LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in FinanzberatungLesedauer: 5 Minuten

Fondsboutiquen & Public Relations: Kommunikation und Vertrieb sind absolute Gegensätze?

Markus Hill
Markus Hill
Markus Hill ist unabhängiger Asset Management Consultant in Frankfurt. Seine Fachgebiete liegen in Marketing / Vertrieb / PR und in der Managerselektion. Hill beschäftigt sich intensiv mit Private Label Fonds, Fondsboutiquen und dem Einsatz von Publikumsfonds (Fondsselektion) bei Institutionellen: www.markus-hill.com „Man kann alle Leute einige Zeit und einige Leute alle Zeit, aber nicht alle Leute alle Zeit zum Narren halten“ (Abraham Lincoln). Ein Präsident muss nicht so falsch liegen in seinen Gedanken, die sich in diesem Fall in Teilen auch auf den Bereich Public Relations (PR) und Asset Management übertragen lassen. Viele unabhängige Vermögensverwalter bzw. in- und ausländische Fondsboutiquen beschäftigen eigene Mitarbeiter im PR-Bereich oder bedienen sich externer Dienstleister.

Konflikte sind manchmal vorprogrammiert, Sätze wie: „Von Bekanntheit allein kann ich mir nichts kaufen“ bis hin zu „Mit diesem Artikel steigern wir den Absatz des Fonds x“ unterstreichen, dass Öffentlichkeitsarbeit oft unter- oder überschätzt wird vom Auftraggeber. Welche Gründe gibt es hierfür? Was kann ein unabhängiger Asset Manager realistischerweise neben „normaler“ Marktkommunikation erwarten?

PR – Dienstleistung von Kapitalanlagegesellschaften

Viele unabhängige Asset Manager haben Ihre Fonds bei Kapitalanlagegesellschaften wie Universal Investment, LRI Invest oder AmpegaGerling aufgelegt. Alle diese KAGs, natürlich auch noch viele andere Mitbewerber, unterhalten PR-Abteilungen. Presseverteiler werden gepflegt und eingesetzt. Fondsinformationen, Pressegespräche, Fachausarbeitungen – alle diese Kommunikationsinstrumente bewerben die KAG-Produktpalette, erzeugen ein konstruktives „Grundrauschen“ im Markt. Vergleichbar auch der Pressearbeit von Verbänden wie dem Verband unabhängiger Vermögensverwalter e. V. (VuV) und dem Bundesverband deutscher Investment-Gesellschaften. Neben der Nutzung im Medienbereich finden Teile dieser Ausarbeitungen oder Kontaktanlässe (u. a. auch Investorenbefragungen) Nutzung im Vertriebsbereich der Gesellschaften. Auch viele der Private Label Fonds-Initiatoren nutzen gerne die Dienstleistungen dieser Service-Abteilungen.

Spezieller Fall - Kommunikation und die Fondsinitiatoren


Unabhängige Asset Manager setzen PR-Unterstützung beim eigenen Marktauftritt mit interner oder externer Unterstützung ein. Kritischer Faktor ist hier oft die Fondsgröße und natürlich die Produktqualität (Stichworte: Performance, Prozesse, relative Vergleichbarkeit). Ist der Fonds klein, der Manager unbekannt und ggfs. die Performance temporär unbefriedigend, dann erscheint PR-Arbeit oft teuer und ineffizient. Marktbereinigungseffekte klären hier oft die Situation.

Bei stabilem Mittelzufluss bzw. –bestand denken viele Unabhängige darüber nach, langfristig Imagepflege zu betreiben, sich zu positionieren. Medienbereich und Investoren sind mögliche Zielgruppen. Viele „mittelgroße“ Fondsinitiatoren (auch ausländische Fondsboutiquen bei Markteintritt) sehen bei der PR neben der klassischen Funktion (Presse, Medien, Wahrnehmung etc.) eine zusätzliche Komponente, die mehr in Richtung Investor weisen kann.  Vielleicht könnte man drei potentielle Mythen in der Industrie intensiver diskutieren:

1.    PR-Mythos: „Wir machen Wasser zu Wein!“


Interne und externe PR-Fachkräfte, auch die Mitarbeiter von KAGen, können keine Wunder bewirken: Ein Fonds mit nachhaltig schlechter Performance kann mit viel Budgeteinsatz längere Zeit PR-mäßig promotet werden, auf lange Sicht erlischt aber Medien- und Investoreninteresse. Es ist keineswegs gesagt, dass dieser Sachverhalt allen Fondsmanagern bzw. unabhängigen Vermögensverwaltern klar ist. Ein zusätzlicher Aspekt hiervon kann sein, dass man an die Medien Erwartungen formuliert, die diese so nicht erfüllen können. Wenn ein Artikel, eine Pressemitteilung, Anzeige (Werbung, Übergang zu PR oft fließend) keinen Anklang bei Medien oder Investoren findet, sollte auch der Fondsinitiator sich möglicherweise die Frage stellen: Habe ich überhaupt Produkte oder Inhalte zu bieten, die Zielgruppeninteresse wecken können? Viele PR-Fachleute können nur mit dem arbeiten, was langfristig „Kommunikationssubstanz“ bietet.