multi-Asset- und marktneutrale Strategien, sich in einem Umfeld potenziell steigender Zinsen und Credit-Spreads Diversifikationsvorteile zu bewahren.

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